Union dreht Spiel in Leipzig und siegt das sechste Mal in Serie
Der 1. FC Union Berlin bleibt im Jahr 2023 ohne Punktverlust. Die Eisernen drehen bei RB Leipzig einen 0:1-Rückstand und gewinnen in gewohnt effizienter Manier mit 2:1. Damit bleiben die Berliner Tabellenzweiter der Bundesliga.
Union Berlin hat bei RB Leipzig seine Siegesserie weiter fortgesetzt. Die Köpenicker gewannen eine stets enge Partie, nachdem Leipzig in der 24. Minute in Führung gegangen war, noch mit 2:1. Janik Haberer per Distanzschuss (61. Minute) und Robin Knoche per Elfmeter (72.) ermöglichten den sechsten Sieg und das fünfte 2:1 in Folge. Damit bleiben die Unioner Tabellenzweiter der Bundesliga und damit erster Verfolger des FC Bayern München.
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Unions Defensivplan hielt knapp 20 Minuten
In den ersten Spielminuten entwickelte sich das erwartete Spiel. RB Leipzig übernahm sofort die Spielkontrolle, während Union sich in gewohnter Weise auf ein diszipliniertes Stehen gegen den Ball und Umschaltaktionen fokussierte. Es gelang Union sehr gut, Leipzig vom eigenen Tor fernzuhalten, ohne aber selbst in aussichtsreiche Konter zu kommen, sodass sich ein höhepunktarmes Spiel ohne viel Tempo entwickelte. Nach 20 Minuten hatte es auf beiden Seiten noch keine nennenswerte Offensivszene gegeben.
Der Plan von Union ging genau 24 Minuten auf, dann brachte Benjamin Henrichs die Hausherren aus dem Nichts in Führung. Der Leipziger Außenverteidiger bekam im Mittelfeld etwas zu viel Platz, nutzte diese Gelegenheit sofort und überwand Union-Schlussmann Rönnow mit einem sehenswerten Distanzschuss. Durch den Rückstand waren die Eisernen gefordert, mehr eigene Ideen im Angriffsspiel zu entwickeln – Gegner Leipzig lauerte nun nach dem Führungstreffer selbst auf Momente, die eigenen Konterqualitäten ins Spiel zu bringen.
Union um Antwort bemüht, aber zu harmlos
Die Berliner waren um eine direkte Antwort bemüht, sofort kam mehr Zug in die eigene Offensive. Union gelangen immer wieder vielversprechende Durchbrüche über die Außenbahnen, die anschließenden Flanken brachten jedoch nichts ein. Erst in der 38. Minute verbuchten die Gäste ihre erste handfeste Torchance, als Sheraldo Beckers Schuss aus halblinker Position Leipzig Torhüter Blaswich zu einer Parade zwang.
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Immerhin hatte sich nach dem Henrichs-Treffer ein deutlich offeneres Spiel entwickelt, da Union mehr Spielanteile bekam und Leipzig an dem Ausbau der Führung interessiert war. Dennoch agierten beide Mannschaften weiterhin mit großer taktischer Disziplin, sodass sich bis zum Pausenpfiff keine sonderlich wilden Phasen ergaben und es beim 0:1 aus Union-Sicht blieb. Unions Angriffsbemühungen blieben zu harmlos, um Leipzigs Abwehr wirklich in Bedrängnis zu bringen – im zweiten Durchgang würde es kreativere Ideen brauchen, um Durchschlagskraft und Torchancen zu kreieren.
Haberer-Hammer bringt Union zurück ins Spiel
Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs strahlte Union den Willen aus, am Ergebnis zu schrauben. 15 Minuten ereignislose Minuten, in denen den Köpenickern nicht viel einzufallen schien, vergingen – und dann kam der Auftritt von Janik Haberer. Der Mittelfeldspieler holte in der 61. Minute nach einem Eckball zum Volley aus, traf die Kugel perfekt und prügelte sie unhaltbar in den linken Torwinkel. Der Ausgleich – aus dem Nichts per Einzelaktion wie die Leipziger Führung.
Gerade als Leipzig wieder die Spielkontrolle zu übernehmen schien, drehte Union das Spiel komplett. Leipzigs Simakan ging unverkennbar im eigenen Strafraum mit dem rechten Arm zum Ball, sodass es Strafstoß gab, den Robin Knoche in der 72. Minute souverän zum 2:1 verwandelte.
Leipzig kann Union-Tresor nicht knacken
In den letzten Minuten durfte sich Union in seiner Paradedisziplin, dem Verteidigen, beweisen. Die Köpenicker vollbrachten es in bravouröser Manier, keine Gefahr in der eigenen Spielhälfte mehr aufkommen zu lassen, die Leipziger Schlussbemühungen prallten Welle nach Welle am so kompakten Unioner Defensivblock ab.
Elf Jahre spielte Luca Netz in der Jugendabteilung von Hertha BSC. 2021 entschied er sich für einen Wechsel nach Gladbach. An die Zeit in der Akademie erinnert er sich vor dem Duell der Klubs trotzdem gerne zurück - und lobt Herthas neues Führungs-Duo.
Aufgrund mehrer Wechsel und einer Kopfverletzung von Union-Verteidiger Diogo Leite zog sich die Begegnung noch bis in die 98. Minute, doch all die zusätzliche Zeit sollte trotz mehrerer guter Chancen für Leipzig kein Tor mehr mit sich bringen. Union brachte die Führung durch eine geschlossene Mannschaftsleistung über die Ziellinie und gewann die so enge Partie knapp mit 2:1.
Die Kurz-Analyse
Union Berlin bleibt ein Phänomen. Selbst ein Verein wie RB Leipzig, der zuvor zwölf Bundesligaspiele in Serie nicht mehr verloren hatte, kann die Eisernen nicht aufhalten. Der 0:1-Rückstand brachte Union nie in Unruhe, mit all dem gewonnenen Selbstbewusstsein blieben die Berliner ganz bei sich.
In Folge bewiesen die Köpenicker ihre beängstigende Effizienz: Ein herausragender Volley von Janik Haberer und der sicher ausgeführte Elfmeter von Robin Knoche reichen den Unionern, um das Spiel zu drehen. Das 2:1 mag nicht dem sehr ausgeglichenen Spielverlauf und den teils feldüberlegenen Leipzigern entsprechen, doch die so starke RB-Offensive in dieser Form kaltzustellen und selbst die Tore zu erzwingen, ist das, was Union ausmacht.
Union spielt weiter an seinem Limit - und ist in dieser Form kaum zu schlagen, selbst wenn die Partien kein Spektakel sind.