Alba nach dem Debakel zum Playoff-Start
Zum Auftakt der Playoffs erlebte Alba Berlin in eigener Halle ein Debakel. Nach Analyse der Probleme und kurzer Erholung will der deutsche Meister beim zweiten Spiel der Serie in Ulm nun wieder ein anderes Gesicht zeigen. Von Lukas Witte
Die Enttäuschung war Spielern und Fans von Alba Berlin am vergangenen Sonntag ins Gesicht geschrieben. Etwas ungläubig schweiften die Blicke durch die Arena am Ostbahnhof. Auf dem Parkett jubelten die Gäste aus Ulm, die den Berlinern gerade vor eigenem Publikum die höchste Niederlage der aktuellen Bundesliga-Saison eingeschenkt hatten – und das beim so wichtigen Playoff-Auftakt.
Mit 64:88 verlor Alba das erste Spiel der Best-of-Five-Serie gegen die Ulmer. "Wir wussten, dass sie eine gute Mannschaft sind. Aber dass das Spiel so einen völlig anderen Verlauf angenommen hat als wir erwartet haben, hat uns total überrascht", erklärt Sportdirektor Himar Ojeda.
Dabei war die Leistung seiner Mannschaft bis kurz vor dem Schlussabschnitt eigentlich noch in Ordnung. Zwar leistete sich Alba immer wieder einfache Fehler und Ballverluste und hatte einige Probleme mit den Rebounds, lag im dritten Viertel aber noch mit 50:44 in Führung.
Doch dann folgte ein kompletter Zusammenbruch. Fast sechs Minuten lang erzielten die Berliner vorne nicht einen einzigen Punkt, während sie in der eigenen Defensive von den Ulmern teilweise regelrecht vorgeführt wurden. Die Würfe fielen nicht, die Bewegungsabläufe stimmten nicht und das Team wirkte völlig abwesend und verunsichert. Die Folge: ein 0:22-Lauf und ein deutlicher Sieg der Gäste.
"Wir waren nach der Schlusssirene unfassbar frustriert und enttäuscht, weil ab einem gewissen Zeitpunkt einfach gar nichts mehr funktioniert hat", sagt Ojeda. Auch Aufbauspieler Jonas Mattisseck fand nach dem Spiel klare Worte für die Leistung: "Das war unprofessionell von uns, das darf uns nicht passieren."
Große Probleme bereitete den Albatrossen vor allem das physische Auftreten des Gegners. Während der Hauptrunde hatten sie noch beide Duelle gegen Ulm klar für sich entscheiden können. "Ich bin mir nicht sicher, ob sie es da noch nicht konnten, oder einfach nicht wollten, aber sie haben zuvor einen ganz anderen Spielstil gezeigt und waren bei weitem nicht so körperlich", erinnert sich der Sportdirektor.
Egal ob neu gelernt oder zuvor nur versteckt – die Basketballer von der Schwäbischen Alb sorgten für eine große Überraschung und warfen den deutschen Meister im vierten Viertel komplett aus der Bahn. "Wir spielen einen Basketball, der sehr stark von einem Rhythmus lebt. Ulm hat es geschafft, diesen mit Physis zu brechen. Aber das ist auch das Schöne am Basketball. In einem Spiel kann immer alles passieren. Auch, wenn man es nicht erwartet", erklärt Ojeda.
Geholfen hat dem Außenseiter sicherlich auch, dass den Berlinern die lange Saison merkbar in den Knochen steckt. Durch Euroleague, Bundesliga und Pokal hatten sie oft mehrere Spiele pro Woche zu absolvieren. Hinzu kamen Training und Reisestress. Vor dem Playoff-Beginn gab es zwar zehn Tage Pause, die aber viel zu kurz für richtige Erholung gewesen sei, wie der Sportdirektor sagt. "Man hat gesehen, dass einigen Spielern wirklich die Energie gefehlt hat. Aber das wird sich in den Playoffs jetzt auch nicht mehr ändern. Wir haben jetzt keine Zeit mehr, um uns richtig zu erholen. Wir müssen also lernen, damit besser umzugehen."
Das sollte möglichst schnell gelingen. Schon am Mittwoch (19 Uhr) steigt das zweite Spiel der Serie in Ulm. Eine weitere Niederlage muss unbedingt vermieden werden, um nicht schon in der ersten Playoff-Runde enorm unter Druck zu geraten und dem Gegner drei Matchbälle zu ermöglichen. Große Sorgen mache sich der Sportdirektor deshalb aber noch nicht, sagt er. "Natürlich wird es jetzt schwieriger, weil wir bei ihnen zuhause spielen und sie Selbstvertrauen gesammelt haben. Aber wir haben die Niederlage abgeschüttelt und genau analysiert, was wir besser machen können, um mit dem Spielstil der Ulmer umgehen zu können."
Die hohe Qualität und der Teamgeist des Tabellenzweiten der Hauptrunde sprechen auf jeden Fall dafür, dass der Auftakt der Serie am Ende nur ein Ausrutscher bleibt. Für den möglichen Gewinn der zwölften deutschen Meisterschaft der Vereinsgeschichte wäre es allerdings durchaus hilfreich, wenn sich nicht schon die erste Serie der erschöpften Berliner über fünf Spiele ziehen würde. "Aber am Ende müssen wir alle diese Schwierigkeiten überwinden, wenn wir eine Chance auf den Titel haben wollen. Wir bleiben auf jeden Fall positiv", sagt Sportdirektor Ojeda.
Sendung: rbb24, 16.05.2023, 18 Uhr
Beitrag von Lukas Witte
Artikel im mobilen Angebot lesen