Füchse Berlin nach der Winterpause
Für Mathias Gidsel hätte die Handball-WM im Winter kaum besser laufen können. Mit dem Titel und der Auszeichnung zum besten Spieler ist er zurück nach Berlin gekehrt und hofft mit den Füchsen auf eine erfolgreiche Zukunft.
Mit zufriedenem Gesicht leitet Füchse-Coach Jaron Siewert das Training. Erstmals seit der Winterpause ist seine Mannschaft wieder komplett. Das heißt aber nicht, dass seine Spieler im letzten Monat untätig waren. Acht Berliner nahmen im Januar an der Handball-Weltmeisterschaft in Polen und Schweden teil. Und drei von ihnen sind nicht mit leeren Händen zurückgekommen.
Mathias Gidsel, Hans Lindberg und Jacob Holm wurden vor gerade einmal zwei Wochen mit Dänemark Handball-Weltmeister. Im Finale setzten sie sich mit 34:29 gegen den Olympiasieger Frankreich durch. "Das macht mich sehr stolz", sagt Siewert. "Ich bin froh, dass alle gesund geblieben sind, ihren Anteil am Erfolg hatten und jetzt wieder hier ihre Leistungen erbringen können."
Viel Zeit zum Feiern und Erholen blieb den drei Dänen allerdings nicht. Seit Samstag sind sie wieder in der Hauptstadt und bereits am Dienstag starten die Füchse mit einem Spiel gegen das ukrainische Team HC Motor Saporischschja in der European League aus der Pause. Am Sonntag geht dann auch die Liga mit einem Auswärtsspiel in Hamm weiter. "Ich finde es total falsch, dass es so schnell nach der WM wieder losgeht. Wir hatten kaum Zeit uns zu entspannen. Eine Woche mehr könnte ich gut gebrauchen", sagt Weltmeister Gidsel.
Gerade der 23-Jährige hätte sich eine Pause wohl mehr als verdient. Denn mit 60 Treffern war er nicht nur Torschützenkönig der Weltmeisterschaft, sondern wurde am Ende auch zum besten Spieler des Turniers gewählt. Schon bei den Olympischen Spielen in Tokio wurde im diese Ehre zu Teil. Gidsel ist derzeit der vielleicht beste Handballspieler der Welt. Vor allem in seinem Heimatland steht der Füchse-Star deshalb im Rampenlicht, was eigentlich so gar nicht sein Ding ist.
Zwar würde er die Liebe und die Bestätigung der Fans sehr schätzen, es sei für ihn aber immer noch schwierig, mit der Aufmerksamkeit umzugehen. "Als ich als Kind mit dem Handballspielen angefangen habe, war das nicht, um irgendwann vor einer Kamera zu sitzen. Dafür sehe ich auch nicht gut genug aus", scherzt er.
Das Vermeiden der großen Aufmerksamkeit ist einer der Gründe, warum der Rechtsaußen die deutsche Hauptstadt seit seinem Wechsel im Sommer vergangenen Jahres so sehr zu schätzen gelernt hat. "Handball ist hier zwar auch populär, aber die Stadt ist so groß, dass ich einfach rausgehen und ich selbst sein kann. Das gefällt mir sehr", sagt er.
Und auch sportlich scheint für ihn in Berlin alles zu passen. Erstmals in der Vereinsgeschichte haben die Füchse die Winterpause an der Tabellenspitze der Bundesliga verbracht und auch in der European League führen sie ihre Gruppe souverän an. Gidsel ist dabei einer der wichtigsten Leistungsträger. "Ich bin sehr dankbar, dass ich derzeit Teil der Berliner Mannschaft sein darf und auch noch Teil der dänischen Mannschaft war, die meiner Meinung nach eines der besten Teams aller Zeiten ist. Man kann sagen, dass ich einer der glücklichsten Spieler bin, die gerade auf dem Feld stehen", freut sich der Däne.
Diese große Zufriedenheit ist wohl auch einer der Gründe, warum er seinen Dreijahresvertrag bei den Berlinern vorzeitig bis 2028 verlängert hat. Dass die Füchse den derzeit wertvollsten Spieler der Welt auch für die nächsten Jahre an den Verein binden konnten, ist ein großer Erfolg und zeigt, wohin es künftig gehen könnte.
Auch Trainer Siewert freut sich sehr über die bemerkenswerte Entwicklung seines Spielers. "Aber es gehören immer auch andere Spieler dazu, dass er diese Performance überhaupt bringen konnte", sagt Siewert mit Blick auf die Weltklasse-Leistung Gidsels bei der WM. "Ich hoffe, dass wir ihm eine ähnlich gute Mannschaft stellen und wir in Zukunft auch hier gemeinsam performen." Das Team um den jungen Star soll also weiter ausgebaut werden. Und vielleicht lockt der WM-MVP ja auch noch den ein oder anderen weiteren Top-Spieler in die Hauptstadt.
Bis dahin sind die Füchse aber schon jetzt auf der Erfolgsspur. Trotzdem mahnt Gidsel zur Vorsicht: "Es sieht gerade sehr gut aus. Aber die Abstände sind oben nicht besonders groß. Wenn du ein Spiel verlierst, kannst du ganz schnell abrutschen. Es wird eine lange und harte Reise, um Erster zu werden. Aber wir sind mittendrin und das ist ziemlich beeindruckend."
Bevor diese Reise weiter geht, will Trainer Siewert seinem WM-Helden beim Auftakt gegen Saporischschja am Donnerstag aber noch einmal eine kleine Pause gönnen. "Er hatte bei dem Turnier mit Abstand die meiste Spielzeit. Wenn es möglich ist, werde ich natürlich versuchen ihn zu schonen", kündigte er an.
In der Bundesliga wird er dann aber wohl wieder auf seine Top-Leute setzen. Dort stehen die Füchse derzeit mit 31:5 Punkten nur knapp vor den Verfolgern THW Kiel (30:6) und den Rhein-Neckar Löwen (29:7). Sollten die Füchse so weiter machen wie vor der Pause, bleibt es für Gidsel in diesem Jahr vielleicht nicht nur beim WM-Titel. "Wir werden sehen, was passiert", sagt der 23-Jährige grinsend.
Sendung: rbb24, 06.02.2023, 21:45 Uhr
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