Hertha vor Spiel gegen Mainz
Fußball-Bundesligist Hertha BSC empfängt am Samstag den 1. FSV Mainz 05 im Olympiastadion. Dabei geht es um wichtige Punkte im extrem engen Abstiegskampf und gegen den Ex-Klub von Herthas Trainer Sandro Schwarz. Von Philipp Höppner
Man muss kein Mathe-Genie sein, um zu verstehen wie eng der Abstiegskampf in der Bundesliga aktuell ist. Rang 14 und 18 trennen lediglich einen Punkt. Hertha hat 20 Punkte. Stuttgart, Hoffenheim, Schalke und Bochum haben alle 19 Punkte. "Alles eng zusammengerückt, fünf Mannschaften, die um den Klassenerhalt battlen [engl.: kämpfen] und wir sind eine davon", sagte Hertha-Trainer Sandro Schwarz bei der Pressekonferenz vor dem Spiel.
Laut einer Recherche der ARD-Sportschau reichten seit der Wiedereinführung der Relegationsspiele 2008/09 33,3 Punkte für den Klassenerhalt. Für den Relegationsplatz waren sogar nur 30,8 Punkte nötig. Somit bräuchte Hertha noch vier Siege in den verbleibenden elf Spielen, um mit hoher Wahrscheinlichkeit die Klasse zu halten. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison stand Hertha nach dem 23. Spieltag ebenfalls auf Rang 14, hatte aber bereits 23 Punkte gesammelt. Letztlich reichte es trotzdem nur für Platz 16 und die Relegation, die gegen den HSV gewonnen wurde.
Mainz 05 galt vor der Saison für viele auch als möglicher Abstiegskandidat. Doch davon ist die Mannschaft von Trainer Bo Svensson weit entfernt. Mainz steht aktuell auf Rang sieben und hat bereits 35 Punkte gesammelt. Die Formkurve der 05er zeigt steil nach oben. So konnten die letzten vier Spiele in der Liga alle gewonnen werden. Und das ohne den verletzten Stürmer Jonathan Burkhardt. Statt einer "One-Man-Show" sind momentan gleich mehrere Mainzer in sehr guter Form. Top-Scorer sind Karim Onisiwo und Jae-sung Lee (beide 10). Der ehemalige Unioner Marcus Ingvartsen traf acht Mal.
Und Mittelfeld-Motor Leandro Barreiro erzielte den Siegtreffer in der vergangenen Woche gegen die TSG Hoffenheim - sein fünfter Scorer-Punkt. Auch muss Hertha bei Mainzer Standards aufpassen. Linksverteidiger Aaron Martin sorgt nach ruhendem Ball regelmäßig für Gefahr im gegnerischen Strafraum. Der Spanier traf in dieser Spielzeit schon drei Mal selbst und bereitete drei Tore vor.
"Es ist eine Mannschaft, die sehr aggressiv ist, die sehr gut verteidigt, die eine hohe Laufbereitschaft hat, hohe Sprintfähigkeit, sehr gradlinig, einfach Fußball spielt und auch Torgefahr ausstrahlt", sagte Schwarz. Mit dem Abstieg dürften die Mainzer diese Saison nur noch rein rechnerisch etwas zu tun haben. Wenn sie ihre aktuelle Form halten können, darf aber auch durchaus in Richtung der internationalen Plätze geschielt werden.
Besonders im Sturm gibt es bei Hertha gute Nachrichten: Sandro Schwarz hat die Qual der Wahl. Unter der Woche kehrte Wilfried Kanga nach seiner Zehenblessur zurück ins Mannschaftstraining. "Er wird mit Sicherheit im Kader stehen. Ob es für die Startelf reicht, gucken wir dann. Aber er macht einen sehr guten Eindruck in der Trainingswoche", sagte Schwarz auf der Pressekonferenz. Nun muss er sich zwischen Kanga, Niederlechner, Scherhant und Ngankam entscheiden. Doch das nun richtiger Konkurrenzkampf herrscht, sagte Schwarz, freue ihn.
Defensiv darf sich hingegen Marton Dardai Hoffnung auf Spielzeit machen. Eigentlich sollte Dardai bereits im Heimspiel gegen Augsburg von Beginn an ran, verletzte sich jedoch einen Tag vorher. Diese Woche sei er aber durchaus wieder eine Option für die Startelf und könnte womöglich Filip Uremovic aus der 3er-Kette verdrängen.
So könnte Hertha spielen: Christensen - Rogel, Kempf, Dardai - Richter, Tousart, Cigerci, Serdar, Plattenhardt - Lukebakio, Niederlechner
Sandro Schwarz ist ein Mainzer Junge durch und durch. Er wurde in Mainz geboren, ging dort zur Schule und schaffte es 1995 in die Profimannschaft des FSV. Schwarz kam auf über 100 Zweitligaspiele und stieg 2003/04 mit Mainz in die Bundesliga auf. Nach seiner aktiven Karriere wurde er erst Trainer der U19, dann der zweiten Mannschaft und schließlich Cheftrainer der Profis. "Es war eine sehr intensive Zeit, die ich dort erleben durfte. Viele bekannte Gesichter und viele Momente, deswegen freust du dich auf dieses Spiel. Aber ich freue mich auch, mit unseren Jungs dieses Spiel zu bestreiten und die drei Punkte hoffentlich hier zu behalten", sagte Schwarz.
Mainz ist in überragender Form, hatte allerdings auch einiges an Spielglück bei den letzten Siegen. Außerdem sind die Mainzer nicht so schnell wie viele Leverkusener, die Hertha letzte Woche überrannt haben. Und wenn bei Hertha etwas geht, dann zu Hause im Olympiastadion (erwartete Zuschauer: 40.000). "Es wird ein auch wieder ein Kampfspiel werden, ein intensives Spiel, in dem es darum geht, sich in den einzelnen Duellen zu behaupten", sagte Sandro Schwarz. Ein Torspektakel wird es wohl eher nicht - vielleicht also ein umkämpftes 1:1.
Sendung: rbb24, 09.03.2023, 18 Uhr
Beitrag von Philipp Höppner
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