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Quelle: imago images/Guiseppe Maffia

Interview | Ex-Unioner Christopher Lenz vor Wiedersehen

"Die Fans machen nochmal einen gewissen Prozentsatz aus"

Zwischen 2016 und 2021 spielte Christopher Lenz für Union Berlin, stieg mit in die Bundesliga auf. Vor seiner Rückkehr an die Alte Försterei mit seinem jetzigen Verein Eintracht Frankfurt sprach er über Stolz, Daumen und die Rolle der Fans.

rbb|24: Am Mittwoch sind Sie mit Eintracht Frankfurt in Neapel aus der Champions League ausgeschieden. Sie haben 0:3 verloren, standen knapp 70 Minuten auf dem Platz. Wie waren die vergangenen Tage für Sie?

Christopher Lenz: Es war natürlich ein kleines Gefühlschaos. Nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel hatten wir die Hoffnung, dass wir es trotzdem schaffen. Wir sind eigentlich auch gut ins Spiel gekommen und hatten das Spiel auch unter Kontrolle. Napoli ist nicht zu allzu vielen Chancen gekommen. Dann haben wir das Tor direkt vor der Halbzeit bekommen und wussten alle, dass es schwer wird. Für mich persönlich war es ein besonderes Erlebnis, in einem Champions-League-Achtelfinale in der Startelf zu stehen. Trotzdem bin ich verständlicherweise auch traurig darüber, dass wir ausgeschieden sind. Am Ende überwiegt aber der Stolz darüber, wie weit wir gekommen sind.

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Rund um die Partie in Neapel kam es zu Ausschreitungen in der Stadt. Haben Sie das mitbekommen und wurde sich darüber innerhalb der Mannschaft ausgetauscht?

Wir haben davon eher weniger mitbekommen. Aber natürlich haben wir uns auch mal kurz darüber unterhalten. Wenn ein Spaziergang am Mittag ausfällt, weil es heißt, dass wir lieber im Hotel bleiben sollen, spricht man natürlich ein paar Minuten darüber.

Ist es ohne die eigenen Fans gegen eine so starke Mannschaft wie den SSC Neapel noch einmal schwerer?

Auf jeden Fall. Ohne unsere Fans war das 0:1 schon ein herber Dämpfer. Von ihnen wäre ganz bestimmt nochmal ein Push von den Rängen gekommen. Natürlich probierst du das auch immer selbst, das ist ja klar. Aber jeder kennt es - auch die Jungs von Union Berlin aus der Alten Försterei: Die Fans machen nochmal einen gewissen Prozentsatz aus.

Nach Ihrem Aus am Mittwoch musste auch Union Berlin am Donnerstag im Europa-League-Achtelfinale gegen Saint-Gilloise die Segel streichen ...

Ich habe das Spiel geschaut und natürlich auch mitgefiebert. Aber auch in dem Duell war relativ früh erkennbar, dass es für Union schwer werden würde.

Wie ist ihr aktuelles Verhältnis zu den Unionern: Gibt es da aufbauende Worte per SMS oder redet man eher mal, wenn man sich dann sieht?

Normalerweise gibt es auch mal aufmunternde Worte per SMS von alten Weggefährten. Aber da wir uns am Sonntag ohnehin sehen, quatschen wir dann einfach persönlich.

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Was für eine Partie erwarten Sie im Stadion An der Alten Försterei nach den für beide Teams kräftezehrenden und enttäuschenden Spielen unter der Woche?

Beide Teams wollen zeigen, dass sie das Spiel gewinnen und oben dabeibleiben können. Ich glaube, Union hat jetzt auch ein paar Spiele gehabt, die für sie nicht zufriedenstellend waren. Ich erwarte ein Bundesligaspiel auf hohem Niveau mit einem positiven Ausgang für uns.

Wenn Sie es in Zahlen festhalten müssten: Was wäre Ihr Ergebnis-Tipp?

(überlegt) Es wird ein 3:2 für uns.

Union Berlin liegt aktuell auf Rang vier und ist der ärgste Konkurrent im Kampf um die Champions League. Ist die wegfallende Dreifachbelastung eventuell sogar gut?

Ein Ausscheiden ist nie schön, aber wir dürfen unsere Köpfe nicht hängen lassen. Jetzt gilt es in Bundesliga und DFB-Pokal alles rauszuhauen. Das sind zwei Wettbewerbe, in denen wir in diesem Jahr noch viel erreichen können. Darauf liegt nun unser absoluter Fokus.

In der bisherigen Saison konnten Sie sich nicht als Stammspieler etablieren. Im Winter wurde zudem mit Philipp Max ein starker Konkurrent verpflichtet. Wie sehen Sie aktuell Ihre Rolle in der Mannschaft?

Grundsätzlich muss ich die Rolle erst einmal akzeptieren. Das heißt nicht, dass ich damit zufrieden bin. Ich will immer von Anfang an auf dem Feld stehen und viel spielen. Trotzdem gibt es auch solche Phasen im Leben. Dann musst du im Training weiter Gas geben und, wenn du spielst, die Chance für dich nutzen. Das ist das, was ich beeinflussen kann. Aber ich habe meinen Kopf nie hängen lassen. Da bin ich auch nicht der Typ für.

Sie kommen aus Berlin und ihr Vertrag in Frankfurt endet im Sommer 2024. Könnten Sie sich aktuell danach eine Rückkehr in die Hauptstadt vorstellen?

Ich habe noch Vertrag in Frankfurt und deswegen mache ich mir darüber überhaupt keine Gedanken.

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Wir wollen beide Spiele gewinnen. Das Bundesliga-Spiel, um oben dranzubleiben. Und im DFB-Pokal wollen wir vor unseren Fans zuhause eine Runde weiterkommen. Das muss unser Ziel sein.

Glauben Sie, dass Eintracht Frankfurt auch im nächsten Jahr Champions League spielt?

Im Moment stehen wir auf Platz sechs. Wir müssen wieder Spiele gewinnen und unsere Konkurrenten auch Punkte liegen lassen. Beeinflussen können wir aber nur unsere eigenen Spiele. Wir sind jetzt gefordert, alles dafür zu geben, wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Dann werden wir sehen, wo wir am Ende stehen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Patrick Richter, rbb Sport.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.03.2023, 19:15 Uhr

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