Interview | Bob-Pilotin Lisa Buckwitz
Als Anschieberin hat Lisa Buckwitz schon viele Erfolge im Bobsport gesammelt. Seit fünf Jahren versucht es die Potsdamerin nun als Pilotin und hatte es dabei nicht immer leicht. Jetzt wurde sie für ihren Ehrgeiz mit ihrer ersten WM-Medaille belohnt.
rbb: Frau Buckwitz, bei der WM in Sankt Moritz haben Sie vergangenen Sonntag Ihre erste Medaille als Pilotin geholt. Im Monobob gewannen Sie am Ende Bronze. Hatten Sie Zeit, diesen Erfolg ein wenig zu feiern?
Lisa Buckwitz: Nein, leider nicht. Es steht ja noch der Zweier-Wettkampf an, der meine volle Konzentration braucht.
Wird es im Zweier dann auch gleich die nächste WM-Medaille geben?
Ich gehe da ganz entspannt ran, genauso wie im Monobob. Es ist meine erste WM als Pilotin. Eine Medaille wäre zwar schön und ist bestimmt auch möglich, aber am Ende sind es vier Läufe und es muss an beiden Tagen alles passen. Es heißt also: Einfach entspannt und cool bleiben und dann wird das schon irgendwie.
Als Anschieberin haben Sie viele Erfolge gesammelt, unter anderem gab es Gold bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang. Welche Bedeutung hat nun diese erste Medaille als Pilotin?
Eine sehr große. Es ist auch meine erste WM-Medaille überhaupt. Ich habe zwar als Anschieberin im Team-Wettkampf Silber geholt, aber das zählt bei uns immer nicht so richtig. Das hat eine besondere Bedeutung, weil es auch wieder ein Schritt nach vorne für mich ist. Ich habe fünf Jahre gebraucht, um dort hinzukommen, wo ich jetzt stehe. Es war ein besonderer Moment, der mir gezeigt hat, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Die Goldmedaille bei Olympia ist aber natürlich noch einmal auf eine andere Art und Weise besonders.
Trotz Ihrer jungen Karriere als Pilotin können Sie schon mit der etablierten Spitze mithalten. Im Monobob landeten sie nur 0,7 Sekunden hinter der Siegerin Laura Nolte und 0,4 Sekunden hinter der Zweiten Kaillie Humphries. Wird es also nicht mehr lange dauern, bis Sie schneller als die beiden sind?
(Lacht) Bobfahren ist eine Erfahrungs-Sportart. Das dauert. Man muss von Jahr zu Jahr Geduld haben und an sich arbeiten, um dann ganz oben anzukommen. Die anderen haben natürlich den Vorteil, dass sie viel länger fahren. Aber ich denke, ich habe mir das für meine allererste Weltcup-Saison alles sehr gut erarbeitet und es geht nach vorne. Mal gucken, vielleicht bin ich ja nächstes Jahr schon wieder ein Stück weiter.
Nach dem Umstieg von Anschieberin auf Pilotin lief es für Sie zunächst nicht besonders gut. Wie war diese Phase für Sie und haben Sie an der Entscheidung zum Wechsel gezweifelt?
Gezweifelt habe ich nicht wirklich. Ich wusste, dass es ein steiniger Weg wird und nicht alles von heute auf morgen klappt. Das ist wie beim Fahrradfahren lernen. Da hat man auch immer wieder Rückschläge und fällt hin. Und auch beim Bobfahren läuft nicht immer alles glatt. Mein Trainer hat mir immer gesagt, dass man Geduld haben und ausdauernd sein muss. Und genauso hat sich der Weg für mich hierhin auch angefühlt. Nach der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen bin ich erst einmal aus der Kaderförderung rausgefallen, weil ich umschulen wollte. Ich musste wieder von Null anfangen und es war nicht einfach. Aber ich habe es gemeistert, weil ich eben geduldig, ausdauernd und ehrgeizig war.
Wird die WM in Sankt Moritz Ihr Saison-Abschluss sein oder planen Sie noch die Teilnahme an einem weiteren Wettkampf?
Für mich steht noch der Weltcup in Innsbruck an. Danach würde es theoretisch auch noch Sigulda geben, aber das lasse ich weg, weil ich dort zuvor noch nie war und es in der kurzen Zeit zu anspruchsvoll wäre, sich darauf vorzubereiten.
Wie sehen dann die Sommerpläne einer Bob-Pilotin aus?
Ich werde bei mir zuhause in Potsdam sein und am Olympiastützpunkt Brandenburg mein Athletiktraining durchführen. Und das jeden Tag zwei Mal. Im März werde ich vorher aber erstmal ein bisschen Urlaub machen, um den Körper zu regenerieren und mir eine Pause gönnen. Dann kann ich mit voller Energie wieder in die nächste Saison starten.
Dieser Start wird dann etwas später sein als sonst. Der deutsche Verband hat entschieden, die Saison wegen des Klimawandels und den steigenden Temperaturen, statt im September oder Anfang Oktober in diesem Jahr erst im November zu beginnen. Was halten Sie davon?
Ich denke, das ist ein richtiger Schritt. Man sieht jedes Jahr aufs Neue, dass es im September und Oktober einfach viel wärmer wird und die Bahnen können halt nicht bei einer Außentemperatur von plus 20 Grad künstlich vereist werden. Das macht in meinen Augen keinen Sinn. Deshalb finde ich es gut, wenn man später anfängt. Und auch für die Zukunft ist es die richtige Entscheidung, zwecks Klimawandels alles ein bisschen nach hinten zu verschieben.
Ist damit auch ein Risiko verbunden und den deutschen Pilotinnen und Piloten entstehen durch die verkürzte Vorbereitung Nachteile?
Nein, ich glaube nicht, dass es da Nachteile gibt. Es ist wie gesagt eine Erfahrungs-Sportart und man wird von Saison zu Saison besser, kommt mit dem halben Jahr Pause gut klar und dann immer schnell auch wieder rein. Außerdem haben wir schon so viel mit dem Material getestet, dass wir uns das leisten können.
Auf welches nächste große Ziel als Pilotin fiebern Sie dann nach dem Sommer hin?
Mein großes Ziel ist es, bei den Olympischen Winterspielen 2026 eine oder zwei Medaillen als Pilotin zu gewinnen. Davor habe ich mir aber kleine Ziele gesetzt. Dieses Jahr wollte ich mich im Weltcup etablieren und eine Medaille holen, was ich ja auch erreicht habe. Und nächstes Jahr sieht es ähnlich aus. Es soll im Weltcup noch weiter vorangehen, ich will wieder bei der WM gut abschneiden und mich im Hinblick auf 2026 unter den Top-Drei etablieren.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.
Sendung: rbb24, 02.02.2023, 21:45 Uhr
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