Liveticker von Herthas Mitgliederversammlung
Große Kontroversen blieben aus auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC. Stattdessen gab es Beifall für Trainer Pal Dardai, Zuversicht von Präsident Kay Bernstein und Schelte für Ex-Manager Fredi Bobic. Alles Wichtige im Liveticker
Nach siebeneinhalb Stunden Mitgliederversammlung spricht Präsident Kay Bernstein nun die Schlussworte, bedankt sich bei allen Beteiligten und wünscht sich auch in Zukunft Zusammenhalt im Verein. Und eine kleine Erinnerung gibt er auch noch mit auf den Weg: "Tut mir einen Gefallen und ruft heute noch alle eure Mütter an."
Zum Abschluss der Tagesordnung beantwortet Präsident Kay Bernstein den Mitgliedern noch einige bunte Fragen rund um den Verein. Es geht um Rauchverbote im Stadion, Vorverkaufsrechte für Tickets und den Stadionsprecher. Außerdem gibt es ein unverbindliches Stimmungsbild, wie sich Hertha BSC bezüglich eines Investoreneinstiegs bei der DFL verhalten soll. Wenig überraschend stand der Großteil der Anwesenden dem kritisch gegenüber. Bernstein nahm dies zur Kenntnis.
Es folgen Wortmeldungen von mehreren Mitgliedern, die ihre Einschätzung zur aktuellen sportlichen Situation abgeben. Dabei gibt es immer wieder auch Zorn über die Leistung des aktuellen Kaders und Sorge um die Finanzen. Zum Abschluss der Aussprache will es ein Fan nochmal ganz genau wissen: "Ich bitte um eine ehrliche Antwort. Muss ich mir ernsthafte Sorgen machen, dass Hertha die Lizenz bekommt?" "Wenn wir die Finanzierungsbedingungen nicht nachweisen, gibt es keine Lizenz. Aber wir sind mit Hochdruck dran und zuversichtlich, dass wir sie bekommen werden", sagt Geschäftsführer Thomas Herrich.
Nun wird sich zu den Berichten der Verantwortlichen der Profifußballabteilung ausgesprochen. Unter anderem wird die Frage gestellt, ob es auch über die Saison hinaus mit Pal Dardai als Trainer weitergehen würde. Sportdirektor Benjamin Weber ließ diese Entscheidung vorerst offen. Man würde sich am Ende der Spielzeit zusammensetzen, sagt er.
Großes Thema ist außerdem, wie die Kaderplanung im Sommer aussehen kann und welche Transfers möglich sind. "Zecke" Neuendorf erklärt, dass bis auf die Talente grundsätzlich jeder Spieler des aktuellen Kaders verkäuflich sei. "Keiner von denen hat den Nachweis erbracht, dass er erstligatauglich ist", sagt er. Bei den Neuzugängen müsste man gucken, was möglich sei. "Alles, was wir nicht hinbekommen, füllen wir aus der eigenen Akademie auf".
Für den bisher emotionalsten Teil des Tages sorgt danach Andreas "Zecke" Neuendorf, Herthas Leiter der Lizenzspielerabteilung. Der ehemalige Profi hält eine feurige Rede über die Versäumnisse der Verantwortlichen in den letzten Jahren und löst damit Standing Ovations und großen Jubel im Saal aus. Insbesondere die ehemalige Führungsriege um Fredi Bobic kritisiert Neuendorf scharf: "Mir gefällt die Mannschaft nicht. Wir haben fünf Transferfenster gehabt, eine ordentliche Mannschaft aufzustellen. Wir waren mal normal, sind dann abgedriftet. Wir müssen von unserem hohen Ross runterkommen. Wir müssen die Suppe auslöffeln. Ich denke nicht, dass vorher die Richtigen da waren."
Viel Lob hat er hingegen für den aktuellen Präsidenten übrig: "Ich hoffe, dass ihr alle spürt, dass Kay Bernstein genau der richtige ist und der, den wir seit Jahren gebraucht haben." Zum Ende verspricht er: "Wir geben nochmal alles."
Zu den Leistungen auf dem Rasen spricht Sportdirektor Benjamin Weber. Die vergangenen Monate seien herausfordernd und ein stetiges Auf und Ab gewesen. "Aber wir werden nicht aufgeben, solange es eine kleine Chance gibt." Trotzdem sei man auf alle möglichen Szenarien vorbereitet. So oder so soll künftig die eigene Jugend wieder eine größere Rolle im Verein spielen. Außerdem dankt Weber dem entlassenen Trainer Sandro Schwarz noch einmal für seinen Einsatz. "Nach dem Spiel gegen Gelsenkirchen mussten und wollten wir aber einen neuen Impuls setzen", erklärt er.
Auf der Mitgliederversammlung dreht sich nun alles um den Bericht zur Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, also die Profifußball-Abteilung der Berliner: Geschäftsführer Thomas Herrich bezeichnet die finanzielle Lage als äußerst schwierig. "Wir haben in den letzten Jahren über unseren Verhältnisse gelebt. (…) Meine Aufgabe ist es, die wirtschaftliche Situation zu lösen. Ich habe mir das auch anders vorgestellt, aber so ist es", sagt er. Es bräuchte eine Kostenreduzierung in allen Bereichen: "Wir wollen 30 Prozent der Kaderkosten reduzieren und dann immer noch bundesliga-oder zweitligatauglich sein." Auch die möglichen Lizenzierungsprobleme thematisiert er. Für die Verhandlungen mit der DFL sei das 100-Millionen-Euro-Investment von 777 Partners ein wichtiger, aber nicht der einzige Baustein, so Herrich. Zudem habe 777 "immer gesagt, dass sie die deutschen Verhältnisse kennen und sich zu 50+1 bekennen."
Das Mitglied, das bereits die Abwahl-Anträge zum Präsidium und dem Aufsichtsratsvorsitzenden gestellt hatte, möchte mit einem weiteren Antrag dafür sorgen, dass Hertha BSC sich künftig aller politischen und religiösen Stellungnahmen enthalten soll. Dafür erntet er jede Menge Widerspruch aus dem Saal und der Antrag wird mit großer Mehrheit abgelehnt.
Als nächstes wird ausführlich über einen Antrag diskutiert. Präsident Bernstein und Präsidiumsmitglied Kauermann streben eine Satzungsänderung an, nach der das Präsidium aus mindestens sieben und höchstens neun Personen bestehen kann. Derzeit sieht die Satzung neun Mitglieder für ein reguläres Präsidium vor, macht eine Nachwahl aber erst bei weniger als sieben Personen erforderlich. Diese Unklarheit soll nun geregelt werden, einige Personen im Saal haben zu diesem Thema aber großen Redebedarf. Am Ende wird der Satzungsänderung mit weit mehr als der benötigten Dreiviertelmehrheit zugestimmt.
Es folgen die Berichte des Aufsichtsrates und Ältestenrates, bevor es in die Aussprache zu den Berichten des Hertha BSC e.V. übergeht. Hier haben die Mitglieder die Möglichkeit, dem Präsidium Fragen zu Vereinsthemen außerhalb der Profifußball-Abteilung zu stellen, was auch von einigen genutzt wird. Es geht unter anderem um das Hertha-Schiff, die Satzungskommission und den Frauenfußball.
Nun beschäftigt sich die Mitgliederversammlung mit dem Rücktritt Ingmar Perings aus dem Hertha-Präsidium vor wenigen Tagen. Dadurch besteht das Gremium derzeit nur noch aus sechs, statt den mindestens benötigten sieben Personen. Es muss geklärt werden, wann es zur Nachwahl des fehlenden Mitglieds kommt. Der Saal entscheidet sich mehrheitlich für eine Wahl bei der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Oktober.
Zwei Anträge eines Mitglieds werden zunächst diskutiert. Im ersten wird die Abberufung des gesamten Präsidiums gefordert - die 1.366 anwesenden und stimmberechtigten Mitglieder lehnen allerdings mit überwältigender Mehrheit ab, dass dieser überhaupt zur Abstimmung kommt.
Mit dem zweiten Antrag sollte der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Brüggemann abberufen werden. Dieser wäre zur Abstimmung gekommen - wird aber vorher vom antragstellenden Mitglied doch wieder zurückgezogen.
Präsident Bernstein definiert Ziele: Herthas Haushalt soll durch ein Sanierungsprojekt bis zur Saison 2025/26 wieder ausgeglichen werden und die langfristige sportlich Planung soll die Leitidee des "Berliner Wegs" verfolgen. So soll Hertha zu einem zukunftsfähigen Berliner Verein werden, der stolz auf seine Identität ist und im Rahmen seiner Möglichkeiten ambitioniert in der Bundesliga mitspielt. Kurz- bis mittelfristig steht auch das Erlangen eines Bau-Rechts für das neue Stadion auf der Agenda.
Präsident Bernstein ergreift erneut das Wort, um den Strukturwandel genauer zu erläutern. Acht Millionen Euro an Gehältern seien durch Anpassungen im Verwaltungsapparat eingespart worden. Trotzdem gebe es einen unausweichlichen Sanierungsdruck, der große Zukunftsängste auslösen würde. Bernstein macht dafür auch den ehemaligen Geschäftsführer Finanzen Ingo Schiller verantwortlich. "So sehr wir ihn beim Abschied auch gefeiert haben, muss man auch ehrlich sagen, dass das unter seiner Verantwortung geschehen ist. (…) Was ist in den letzten vier Jahren passiert? Es wurde 250 Millionen Euro verbrannt. Das ist ein Irrsinn, der so nie wieder passieren darf", so Bernstein.
Zumindest die Trennung von Ex-Investor Windhorst sei abgeschlossen und trotz der schweren Vorwürfe gegen Windhorst plane der Verein keine weiteren Sanktionen. "Wir wollen die Akte Windhorst schließen und danken für sein Geld", sagt der Präsident und erntet dafür Gelächter aus dem Publikum. Hertha habe auch darüber nachgedacht, die Windhorst-Anteile selbst zurückzukaufen, was aber finanziell ausgeschlossen gewesen sei. Ohne den Einstieg von "777 Partners" wäre der Verein nicht mehr zukunftsfähig aufgestellt sein, sagte Bernstein.
Präsidiumsmitglied Tim Kauermann spricht jetzt über das Thema Frauenfußball zu den Mitgliedern. Die neue Kooperation mit Hertha 03 Zehlendorf hätte für beide Seiten viele Vorteile, betont er. Sie solle langfristig dafür sorgen, dass Hertha zur Top-Adresse für talentierte Frauen und Mädchen in der Region wird. Dafür sei eine gute und nachhaltige Integration der Zehlendorfer Frauenteams notwendig.
Nun ist der Präsident an der Reihe. Kay Bernstein blickt auf seine bisherige, ein Jahr währende Amtszeit zurück und bezeichnet diese als "aufregende, aber sehr schöne Reise". Der bisher schlimmste Moment sei die Spionage-Affäre um Ex-Investor Lars Windhorst gewesen. Danach berichtet er von seiner Arbeit in den vergangenen Monaten, erklärt Strukturänderungen und wie er versucht habe, das Vereinsleben wiederzubeleben. Mit vielen Entwicklungen zeigt er sich dabei zufrieden. Die Zusammenarbeit funktioniere besser, so Bernstein, der Verein sei in der Stadt deutlich sichtbarer geworden und die Einnahmen durch Merchandising seien gestiegen. Auch in der Frage des Stadion-Neubaus sei man auf einem guten Weg und warte nun auf die Erkenntnisse einer Experten-Kommission.
Vereinspräsident Kay Bernstein, sein Stellvertreter Fabian Drescher und Präsidiumsmitglied Tim Kauermann betreten die Bühne und berichten von der Arbeit des Präsidiums in den letzten Monaten. Drescher beginnt und trägt vor allem Formelles und Zahlen vor. Unter Applaus verkündet er, dass Hertha BSC aktuell 46.057 Mitglieder habe. Das sind 5.397 mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Stadt-Rivale Union Berlin kommt auf 53.115 Mitglieder (Stand 31. März 2023). Für weniger Zustimmung im Publikum sorgt hingegen die Erhöhung des regulären Mitgliedsbeitrags von zehn auf 20 Euro im Monat. Dabei gilt dies nur für sportlich aktive Vereinsmitglieder, wie auf Nachfrage erklärt wurde.
Der Leiter der Versammlung, Dirk Lentfer, legt gemeinsam mit den Mitgliedern die Tagesordnung der heutigen Versammlung fest. Nach einigen Diskussionen und Änderungswünschen geht es nun mit der Ehrung der verstorbenen Mitglieder weiter. Danach soll der Bericht des Präsidiums folgen.
Unter großem Jubel und Standing Ovations betritt als erster Gast Trainer Pal Dardai die Bühne und ruft in seiner kurzen Rede zu Zusammenhalt auf. "Ich weiß es gibt vieles, das momentan nicht schön ist. Aber wir können das nur gemeinsam schaffen", richtet er sich an die Fans. Sportlich gibt er als nächstes Ziel einen Sieg gegen Bochum am nächsten Samstag aus.
Vereinspräsident Kay Bernstein eröffnet die Mitgliederversammlung und begrüßt alle Anwesenden und erklärt das Prozedere. Wie schon beim letzten Mal soll die Veranstaltung in einem Talk-Format stattfinden, das von Pressesprecher Max Jung moderiert wird. Bernstein wünscht sich, wie er sagt, eine offene und sachliche Diskussion mit den Mitgliedern. "Wir haben die Messe den ganzen Tag gebucht, also genug Zeit für alles", stellt er in Aussicht.
Die Türen sind geöffnet und so langsam füllt sich die Messe Halle 18 mit den überwiegend in blau-weiß gekleideten Mitgliedern. Nach der Niederlage der Hertha in Köln ist die Tabellensituation der Berliner besorgniserregend und der Abstieg wird nur noch durch ein Wunder zu verhindern sein. Der Diskussionsbedarf auf der heutigen Mitgliederversammlung dürfte also groß sein. Für Nervennahrung ist aber gesorgt: Obwohl es wegen der Sparmaßnahmen auf der Kippe stand, gibt es für die anwesenden Fans auch dieses Mal wieder Wertmarken für kostenlose Würstchen, Kuchen und Getränke.
Herzlich Willkommen zum Liveticker der Mitgliederversammlung von Hertha BSC. Start der Veranstaltung in der Messe Halle 18 ist um 11 Uhr.
In den Berichten von Präsidium und Aufsichtsrat wird es heute wohl vor allem um die schwierige sportliche Situation von Hertha BSC gehen. Aber auch zu den finanziellen Probleme und dem Medienbericht über mögliche Schwierigkeiten bei der Lizenzierung für die kommende Saison werden die Mitglieder wohl Fragen haben. Allerdings war hier bereits im Vorfeld der Mitgliederversammlung aus Vereinskreisen durchgedrungen, dass das Lizenzierungsproblem wohl deutlich kleiner ist als berichtet.
Für weitere Unruhe sorgte der überraschende Rücktritt von Ingmar Pering aus dem Hertha-Präsidium am Donnerstag. Auch die sich daraus ergebende Problematik soll mit den Vereinsmitgliedern diskutiert werden. Außerdem stehen noch Abstimmungen zu einigen Anträgen auf der Tagesordnung. Unter anderem geht es dabei um die Abwahl des gesamten Präsidiums und des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Brüggemann.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.05.2023, 12:02 Uhr
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