Cottbus auf Meisterkurs
Energie Cottbus steht nach dem Sieg im Topspiel der Regionalliga Nordost gegen Jena (1:0) an der Tabellenspitze. Die wollen sie auch nicht mehr hergeben. Dabei hat es das Programm auf der Zielgeraden echt in sich. Von Andreas Friebel
So ausgelassen haben die Fans im Stadion der Freundschaft schon lange nicht mehr gefeiert. Der Erfolg über Verfolger Jena und insbesondere die Art und Weise des Sieges, schüren in der Lausitz die Hoffnung auf die Meisterschaft von Energie Cottbus. Nach 28. Spieltagen steht das Team von Claus-Dieter Wollitz auf Rang eins der Fußball-Regionalliga Nordost.
"Mir wäre es lieber, wir hätten schon den 34. Spieltag. Aber trotzdem ist es eine schöne Momentaufnahme", sagt der Coach, der sich vom Auftritt seiner Mannschaft tief beeindruckt zeigt. "Wir haben am Mittwoch eine Intensität auf dem Platz gezeigt. Die ist für die Regionalliga nicht normal. Selbst höherklassige Mannschaft hätten da Probleme gegen uns bekommen."
Nun geht es darum, die Form zu konservieren und auf einem ähnlichen Level auch die restlichen Saison-Spiele und den Landespokal zu bestreiten. "Ich glaube, wir können auf diesem Niveau immer spielen", sagt Wollitz. "Das habe ich nach dem Sieg gegen Jena auch der Mannschaft gesagt. Wer jetzt nicht erkennt, was möglich ist, dem ist nicht mehr zu helfen."
Erster Gegner nach der Jena-Gala ist am Sonntag Greifswald (Anpfiff 13 Uhr). Das Team aus Mecklenburg-Vorpommern steht aktuell auf Platz 13 und kassierte am vergangenen Wochenende eine deutliche 0:4 Niederlage in Erfurt. "Wir haben uns das Spiel genau angeschaut. Es war enger, als es das Ergebnis aussagt." Dazu kommt, dass Greifswald daheim deutlich stärker auftritt als in der Fremde. "Und sie können völlig befreit aufspielen. Denn mit dem Abstieg haben sie in dieser Saison wohl nichts mehr zu tun."
Mit Blick auf die kommenden Aufgaben gehört der Aufsteiger noch zu den leichteren Aufgaben. Gerade die Heimspiele haben es für Cottbus bis Saison-Ende in sich. In der kommenden Woche gibt es im Landespokal erst das Nachbarschafts-Duell gegen Oberligist Krieschow. Dann folgt eine Heimpartie gegen den BFC Dynamo. Nach einem Gastspiel bei Abstiegskandidat Halberstadt warten dann im Stadion der Freundschaft noch Erfurt und Babelsberg. Am letzten Spieltag geht es dann zu Chemie Leipzig.
Bei diesen Paarungen schlägt das Energie-Herz höher. Mit der neuen Euphorie, die nach dem Jena-Sieg ausgebrochen ist, wurden für den Landespokal (!) bis Freitagmittag fast 4.000 Karten verkauft. Auch gegen den BFC Dynamo und Erfurt ist die Kartennachfrage sehr groß. "Die nächsten Wochen werden sehr intensiv für uns. Nach der Leistung gegen Jena dürfte ich eigentlich niemanden austauschen. Mal sehen, wie die letzten Trainingseinheiten laufen", sagt Wollitz. Am vergangenen Wochenende hatte der Cottbuser Trainer angekündigt, nur noch wenig an seiner ersten Elf verändern zu wollen.
Doch der Weg zur Meisterschaft ist noch lang. Und er könnte noch über den 34. Spieltag hinaus gehen. Das Fußball-Magazin "Kicker" berichtet in dieser Woche über mögliche Entscheidungsspiele bei der Nordost-Meisterschaft. Aktuell sind Cottbus und Erfurt punktgleich an der Tabellenspitze. Energie steht deshalb auf Rang eins, weil die Lausitzer mehr Spiele gewonnen haben (18). Die Thüringer nur 17. Dafür haben sie aber mehr Unentschieden geholt.
Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) hat für alle Eventualitäten vorgesorgt: In der Spielordnung ist aufgeführt, wie bei Punktgleichheit zweier Teams zu verfahren ist. Zunächst entscheidet das bessere Torverhältnis. Ist es gleich, entscheidet die größere Anzahl der erzielten Tore.
Kann auch damit noch keine Entscheidung gefällt werden - wie aktuell bei Cottbus und Erfurt der Fall - gilt das Ergebnis aus Hin- und Rückspiel im direkten Vergleich. Und danach die Anzahl der auswärts erzielten Tore in jenen zwei Spielen. Hilft das immer noch nicht, gibt es zwei Entscheidungsspiele, die noch vor den eigentlichen Aufstiegsspielen durchgeführt werden müssen.
Aber Cottbus will es darauf gar nicht ankommen lassen. Die Lausitzer wollen den Schwung aus dem Jena-Spiel mitnehmen, um auch nach 34. Spieltagen ganz vorn in der Tabelle zu stehen.
Sendung: rbb24, 21.04.2023, 18 Uhr
Beitrag von Andreas Friebel
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