Ein Hoffnungsträger für das deutsche Nationalteam und Energie Cottbus
Kevin Schade steht vor seinem DFB-Debüt. Der Ex-Cottbuser gehört zu einer neuen Generation, in die Bundestrainer Hansi Flick große Hoffnungen setzt. Die hegt auch die Fußball-Lausitz, denn Schade könnte Energie zu viel Geld verhelfen. Von Andreas Friebel
Die sportliche Karriere von Kevin Schade kennt fast nur eine Richtung. Vorwärts, immer vorwärts. Schade wächst in Potsdam auf und lernt beim SV Babelsberg das Fußballspielen. 2014 locken ihn die Talentscouts von Energie Cottbus in die Lausitz. Vier Jahre verbringt er dort, bis es für den heute 21-Jährigen nach Freiburg weitergeht.
Sein Bundesliga-Debüt feiert er im August 2021. Anfang des Jahres wechselt Schade auf Leihbasis nach England und ist nun sogar für die Nationalmannschaft nominiert. "Die Qualität ist sehr hoch. Da muss ich mich noch dran gewöhnen. Aber ich nehme alles mit und sauge es auf", sagte Schade am Mittwoch auf seiner ersten DFB-Pressekonferenz.
Trug 2018 noch das Trikot von Energie Cottbus: Kevin Schade (rechts) | Quelle: imago/Steffen Beyer
Brentford will 25 Millionen zahlen
Sein Antritt und seine Schnelligkeit sind die großen Stärken des Angreifers. In der Bundesliga gab es in der Saison 2021/22 nur zwei Spieler, die schneller waren als er. Der Mainzer Jeremiah St. Juste und Union Berlins Sheraldo Becker. Auch deshalb wollte ihn der FC Brentford unbedingt haben. Und greift für den Flügelspieler tief in die Tasche.
Geschätzt etwa 25 Millionen Euro sollen im Sommer als Ablöse fließen. Ein Anteil steht auch den Babelsbergern und Energie Cottbus zu. Denn laut Reglement des Weltverbandes Fifa muss bei einem Wechsel bis zu einem Alter von 23 Jahren eine Entschädigung an die ausbildenden Klubs bezahlt werden, die sich prozentual aus der Ablösesumme berechnet. Für Babelsberg geht es um einen mittleren fünfstelligen Betrag, für Cottbus um einen niedrigen sechsstelligen. Bei den Lausitzern kommt jedoch ein noch deutlich dickerer Batzen obendrauf. Im Raum stehen etwa 1,5 Millionen, die in der Summe in die Lausitz fließen könnten. Grundlage ist eine Weiterverkaufs-Vereinbarung, die beim Wechsel von Schade aus Cottbus nach Freiburg geschlossen wurde.
Über genaue Zahlen will Trainer Claus-Dieter Wollitz aber nicht reden. "Wenn der Transfer über die Bühne geht und wir etwas bekommen, dann freuen wir uns", sagt Wollitz. "Aber wir freuen uns auch darüber, dass ein Spieler aus Cottbus diesen Weg über die Bundesliga, Premier League und Nationalmannschaft geht. Das ist auch ein gutes Zeichen an den Nachwuchs bei uns."
Restskepsis bei Wollitz
Das Claus-Dieter Wollitz noch etwas skeptisch ist, liegt auch daran, dass Kevin Schade bislang nur nach England ausgeliehen ist. Unter welchen Voraussetzungen sich die Leihe in eine feste Verpflichtung umwandelt, ist öffentlich nicht bekannt. Freiburg sprach bei seinem Wechsel im Winter davon, dass nach der Ausleihe "ein fester Wechsel" anstehe. Geld fließt also frühestens im Sommer.
Kommt es dazu, dürften in Cottbus die Sektkorken knallen. Auch wenn Wollitz die kolportierte Summe so kommentiert: "Die in der Öffentlichkeit genannten Zahlen stimmen aber nicht". Er hat 2018 die Wechselvereinbarung zwischen Cottbus und Freiburg mitunterschrieben. Ob es mehr oder weniger als die 1,5 Millionen sind, will er nicht sagen. "Jede Einnahme hilft. Aber wir haben aus der Vergangenheit noch Altlasten abzuarbeiten", dämpft Wollitz aufkeimende Hoffnungen, dass das Geld 1:1 in die Profimannschaft fließt. Deren Jahresetat liegt bei geschätzten zwei Millionen Euro.
Schade: "Das ist mein Kindheitstraum"
Darüber macht sich Kevin Schade aber keine Gedanken. Er freut sich jetzt auf das erste Spiel im Nationalteam. "Das ist mein Kindheitstraum. Das Höchste, was es gibt." Ein Traum, der im Nachwuchs von Babelsberg begann. Und der auf der Lausitzer Sportschule in Cottbus weiterging. "Ich habe gute Erinnerungen an die Zeit und immer noch Kontakt zu zwei, drei Freunden, die ich sehe, wenn ich nach Hause fahre."
Doch aktuell sehen sie Kumpel Kevin eher selten. Weil seine sportliche Karriere nur eine Richtung kennt. Vorwärts, immer vorwärts.