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Audio: rbb24 Inforadio | 08.04.2023 | Guido Ringel | Quelle: Imago Images/MIS

0:1-Niederlage

Schwarze Heimserie von Hertha BSC gegen RB Leipzig setzt sich fort

Siebtes Heimspiel, siebte Niederlage: Hertha BSC hat es verpasst, gegen RB Leipzig wichtige Punkte im Abstiegskampf zu holen. In einem chancenarmen Spiel erzielten die Gäste kurz vor der Pause das entscheidende Tor und sorgten für große Diskussionen.

Rückschlag für Hertha BSC im Abstiegskampf: Die Berliner verloren am Samstagabend im Olympiastadion gegen RB Leipzig mit 0:1 (0:1). Den Treffer für den Champions-League-Aspiranten erzielte Amadou Haidara (39. Minute). Das Team von Trainer Sandro Schwarz steht damit vorerst weiter auf Relegationsplatz 16, kann aber am Sonntag bei Siegen von Stuttgart (in Bochum) oder Schalke (in Hoffenheim) auf einen direkten Abstiegsplatz abrutschen.

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Keine Wechsel in der Startelf bei Hertha BSC

Sandro Schwarz setzte auf personelle Kontinuität. Gegen Leipzig durfte die erste Elf starten, die in Freiburg beim 1:1 zuletzt überzeugt hatte - und das, obwohl etwa Marco Richter nach seiner Sperre wieder zur Verfügung gestanden hätte. Auch Kevin-Prince Boateng lief somit erneut von Beginn an auf. "Klar hat er nicht mehr die Geschwindigkeit, aber das, was er im Körper hat, das feuert er raus", sagte Schwarz vor der Partie bei "Sky".

Die Partie hatte für beide Teams Muss-Charakter. Hertha BSC musste dringend punkten im Kampf gegen den Abstieg, RB Leipzig im Ringen um die Champions-League-Plätze. Während das Ziel dasselbe war, unterschied sich die Herangehensweise grundsätzlich. Der Tabellenfünfte aus Sachsen schaltete sofort in den Offensiv-Modus, während der Sechzehnte aus Berlin auf eine kompakte Defensive setzte - und das mit Erfolg, denn wirklich zwingend wurde RBL nicht. Die wenigen Abschlussversuche durch Timo Werner (4.) oder Benjamin Henrichs (6.) gingen deutlich am Tor von Keeper Oliver Christensen vorbei.

Eine Führung - und wilde Diskussionen

Gefährlicher wurde es auch danach nicht. Es war ein äußerst intensives, aber wenig ansehnliches Duell zwischen den beiden Strafräumen. Leipzig fehlten - aller nominellen Klasse im Offensivbereich zum Trotz - die zündenden Ideen, und den hinten stabilen Berlinern mangelte es an Genauigkeit im Umschaltspiel nach vorne. So plätscherte die Partie vor sich hin.

Bis zur 39. Minute: Da jubelte Leipzig in einer Partie fast folgerichtig nach einem Standard. Mohamed Simakan traf den Ball nach einer Ecke entscheidend per Kopf, Amadou Haidara stocherte ihn zur 1:0-Führung für die Gäste über die Linie. Es war ein Treffer, der wilde Diskussionen, eine Wutrede von Sandro Schwarz und eine minutenlange Wartezeit nach sich ziehen sollte, bis Schiedsrichter Deniz Aytekin ihn nach VAR-Einsatz schließlich endgültig gab. Gecheckt wurden im Kölner Keller eine mögliche Abseitssituation, ein Foul von Simakan im Luftduell mit Christensen und ein Handspiel. Das Ergebnis: alles regelkonform. Der Hertha-Keeper musste sich selbst ein schlechtes Stellungsspiel ankreiden.

Schwarz kritisiert Schiri Aytekin: "Völlig überfordert"

Die Tor-Szene erregte auch das Gemüt von Hertha-Trainer Sandro Schwarz - und wie. Er kritisierte während des Spiels Schiedsrichter Deniz Aytekin scharf. "Der ist völlig überfordert. Körpersprache katastrophal", schrie der 44-Jährige an der Seitenlinie. Die Worte waren durch die Außenmikrofone des Senders "Sky" deutlich zu hören. Aytekin reagierte darauf angesprochen gelassen - und mit Humor.

"Ich werde jetzt an meiner Körpersprache arbeiten", sagte er im "Sky"-Interview schmunzelnd. Verstehen konnte Aytekin die Kritik des Hertha-Trainers nicht: "Ich wüsste jetzt nicht, mit was wir dieses Spiel entschieden hätten. Ich bin der Allerletzte, der einen Fehler nicht zugeben würde."

Schwarz hatte sich derweil auch einige Minuten nach dem Schlusspfiff noch nicht vollauf beruhigt. "Was mich viel mehr stört, ist, dass Deniz Aytekin die Spielsituation nicht gesehen hat. Da bin ich überzeugt von", sagte er: "Das Tor passiert, aber er zeigt nicht direkt auf den Punkt." Es seien von ihm zwar emotionale Wörter gefallen, gab Schwarz zu, "aber es war keine Beleidigung dabei. Ich habe mit ihm in Ruhe in der Halbzeitpause auch darüber gesprochen."

Es bleibt beim blau-weißen Versuch

So ging es - in einem Spiel, das das Label 'klassisches 0:0-Spiel' verdiente - für die Gastgeber mit einem bitteren Rückstand in die Pause. Die Berliner rannten nach der Pause mit spürbar mehr offensivem Elan gegen das 0:1 an. Die Aufenthaltszeit in der Hälfte der Leipziger erhöhte sich signifikant, ohne dass es jedoch wirklich gefährlich wurde - weder aus dem Spiel heraus noch durch vermehrte Freistoßsituationen. Das vorerst vielversprechendste Ergebnis der Bemühungen war ein Schuss von Boateng, der jedoch geblockt wurde.

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Schwarz reagierte mit einem Dreifach-Wechsel: Marco Richter, Suat Serdar und Freiburg-Torschütze Jessic Ngankam kamen in die Partie, Jonjoe Kenny, Boateng und Tolga Cigerci gingen vom Feld. Das neue Personal sorgte auch für ein neues System: Hertha BSC agierte nun im stürmischeren 3-4-3, dass das 3-5-2 ablöste. Auf dem Platz zeigte sich das jedoch kaum.

Egal, wie offensiv das Personal wurde - kurz darauf kamen auch noch Florian Niederlechner und Stevan Jovetic in die Partie -, große Chancen erspielten sich die leidenschaftlich kämpfenden Berliner keine. Mit einer Ausnahme: In der 82. Minute zog Suat Serdar nach Hereingabe von Lucas Tousart ab, RB-Keeper Janis Blaswich parierte stark. Für die Gäste hatte Szoboszlai die beste Gelegenheit zum 2:0, Christensen war jedoch zur Stelle (86.).

Die Kurz-Analyse

Es war ein Abend im Olympiastadion, aus dem sich die Spieler mit gemischten Gefühlen verabschiedeten. Da war die Zufriedenheit mit dem Auftritt gegen den Champions-League-Aspiranten. Und das durchaus zurecht. Hertha BSC hätte einen Punkt verdient gehabt. "Wir haben viel, viel Leidenschaft und Kampf auf den Platz gebracht", sagte auch Kapitän Marvin Plattenhardt nach der Partie im ARD-Interview - und: "Es ist natürlich sehr, sehr schade und bitter am Ende."

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Denn da war ja noch das zweite Gefühl: der Frust. Weil alle wissen, dass leidenschaftliche Leistungen alleine nicht mehr reichen. Dass es Punkte braucht, um nicht Ende Mai die Gewissheit der Zweitklassigkeit zu haben. Für die fehlte es gegen Leipzig zu oft an der Genauigkeit im letzten Spieldrittel: Der Wille und die Aggressivität, vor das gegnerische Tor zu kommen, war spürbar da - nur gelang es auch in der zweiten Hälfte zu selten.

Auf Schalke (Freitag, 20:30 Uhr) muss das anders werden. Sonst ist der Abgrund ganz nahe. "Am Freitag wollen wir gewinnen und auswärts drei Punkte mitnehmen. Das ist unser klares Ziel", sagte Plattenhardt. Es wäre der erste Auswärtssieg seit dem 4. September 2022, der zweite überhaupt in der Saison. Es zeigt, wie kompliziert das Unterfangen wird. Aber nach diesem Spiel in Gelsenkirchen wird - anders als gegen Leipzig - bei einer Niederlage wohl niemand gut begründet analysieren können, dass sich Hertha kaum etwas vorzuwerfen hatte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.04.2023, 18:30 Uhr

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