WM-Sieg vor 30 Jahren
Vor 30 Jahren wurde Henry Maske erstmals Box-Weltmeister. Der Brandenburger setzte sich in Düsseldorf gegen den großen Favoriten Charles Williams durch. Es war der Anfang eines riesigen Box-Booms in Deutschland.
Wenn Henry Maske auf seinen Weltmeisterschafts-Triumph vor 30 Jahren angesprochen wird, erinnert sich der heute 59-Jährige zuerst an die Vorbereitung. "Die war extrem herausfordernd, um es mal ganz milde auszudrücken", sagt Maske. "Den 20. März habe ich dann natürlich sehr gut in Erinnerung. Wobei mir der Siegergürtel ja eigentlich erst am 21. umgeschnallt wurde", erklärt Maske weiter.
Tatsächlich besiegte Maske den US-Amerikaner "Prince" Charles Williams in der Düsseldorfer Philipshalle erst nach Mitternacht. Am Ende ist es aber egal, wann genau der Stichtag ist, an dem der Brandenburger Boxer Henry Maske erstmals Weltmeister wurde. Fest steht: Es war ein besonderer Triumph und der endgültige Startschuss für eine außergewöhnliche Profi-Boxkarriere.
Williams hatte den Titel im Halbschwergewicht insgesamt mehr als fünf Jahre gehalten. "Der Gefürchtetste seiner Zeit" sei der US-Amerikaner damals gewesen, sagt Maske, "beschrien als der Beste". Maske bezeichnet Williams als klugen Boxer. Wichtig sei im Kampf gewesen, "dass ich ihn vor Probleme stellte, die er gar nicht erwartet hatte. Dass ich ihm Fragen stellte, die er nicht beantworten konnte". Mit dieser Philosophie wird Maske erstmals Box-Weltmeister im Halbschwergewicht.
"Die Halle war mit über 6.000 Zuschauern gefüllt. Es war eine Begeisterung zu spüren", erinnert sich Maske an die Nacht in Düsseldorf. "Das hat bei mir noch einmal eine zusätzliche Freude hervorgerufen". Er habe sehr lange daraufhin gearbeitet, diese Chance zu bekommen. "Während des Kampfs merkst du dann, ob es gut läuft oder eben nicht. Und es sah wirklich gut aus." Maske gewinnt den Kampf schließlich einstimmig nach Punkten und stößt in Deutschland einen Box-Boom an. Bis zu 18 Millionen TV-Zuschauer verfolgen in den nächsten Jahren seine WM-Kämpfe, oft bleiben sie dafür nachts lange wach.
Das Millionen-Publikum vor den Fernsehern und auch die Fans in der Halle versuchte Maske, der 1964 in Treuenbrietzen geboren wird und zunächst in der DDR als Amateur-Boxer aktiv ist, während der Kämpfe stets auszublenden. "Da ist nur der Gegner, auf den man sich zu 100 Prozent konzentriert. Das heißt: Man sieht nur ihn und hört möglicherweise noch den Ringrichter oder den Trainer. Das war es dann aber schon", erinnerte sich Maske vor einigen Jahren in einem WDR-Interview an seine aktive Zeit zurück. "Mann gegen Mann. Reduziert auf das Wissen, dass mein Gegenüber eines vorhat – mich zu treffen."
Maskes Boxstil wird damals oft als defensiv eingestuft. Das sieht Maske auch nach seinem (vorläufigen) Karriereende 1996 noch anders: "Das ist einer der größten Fehler. Ich bin ein ausgesprochen angriffslustiger Boxer, aber nicht mit der Instanz, direkt anzugreifen, sondern vielmehr den Gegner ständig unter Druck zu stellen, ständig vor ihm zu stehen. Sobald er mir das Gefühl gibt, dass ich die Distanz vergrößern muss, weil er schlagen will, bin ich weg", beschreibt Maske seinen Stil. Im Fall von Charles Williams habe er seinen Gegner irgendwann so weit gehabt, dass "ich ihn führte und er nur noch Reagierender war". Eine Herangehensweise, die Erfolg haben sollte.
In 32 Kämpfen holte Maske 31 Siege. Nur seinen Abschiedskampf gegen den US-Amerikaner Virgil Hill im Jahr 1996 verliert er. Das bewegt ihn dazu, zehn Jahre später zurückzukehren und noch einmal gegen Hill anzutreten – diesmal erfolgreich. Anschließend beendet er sein Profi-Karriere. Eine beeindruckende Laufbahn, die am 20. März 1993, vor 30 Jahren, ihren ersten großen Höhepunkt erlebte.
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.03.2023, 7:30 Uhr
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