Union vor dem Saisonfinale gegen Werder
Bei Union Berlin macht sich vor dem letzten Saisonspiel gegen den SV Werder Bremen eine Mischung aus Vorfreude und Anspannung breit. Der Einzug in die Champions League ist zum Greifen nah. Von Miriam Sinno
In Köpenick war unter der Woche einiges los: Beim letzten öffentlichen Training am Dienstag waren rund 60 Fans dabei, um einen letzten Blick in die Gesichter ihrer Stars zu erhaschen. Und fast alle hatten sie den gleichen Gemütszustand: Mit einem leichten Kribbeln im Bauch und vor allem großer Vorfreude schauen sie auf das kommende letzte Saisonspiel am Samstag (15:30 Uhr).
Der Gegner spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. "Wir werden auch unser letztes Heimspiel dieser Saison nicht verlieren. Diese Serie lassen wir uns von niemandem nehmen – auch nicht von Bremen", sagt FCU-Fan Heike und hat dabei ein großes Grinsen im Gesicht. Dass es in dieser Partie auch um die Qualifikation für die Champions League geht? Zweitrangig. "Einmal Union, immer Union. Egal in welcher Liga und in welchem Wettbewerb", sagt Anhängerin Ines.
Auch Trainer Urs Fischer will sich nicht von unnötiger Nervosität anstecken lassen. "In allen Spielen geht es noch um etwas am Samstag. Wir müssen eine gute Mischung finden. Die Spannung wird da sein, aber trotzdem brauchst du auch Lockerheit, sonst verkrampfst du", so der Coach auf der Pressekonferenz.
Bei all der Euphorie um das Erreichen eines nächsten Unioner Meilensteins hat er das zuletzt verloren gegangene Spiel gegen Hoffenheim natürlich im Kopf. "Klar, die Mannschaft war enttäuscht. Nach den Statistiken waren wir in allen Punkten vorne. Aber wir haben Fehler gemacht und den Gegner eingeladen. Die Mannschaft war sehr kritisch mit sich selbst", so Fischer.
Es gibt aber noch eine andere Statistik, die man von den Köpenickern nicht gewohnt ist. Zwei der letzten drei Bundesligaspiele gingen verloren. Das sind genauso viele wie in den vorangegangenen 15 Partien zusammen. Aber auch das bringt Fischer nicht aus der Ruhe. "Das kommende Spiel ist ein Spiel mit großer Bedeutung. Aber so oder so wird diese Spielzeit eine erfolgreiche für uns sein."
Und da entsteht die Parallele zu den Fans. Sie sind - wie Fischer - bodenständig. Zu verlieren haben sie nichts. Mit 59 Punkten haben die Unioner schon jetzt die beste Ausbeute ihrer noch so jungen Bundesligahistorie eingefahren. Das Erreichen der Champions League wäre also nur die Kirsche auf einer jetzt schon fantastisch schmeckenden Torte.
Gegen Bremen sahen die Unioner in der Vergangenheit fast immer gut aus. Seit der Heimniederlage im ersten Bundesligaduell im September 2019 gewannen die Eisernen alle vier Spiele gegen den Gegner aus dem Norden. 2019 gab es auch noch nicht die Serie von saisonübergreifend 22 ungeschlagenen Bundesliga-Heimspielen. Eine Serie, die den Gegner beeinflussen wird und für den die Fans in ihrem 'Tempel', dem Stadion An der Alten Försterei, laut sein werden. Eine komplette Saison ohne Heimniederlage in der Bundesliga: wenn das kein Ansporn ist…
Der SV Werder Bremen könnte sich am kommenden Sonnabend einen entspannten Nachmittag in feinster Atmosphäre machen. Hat sich die Mannschaft von Ole Werner doch am vergangenen Spieltag mit dem 1:1 gegen den FC Köln vorzeitig den Klassenerhalt gesichert. Doch wirklich zufrieden können die Bremer mit ihrem Saisonabschluss trotzdem nicht sein: Nur eins der letzten elf Bundesligaspiele konnte gewonnen werden. Zurückgelehnen werden sie sich also schon allein deshalb nicht.
Beachtlich: Stürmer Niklas Füllkrug führt mit 16 Treffern die Torschützenliste an. Er könnte der erste Bremer Torschützenkönig seit Miroslav Klose in der Saison 2005/06 werden. Und ein wenig Eigenwerbung für den anstehenden Transfersommer könnte er mit dem ein oder anderen Treffer auch noch machen. Also: Aufpassen, Union!
Robin Knoche wurde beim verloren gegangenen Auswärtsspiel gegen Hoffenheim schmerzlich vermisst. Für alle Fans gab es allerdings schon beim öffentlichen Training am Dienstag positive Signale zu verzeichnen - und das wurde vom Trainer auch so bestätigt: Der Abwehrboss hat seinen Infekt überstanden und steht Urs Fischer zur Verfügung. Anders ist es bei Andras Schäfer, der seinen Mittelfußbruch auskurieren muss und in dieser Spielzeit nicht mehr zum Einsatz kommen wird.
So könnte Union beginnen: Rönnow - Doekhi, Knoche, Leite – Juranovic, Khedira, Roussillon – Haberer, Laidouni – Behrens, Becker
Es fehlt: Andras Schäfer (Mittelfußbruch)
Die Bremer werden alles darauf setzen, ihre "Stürmer zu füttern" (Urs Fischer). Marvin Duksch und Niklas Füllkrug gilt es also, so gut es geht, aus dem Spiel zu halten. Lässt sich Union dann noch ausreichend von den Fans anfeuern und tragen, sollte einem Heimsieg nichts im Wege stehen.
Der rbb|24-Tipp: Union Berlin gewinnt mit 3:0 - inklusive Platzsturm, weil der Sieg gleichbedeutend mit dem Erreichen der Champions League ist.
Sendung: rbb24, 26.05.2023, 13:30 Uhr
Beitrag von Miriam Sinno
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