Hertha vor Spiel gegen Bremen
Pal Dardai gibt am Samstag zum dritten Mal sein "Debüt" als Hertha-Trainer. Der Ungar soll die Berliner vor dem Abstieg retten und versprüht zum Start seiner Mission positive Energie. Auch die Statistik lässt gegen Bremen auf Punkte hoffen. Von Miriam Sinno
Die vergangene Hertha-Woche war eine verrückte: Nach der 2:5-Klatsche gegen Schalke 04 in der Liga befand sich der Klub in einer Schockstarre. Auf ein nicht-öffentliches Training folgte eine unbehagliche Ruhe vor dem nächsten Sturm - und der hatte es in sich. Pal Dardai beerbte Sandro Schwarz auf der Trainerposition. Dardai, die Hertha-Legende. Dardai, der Messias? Es ist sein drittes Mal als Trainer der alten Dame, zum dritten Mal soll er Hertha vor einem Abstieg in die 2. Liga bewahren.
Seine Marschrichtung machte er in seiner Antritts-Pressekonferenz klar: "Ab jetzt ist es meine Verantwortung, diese Mannschaft in der Liga zu halten", sagte Dardai. Bei der Spieltagspressekonferenz vor dem Spiel gegen Bremen trägt er einen "WIR Herthaner"-Pulli und schlägt sich bei einigen Aussagen stolz auf die Brust. Dardai spricht bereits jetzt von noch acht ausstehenden Spielen und nicht von sechs. Die Relegation sei sein ausgesprochenes Ziel.
Dafür müssen zwei Plätze in der Tabelle gutgemacht werden. Und dafür sollte im Spiel gegen Werder Bremen am Sonnabend mit einem Punktegewinn begonnen werden. "Ich könnte auch Homeoffice machen - so gut funktioniert das hier" - Dardais Einstellung ist mehr als nur positiv. Sein Lächeln spricht Bände: Hier ist ein Heimischer zurück auf seinem Lieblingsplatz.
Mit Werder Bremen kommt ein Team ins Berliner Olympiastadion, das selbst gerade einige Lasten zu tragen hat. Seit sechs Spielen wartet die Mannschaft von Ole Werner auf einen Sieg, aber kann sich mit den gesammelten 32 Punkten nach 28 Spieltagen trotzdem um einiges sicherer fühlen als die Berliner.
Nicht ohne Grund erwähnte Trainer Werner zuletzt, "achtsam" sein zu wollen. Zweimal hintereinander bekommen es die Werderaner mit abstiegsbedrohten Mannschaften zu tun. Nach Hertha ist vor Schalke. Und dass die Königsblauen angefangen haben zu kämpfen, hat die Hertha am eigenen Leibe zu spüren bekommen.
Ob Torjäger Niklas Füllkrug am Sonnabend auf dem Rasen für Furore sorgen kann, ist offen. Nachdem der Nationalspieler bereits das Spiel gegen Freiburg wegen muskulärer Probleme verpasst hat, konnte er bisher nur individuell trainieren. Sollte Füllkrug auch in Berlin fehlen, wird Ole Werner wohl wieder auf Maximilian Philipp setzen, der zuletzt mit einem ordentlichen Startelfeinsatz und einem Tor für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Brisant: Philipp ist gebürtiger Berliner, hat seine Fußballer-Ausbildung in der Hauptstadt begonnen, wurde dann aber aussortiert. Ein zweiter Versuch mit der Hertha einig zu werden, ist im Winter an der Entlassung Fredi Bobics gescheitert.
In direkten Duellen gegen die Konkurrenten im Abstiegskampf hat sich Hertha bisher schwergetan. Nur das Heimspiel gegen Schalke konnte gewonnen werden (2:1), die anderen vier Siege gelangen gegen Teams aus dem Tabellenmittelfeld. Mannschaften, die in der Tabelle also vor den Berlinern standen, wurden besiegt. Werder Bremen ist aktuell Zwölfter, genau Herthas Kragenweite.
Bis auf den langzeitverletzten Nsona und den gelbgesperrten Uremovic kann Dardai aus dem Vollen schöpfen. Dadurch muss der Coach allerdings in der Abwehr mindestens eine Veränderung stattfinden lassen: Agustin Rogel könnte von Beginn an in der Defensive ran. In der Offensive ist sich Dardai über seine schnellen Spieler bewusst, lobte Jovetic auf der Pressekonferenz als besten Hertha-Spieler. Da den Stürmer allerdings muskuläre Probleme plagen, ist unsicher, ob Dardai einen Kurzeinsatz riskiert. Alternativ würde Oldie Kevin-Prince Boateng bereitstehen.
So könnte Hertha beginnen: Christensen – Rogel, Kempf, Dardai – Kenny, Cigerci, Plattenhardt –Tousart, Jovetic – Lukebakio, Ngankam
Obwohl gerade nicht wirklich viel für eine Rettung der Hertha spricht, könnte die Dardai-Mentalität in Berlin Anklang finden. Obendrein folgt auf eine Trainer-Entlassung der bekannte Trainer-Effekt, der jeden einzelnen Spieler dazu bringt, sein Bestes zu geben. Sie alle wollen die Gelegenheit nutzen, sich in eine mögliche Startelf für die noch ausstehenden Partien zu spielen.
rbb24-Tipp: Mit diesem neu entfachten Kampf kann Hertha Bremen wenigstens einen Punkt abluchsen und spielt 1:1.
Sendung: rbb24 Abendschau, 20.04.2023, 19:30 Uhr
Beitrag von Miriam Sinno
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