In der Regionalliga Nordost könnte der Kampf um die Spitzenplätze derzeit kaum spannender sein. Mittendrin stecken der BFC Dynamo und die VSG Altglienicke, deren Trainer genau wissen, wie hart die Konkurrenz in diesem Jahr ist.
"Das wird ein Fotofinish am letzten Spieltag geben", sagt Heiner Backhaus voller Vorfreude. Der Trainer des BFC Dynamo steckt mit seiner Mannschaft derzeit mitten in der vielleicht spannendsten Regionalliga-Nordost-Saison aller Zeiten. "Zumindest ist es die spannendste, seitdem ich dabei bin. Hier kann jeder jeden schlagen", sagt er.
Platz eins und zehn trennen nur sechs Punkte
Am vergangenen Wochenende ist der 19. Spieltag zu Ende gegangen und ein Blick auf die Tabelle zeigt ein erstaunliches Bild, das man sich in vielen anderen Ligen wohl auch wünschen würde. Denn viel knapper könnte es an der Spitze kaum zugehen. Und das nicht nur zwischen zwei oder drei Teams. Den Spitzenreiter und den Tabellenzehnten trennen lediglich sechs Punkte. Mit nur einem Sieg oder einer Niederlage gehört man unter den ersten Zehn plötzlich entweder zu den Top-Mannschaften oder eben zum Mittelfeld.
"Das ist wie ein Schneckenrennen. Mit dem Punkteschnitt, den der jetzige Tabellenführer hat, würde er in keiner anderen Regionalliga oben stehen", erklärt Backhaus, der mit seiner Mannschaft nach Problemen zu Saisonbeginn derzeit wieder auf Platz fünf steht. Im letzten Sommer hatte der BFC den Sprung in die 3. Liga nur ganz knapp im Aufstiegsduell gegen den VfB Oldenburg verpasst. Das sei auch einer der Gründe für die Anfangsschwierigkeiten, sagt Backhaus. "Die mentale Verfassung war nach diesem Erlebnis und der kurzen Sommerpause nicht die beste."
Aufsteiger ist Tabellenführer
So spielt der BFC als Meister der vergangenen Saison also auch in diesem Jahr wieder in der Regionalliga. Ein Grund dafür, warum es dort gerade so spannend zugeht. Denn nicht nur ist mit Dynamo eine starke Mannschaft geblieben, sondern es sind auch richtig gute dazugekommen. Der Drittliga-Absteiger Viktoria hatte zwar erst Probleme, hat aber zuletzt einen Lauf gestartet und ist auch für die Spitzenteams ein ernstzunehmeder Gegner. "Und die Aufsteiger aus der 5. Liga sind auch keine normalen Aufsteiger", sagt Backhaus. Denn neben dem durchaus konkurrenzfähigen Greifswalder FC (derzeit 11.), kam mit Rot-Weiß Erfurt auch der aktuelle Tabellenführer gerade erst aus der Oberliga hoch.
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Der Klub aus Thüringen ist auch für Karsten Heine einer der großen Favoriten auf den Aufstieg. "Was Erfurt macht, ist kein Zufall mehr. Wenn man nach 19 Spieltagen mit dieser Punkteanzahl und dem Torverhältnis oben steht und dazu dieses tolle Publikum hat, muss man sie ganz klar als Favoriten sehen", sagt der Trainer der VSG Altglienicke.
Auch Heine steckt mit seiner Mannschaft im engen Rennen der Top-Zehn. Und mit der Kaderstärke der VSG würde durchaus Potential bestehen, sich dort oben bis zum Saisonende festzusetzen oder sogar noch höheres zu erreichen. 16 Neuzugänge hat der Verein sich in Sommer- und Wintertransferperiode geleistet. Einige von diesen haben schon höherklassige Erfahrungen vorzuweisen und mit Philip Türpitz hat Heine sogar einen Spieler im Kader, der bereits 59 Mal in der 2. Bundesliga auf dem Platz stand.
Tradition und attraktiver Fußball
Zu den großen Top-Teams der Liga würde der Trainer seine Mannschaft allerdings trotzdem nicht zählen. "Es ist ja jetzt nicht so als hätten wir wie Manchester City eingekauft. Es gibt ein paar Vereine, die bessere Bedingungen als wir haben. Wenn die ihre Hausaufgaben nicht machen sollten, dann wollen wir da sein", sagt er. Neben Erfurt sind für ihn auch Chemnitz und Cottbus Favoriten auf die Meisterschaft.
Über die starke Konkurrenz und die enge Lage an der Spitze freut sich der Altglienicker Trainer. "Da ist brutale Tradition dabei. Und diese Mannschaften wollen natürlich schnell wieder in den großen Fußball. Dieses Bestreben spürt man", sagt er. Ähnlich sieht das auch BFC-Coach Backhaus: "Das spricht für die Attraktivität der Liga. Es ist die vierte Liga mit den meisten Zuschauern in ganz Deutschland."
Und wenn man der Expertise beider Trainer trauen darf, wird es auch noch bis zum letzten Spieltag so spannend bleiben. "Das wird eine ganz enge Kiste. Ich kann mir im Moment keine Mannschaft vorstellen, die sich dort entscheidend absetzen wird", sagt Heine. Dem stimmt Backhaus zu und weiß, dass sich das Blatt schnell in die eine oder andere Richtung wenden kann. "Wir sind keine Träumer. Klar sind wir jetzt oben mit dran, aber das ist nur eine Momentaufnahme."
Erhöhten Druck verspüren sie durch die Situation momentan allerdings noch nicht. "Die Tabelle interessiert mich nur an einem einzigen Tag und das ist der letzte Spieltag. Nach Möglichkeit wollen wir dann natürlich ganz oben stehen", sagt der BFC-Trainer. Und auch Heine ist derzeit noch entspannt, verrät aber: "Es wird noch sehr lustig werden."