Union vor Duell in Mönchengladbach
Die Fußball-Bundesliga-Saison nähert sich dem Ende und der 1. FC Union steht immer noch auf einem Champions-League-Platz. Das könnte sich an diesem Wochenende ändern, denn es wartet ein Gegner, der nichts mehr zu verlieren hat. Von Jakob Rüger
Trainer Urs Fischer hatte in dieser Woche Redebedarf. In den jüngsten Spielen ließ der 1. FC Union ungewohnt viele Großchancen des Gegners zu, das endete mit einer Auswärtsniederlage in Dortmund und einem Punkt gegen Bochum. Die letzten drei Auswärtsspiele endeten sieglos. "Es war Thema, dass wir unser Tor wieder konsequenter schützen müssen", so Fischer. "Das hat mit Organisation und Kompaktheit zu tun, damit alle drei Ketten perfekt funktionieren. Es waren aber auch individuelle Fehler, das musst du versuchen, in den Griff zu bekommen." Die Köpenicker stellen nach den Bayern immer noch die beste Abwehr der Liga und doch wirkt die Hintermannschaft nicht mehr so stabil wie noch in der Hinrunde.
Der Druck auf den 1. FC Union nimmt zu. Es gab bislang nur zwei Spieltage, an denen die Berliner am Ende nicht auf einem Champions-League Platz standen. An diesem Wochenende könnte es wieder passieren. Gewinnen die Verfolger aus Freiburg und Leipzig ihre Spiele, könnten sie an Union vorbeiziehen. Auch wenn es komisch klingt und es niemand im Verein zugeben würde, es würde sich nach einer vertanen Chance anfühlen, wenn im Schlussspurt die Königsklasse noch verspielt werden sollte. "Man kann jetzt diskutieren, hat man mehr Druck oder weniger Druck", sagte Urs Fischer zur Tabellenkonstellation. "Das spielt bei uns keine Rolle, am Schluss müssen wir unsere Aufgabe erledigen." Die Köpenicker haben es immer noch selbst in der Hand.
Wenn ein Spieler des 1. FC Union mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht wird, dann erregt dieser Kicker sehr viel Aufsehen. So geschehen mit Rani Khedira im vergangenen Sommer. Der Mittelfeldspieler machte mit konstant starken Leistungen als Sechser auf sich aufmerksam und stand sogar im erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. Die Fans des 1. FC Union dürfen sich nun freuen: Khedria hat zu Wochenbeginn seinen auslaufenden Vertrag verlängert. "Sehr schön, das freut mich und das habe ich Rani auch gesagt", sagte Fischer. "Seine Spielzeit zeigt, wie wichtig er für uns ist." Khedira absolvierte alle Bundesliga-Spiele, fehlte nur einmal im DFB-Pokal. Seine Stärke im Spiel gegen den Ball macht ihn für die Berliner so wertvoll, auch gegen Gladbach.
Borussia Mönchengladbach würde mit Sicherheit sehr gerne mit dem 1. FC Union tauschen, was die Tabellenkonstellation angeht. Die Gladbacher waren in den vergangenen Jahren immer ein Kandidat für den Europapokal, doch in den jüngsten zwei Spielzeiten klemmte es bei der Elf vom Niederrhein. Die Qualität, vor allem in der Offensive, ist mit Spielern wie Thuram, Hofmann, Neuhaus, Stindl und Plea unbestritten da. Immerhin hat Gladbach sowohl die Bayern als auch den BVB zu Hause geschlagen. Doch es fehlt die Konstanz in der Mannschaft von Trainer Daniel Farke. "Ich erwarte einen spielstarken Gegner, der immer wieder versuchen wird, uns zu locken", warnte Urs Fischer. "Organisiertheit und Kompaktheit ist ein Thema für uns, das wir umsetzen müssen."
Ein Wiedersehen gibt es eventuell mit Marvin Friedrich, es ist aber noch fraglich, ob der Innenverteidiger es in den Kader schafft. Friedrich wechselte vor einem Jahr von Union nach Gladbach, in dieser Saison war er außen vor und machte vor einigen Tagen in einem Interview [SportBild] seinem Frust Luft. "Ich fand das Interview etwas unglücklich und hoffe, er hat sich hauptsächlich mit dem Trainer unterhalten", so FCU-Coach Fischer über seinen Ex-Schützling. "Man verfolgt natürlich seine ehemaligen Spieler, Marvin hat damals die Entscheidung getroffen, es ist schade, aber mein Trainer-Kollege wird seine Gründe haben, warum er sich so entscheidet."
Der 1. FC Union wird eine Veränderung in der Startelf vornehmen müssen. Verteidiger Paul Jaeckel ist nach seinem Platzverweis gegen Bochum gesperrt. Es ist wohlmöglich die Chance für Diogo Leite. Der Portugiese steckt seit seiner Berufung in die Nationalmannschaft in einem Formtief und leistete sich zuletzt viele Aussetzer, was ihn seinen Stammplatz kostete. Große Veränderungen wird es nicht geben, das könnte sich aber in den kommenden Wochen ergeben, gleich fünf Spielern (Leite, Knoche, Behrens, Seguin, Gießelmann) droht bei der nächsten gelben Karte eine Sperre.
So könnte Union beginnen: Rönnow - Doekhi, Knoche, Leite – Juranovic, Khedira, Roussillon – Haberer, Laidouni – Behrens, Becker
Es fehlt: Andras Schäfer (Aufbautraining)
Auf die Berliner wartet ein unangenehmes Auswärtsspiel. Borussia Mönchengladbach hat im grauen Tabellenmittelfeld in der Schlussphase der Saison nichts zu verlieren, anders als die Köpenicker. "Es ist noch ein sehr weiter Weg, mit sechs Spieltagen und vielen Punkten, die zu vergeben sind", warnte Urs Fischer. "Man weiß, an den letzten Spieltagen gibt es verrückte Spiele und verrückte Resultate." Ein Union-Sieg oder eine Niederlage wären alles andere als verrückt am Sonntagabend. Eine Prognose für das Spiel ist schwierig. In der aktuellen Form holen sich die Berliner aber einen Punkt in Gladbach, der im Schlussspurt noch wichtig werden könnte.
Der rbb|24-Tipp: 1:1
Sendung: rbb24, 21.04.2023, 21:45 Uhr
Beitrag von Jakob Rüger
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