Aufbruchstimmung beim SC Cottbus schon wieder dahin
Knapp drei Monate nach dem Gewinn der deutschen Vizemeisterschaft ist die Aufbruchstimmung beim SC Cottbus Turnen dahin. Zwei Leistungsträger wollen zum Liga-Start nicht mehr für den Rekordmeister turnen. Von Thomas Juschus
Wenn sich der SC Cottbus an diesem Wochenende zum ersten Wettkampf der neuen Saison in der Deutschen-Turn-Liga (DTL) auf den Weg zur TG Saar (Samstag, 18 Uhr, Kreissporthalle Dillingen) macht, werden EM-Teilnehmer Lucas Kochan und Top-Scorer Leonard Prügel nicht mit im Bus sitzen. Die beiden Eigengewächse und Vorzeige-Athleten der Lausitzer haben zeitgleich Startkarten beim amtierenden deutschen Mannschaftsmeister TuS Vinnhorst gezogen und damit auch einen handfesten Krach zwischen beiden Vereinen ausgelöst.
Zum Wettbewerb
Die Deutsche-Turnliga ist erneut in zwei Hälften unterteilt, in Frühjahr und in Herbst. Nach der Hauptrunde schließt das große Finale in Neu-Ulm an.
Die Termine:
4. März: TG Saar – SC Cottbus
22. April: SC Cottbus – StTV singen
29. April: TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau – SC Cottbus
21. Oktober: TuS Vinnhorst – SC Cottbus
28. Oktober: SC Cottbus – TSV Pfuhl
11. November: KTV Straubenhardt – SC Cottbus
18. November: SC Cottbus – Eintracht Frankfurt
Nachdem der TuS Vinnhorst Ende 2022 seine beiden bisherigen Top-Turner Lukas Dauser (Vize-Weltmeister 2022 am Barren) und Nils Dunkel an Ligakonkurrent KTV Straubenhardt verlor, haben sich offenbar Kochan und Prügel beim Hannoverschen Stadtteil-Klub angeboten und Einigung erzielt. Problem: Beide hatten und haben gleichzeitig weiter Startkarten beim SC Cottbus, die noch bis einschließlich 2029 Gültigkeit haben sollen. Die Startkarten datieren aus dem Jahr 2019, die ungewöhnlich lange Laufzeit von elf Jahren sei gängige Praxis in der Lausitz, heißt es.
Startkarten in Cottbus laufen bis 2029
Die Laufzeit will der TuS Vinnhorst nicht akzeptieren und kämpft deshalb um beide Turner. "Die Bindung über eine Startkarte bis Ende 2029 sehen wir sehr kritisch", sagte auf Anfrage Vinnhorsts Team-Manager Steffen Rüter. "Kochan und Prügel sind auf uns zugekommen und wollen gerne für uns turnen. Beide würden sportlich und menschlich super in unsere Mannschaft passen, deshalb lassen wir beide jetzt nicht fallen und haben einen Anwalt eingeschaltet", sagte Rüter, der dem SC Cottbus sogar eine Ablöse in Aussicht stellte – ohne Erfolg.
Beide Vereine haben inzwischen Anwälte eingeschaltet, ein Schiedsgericht der DTL wird wohl den Sachverhalt in erster Instanz klären müssen. In jedem Fall sind die Fronten an allen Seiten verhärtet. "Wir haben völliges Unverständnis für das Vorgehen des TuS Vinnhorst", sagte SCC-Präsident Arved Hartlich mit Blick auf die aus seiner Sicht "gültige Startkarte".
Trotzdem fehlen Kochan und Prügel beim Start gegen die TG Saar. "Ich werde vorerst für gar keinen Verein an den Start gehen und mich aus der Liga raushalten, um den Kopf freizubekommen", kündigte Kochan an. Prügel äußerte sich nicht.
Radprofi Max Kanter aus Cottbus war 2022 einer der prägenden Fahrer der sogenannten Frühjahrsklassiker. Für dieses Jahr hat sich der 25-Jährige noch mehr vorgenommen. Auftakt ist am Sonntag bei der Fernfahrt Paris-Nizza. Von Thomas Juschus
Mehr Verantwortung für SCC-Nachwuchs
Angesichts der Querelen ist ein erneuter Angriff des SC Cottbus Turnen auf die Meisterschaft nahezu ausgeschlossen. Saison-Ziel für den neunfachen Deutschen Meister ist vorerst der Klassenerhalt.
Der dauerhaft drohende Verlust von Kochan und Prügel soll aus den eigenen Reihen aufgefangen werden. Turner wie Tom Schultze, beim 46. Turnier der Meister in Cottbus überraschend im Finale am Sprung, der junge Willi Binder oder Rückkehrer Eric Mihan sollen Verantwortung übernehmen. "Viele von den Jüngeren waren letztes Jahr schon im Team, kamen aber weniger zum Einsatz. Jetzt geben wir ihnen die Chance, denn sie sind alles gute Sportler und meiner Meinung nach auch zurecht Erstligisten", sagte Team-Manager Devin Woitalla. Er hoffe, dass der SC Cottbus erneut ein Statement in der Liga setzen könne – auch ohne erneuten Medaillengewinn: "Wir produzieren die Turner, wir kaufen sie nicht."