Lichtenberg 47 in der Regionalliga
In den abgelaufenen Spielzeiten überraschte Lichtenberg, blieb fernab der Abstiegsplätze. Nun tummeln sich ehrgeizige Traditionsteams in der Regionalliga - und die Ostberliner kämpfen um den Klassenverbleib. Der Sportdirektor bleibt gelassen.
Benjamin Plötz erlebt mit seinem SV Lichtenberg 47 eine sportliche Dürrephase wie selten zuvor. Das Team des Sportdirektors ist seit acht Ligaspielen ohne Sieg, zuletzt setzte es im Stadion der Freundschaft eine schallende 0:5-Klatsche gegen Energie Cottbus. In den vergangenen drei Jahren konnte der Amateurklub stets mit einer ordentlichen Platzierung im Mittelfeld überraschen. Nun, in seiner vierten Regionalliga-Spielzeit, ist er akut abstiegsbedroht.
Die drängendste Frage für den Ostberliner Verein lautet deswegen logischerweise: Wie kann er das Ruder vor dem anstehenden Saison-Schlussspurt noch herumreißen? Grundsätzlich wirft die sportliche Negativ-Tendenz für den Amateurverein aber auch die Frage auf: Wie kann er in der an ambitionierten Klubs überreichen Regionalliga Nordost langfristig bestehen?
Auf die aktuellen sportlichen Misserfolge angesprochen relativiert Benjamin Plötz: "Wir waren im Jahr 2023 in der Rückrunde immer sehr gut mit von der Partie", sagt der 36 Jahre alte Berliner im Telefonat mit rbb|24. "Wir hatten Spiele, in denen wir auch Siege hätten einfahren können." Etwa gegen Rot-Weiß Erfurt, Spitzenreiter der Regionalliga Nordost. Lange habe man gut mitgehalten, sagt Plötz, habe schöne Tore erzielt. Doch am Ende sei es dem Team nicht gelungen, das eigene Tor "mit allem zu verteidigen, was wir haben". Das Spiel ging mit 3:4 verloren.
Es ist nach dem Umbau des Hans-Zoschke-Stadions die erste Spielzeit, die der Klub über die volle Strecke in der Heimarena bestreiten kann – mit 9.900 Plätzen gehört es zu den größten Berliner Stadien. Ein positiver Effekt auf die sportlichen Resultate ließ sich bislang jedoch nicht ablesen.
Man sei dem Bezirk Lichtenberg dankbar, dass er die Rahmenbedingungen ermöglicht habe, dass man wieder durchgehend im "Hans Zoschke" spielen könne, sagt Plötz. Wichtig sei nun, dass sich der Klub auch in Zukunft weiterentwickelt. "Die Voraussetzung dafür muss sein, dass wir in der Regionalliga spielen", glaubt er.
Der Verbleib in der vierthöchsten Fußball-Klasse soll also unter allen Umständen erreicht werden. Doch dieser könnte am Ende nicht nur von sportlichen Resultaten abhängen, sondern auch vom Abschneiden der Drittliga-Teams. Vereinfacht gesagt: Je mehr Mannschaften des Nordostdeutschen Fußballverbands aus der 3. Liga absteigen, desto mehr Teams aus der Regionalliga müssen auch runter in die fünfte Ebene.
Das heißt: Der aktuell 16. Tabellenrang könnte für Lichtenberg den Abstieg in die Oberliga, und damit die Fußball-Peripherie, bedeuten. Die Platzierung könnte jedoch auch gerade so für den Klassenverbleib genügen. Durch die aktuelle Konstellation wäre Lichtenberg 47 abgestiegen.
Solche Erwägungen seien zwar durchaus relevant, sagt Plötz. Ziel sei es aber so oder so, in den verbleibenden 15 Spielen alles rauszuholen, "was in den Körpern steckt und den Geist so aufzufrischen, dass man daran glaubt und keinen Zweifel daran lässt”, dass man die Klasse hält.
Klar ist aber auch, dass dies ungleich schwerer ist als noch vergangene Saison. Lichtenberg verfügt über eine "Feierabend-Mannschaft", wie Plötz es ausdrückt: Die Spieler sind Azubis, Studenten, Arbeiter. Gleichzeitig ist die Dichte an ambitionierten Traditionsmannschaften, die unbedingt den Sprung zurück ins Profigeschäft schaffen wollen, in der Liga hoch wie selten zuvor. Auch die jüngste 0:5-Pleite bei Energie Cottbus ließe sich damit erklären: "Am Ende war es ein Montagabend, wo jeder nach der Arbeit um 20 Uhr nach Cottbus fährt, was eigentlich schon unmenschlich ist. Am Ende spiegelt sich das auch im Ergebnis wider”, kommentiert Plötz die nachgeholte Partie in der Lausitz bitter.
Das Spiel gelte es nun mit dem Trainer Murat Tik zu analysieren. Den seit Sommer amtierenden Coach habe er "bis dato nie in Frage gestellt", sagt er. Am Ende würden die Spieler die Ergebnisse bringen. Es sei eine junge Mannschaft - 19 Spieler sind jünger als 23 Jahre - und die sei durch die aktuelle Phase verunsichert. Es sei eine Umbruchsphase, doch auch in dieser sei der Klassenerhalt möglich: "Den Glauben haben wir nicht aufgegeben, das haben wir uns über die Jahre erarbeitet, und ich glaube, Fleiß wird im Leben belohnt."
Sicherlich die größte anzunehmende Belohnung: Eine fünfte Spielzeit in der Regionalliga Nordost.
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.02.2023, 15:15 Uhr
Beitrag von Shea Westhoff
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