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Audio: rbb|24 | 09.05.2023 | O-Ton Sebastian Lemke | Quelle: IMAGO/Fotostand

Interview | Energie-Cottbus-Präsident zu möglichem Aufstieg

"In der Region herrscht eine Gier nach diesem Fußball"

Energie Cottbus kann am Samstag die Regionalliga-Meisterschaft perfekt machen und würde dann um den Aufstieg in die dritte Liga spielen. Präsident Sebastian Lemke verrät, wie es um die Lizenz steht und welche Herausforderungen warten.

rbb|24: Herr Lemke, Energie Cottbus befindet sich in der heißen Phase der Saison. Mit einem Sieg am Samstag im Spitzenspiel gegen Verfolger Rot-Weiß Erfurt könnte das Team die Meisterschaft bereits perfekt machen und hätte somit die Chance auf den Aufstieg. Spüren Sie eine Euphorie im Verein und in der Stadt?

Sebastian Lemke: Wir sind mit Stand von Montagabend bei knapp 15.000 verkauften Tickets. Ich glaube, da kann man in der Regionalliga schon von einer großen Euphorie sprechen. Wenn man durch die Stadt geht, wird man viel darauf angesprochen. Alle sind wieder voller Feuer, freuen sich auf dieses Spiel und hoffen, dass wir die Chance nutzen und die Meisterschaft gleich am Samstag klar machen. Wir wurden in der ersten Saisonhälfte nach der Niederlage gegen den Berliner AK schon abgeschrieben. Jetzt haben wir drei Spieltage vor Saisonende die Chance, die Meisterschaft festzumachen. Darauf dürfen wir als gesamter Verein und auch die Mannschaft sehr stolz sein und gehen dementsprechend selbstbewusst in das Spiel am Samstag.

3:1 in Halberstadt

Energie Cottbus baut Tabellenführung aus

Der Fußball-Regionalligist Energie Cottbus hat einen großen Sprung in Richtung Meisterschaft gemacht. Beim Erfolg in Halberstadt bewies der Energie-Trainer Pele Wollitz ein glückliches Händchen. Obwohl er gar nicht an der Seitenlinie stand.

Der Gegner in der Relegation wäre nach aktuellem Stand - so sie denn die Lizenz bekommen - die SpVgg Unterhaching. Wie sehen Sie denn die Chancen für einen Aufstieg in diesem Duell?

Wir schauen erstmal nur auf den Samstag und erst danach weiter. Aber grundsätzlich muss man sagen, dass diese Relegation der größte Blödsinn ist, den es gibt. Unterhaching ist jetzt schon Meister geworden und spielt eine überragende Saison. Ich glaube, wenn wir es schaffen sollten, haben wir auch eine gute Serie gespielt und müssen dann in diese unsäglichen Relegationsspiele, die eine Lotterie sind. Das ist alles andere als sportlich fair und kann eine ganze Saison kaputt machen. Solche Spiele sind immer auf Augenhöhe, da entscheiden auch immer Nuancen oder die Tagesform. Interessante Spiele würden das sicher werden, dennoch gehört das abgeschafft!

Wie wichtig wäre es für den Verein und die gesamte Region, dass Energie Cottbus wieder im Profifußball vertreten ist?

Es ist immens wichtig. Der Verein hat eine große Geschichte, was mit Blick auf die Erst- und Zweitligazeiten teilweise auch eine große Last ist. Aber davon profitieren wir natürlich auch noch. Es wurden damals Strukturen aufgebaut. Das sind ja keine Viertliga-Bedingungen, die wir den Spielern hier bieten. Wir wollen natürlich rein aus wirtschaftlichen und sportlichen Gründen unbedingt nach oben. Wir haben in der Saison gesagt: Das Ziel ist es, Erster zu werden und die Chance der Relegation zu bekommen. Wir waren auch die einzigen, die das so mutig gesagt haben. Jetzt ist für den Verein die Möglichkeit da und wir wollen sie natürlich auch nutzen. Die ganze Region fiebert darauf hin, wir bekommen das mit. Für das Spiel gegen Erfurt sind wie gesagt schon 15.000 Tickets verkauft, das DFB-Pokalspiel gegen Werder Bremen war ausverkauft. Da kriegt man mit, welche Gier in der Region nach diesem Fußball herrscht. Deshalb wäre das für die Region, für die Stadt und für den Verein immens wichtig, wenn es klappen sollte.

Neuer NOFV-Geschäftsführer Till Dahlitz

"Bei dem ein oder anderen stoßen wir auf Granit"

Till Dahlitz ist seit April Geschäftsführer des Nordostdeutschen Fußballverbandes und das im Alter von 24 Jahren. Ein Gespräch über innovative Vermarktung, das Zugpferd Regionalliga und die Reform einer ungerechten Aufstiegsregelung.

Die Lizenz für die dritte Liga hat Cottbus fristgerecht eingereicht. Sie sprachen von einem "großen Kraftakt". Wie ist denn der aktuelle Stand - und was sind die größten Herausforderungen?

Da wurde scheinbar mehr in meine Worte rein interpretiert, als gemeint war. Der große Kraftakt ist der Zeitfaktor. Wir haben zum 31.12. Jahresabschluss und mussten zum 1.3. die Unterlagen abgeben. Aber natürlich sind auch finanzielle Punkte und das Stadion und die Infrastruktur ein Thema gewesen. Wir haben alle Unterlagen fristgemäß eingereicht und die Rückmeldung bekommen, dass wir die Lizenz so erhalten. Wir müssen noch gewisse Dinge nachweisen, da liegen wir aber komplett im zeitlichen Rahmen des DFB und werden die Dinge, die sie nachgefordert haben, fristgerecht einreichen.

Ein Nachteil des Aufstiegs über die Relegation ist, dass man erst spät mit den endgültigen Planungen für die kommende Saison beginnen kann. Wie geht Energie da vor?

Sie haben es schon gesagt: Das ist der nächste Nachteil in dieser ganzen Farce, die da läuft. Preußen Münster und der VfB Lübeck sind schon aufgestiegen, die haben jetzt vier bis fünf Wochen Vorlauf in der Kaderplanung. Die können eine Saisonpause machen und in Ruhe eine Vorbereitung spielen. Das ist für den, der die Relegation spielt, ein erheblicher Nachteil. Wir planen erstmal etatmäßig für beide Ligen und haben für beide Ligen mit den meisten Sponsoren die Verträge so geschlossen. Aber sportlich kann man nichts planen.

Wie steht es denn allgemein um die finanzielle Lage des Vereins? Für viele Sponsoren dürfte Energie als Drittligist ja nochmal deutlich attraktiver werden.

Wir werden - wenn es klappen sollte - auch in der dritten Liga bei Weitem nicht im Geld schwimmen. Wir haben eine solide Planung. Wir geben nur das Geld aus, das wir auch einnehmen. Dabei bleiben wir und auch in der vierten Liga würden wir nichts Verrücktes machen, weil im nächsten Jahr der Direktaufstieg möglich ist. Wir gehen schon davon aus, dass da einige andere Vereine mehr investieren werden. Wir werden bei unserer Linie bleiben. Wir sind solider aufgestellt als vor zwei Jahren, als wir angefangen haben. Da war der Verein kurz vor der Insolvenz.

Nach dem Rückzug von Verwaltungsrat Mathias Jäckel und Präsidiumsmitglied Hagen Ridzkowski - beide mit ihren Unternehmen wichtige Sponsoren für Energie - aus den jeweiligen Gremien gab es zu deren finanzieller Unterstützung keine Meldungen mehr. Haben Sie diese beiden wichtigen Player in puncto Finanzen in der kommenden Saison weiter an Ihrer Seite?

Das müssen Hagen Ridzkowski und Mathias Jäckel beantworten. Noch ist nichts unterschrieben. Beide haben immer betont, dass die Gremienarbeit nicht mit ihrem Sponsoring im Zusammenhang steht. Wir werden gucken, ob das so stimmt.

Auch das Stadion ist ein wichtiger Faktor und verschlingt jede Saison etwa 1,5 Millionen Euro. Ist hier eine finanzielle Entlastung in Sicht?

Das Stadion ist ein großes Thema in Cottbus. Der Verein hat das damals zu Zweitliga-Zeiten erworben. Das war aus jetziger Sicht zum damaligen Zeitpunkt auch der richtige Schritt. Für einen Viertligisten ist es aber schwer. Dazu hat das Stadion aufgrund der Jahre schon Sanierungsrückstau. Den muss man aufholen und als Viert- oder Drittligist schauen, wie man das Stadion finanziert. Wir sind mit den Partnern, die dazugehören, in sehr guten Gesprächen. Wir haben als Verein ein Konzept aufgestellt, wie wir uns das Stadion vorstellen und hoffen, dass wir da 2023 die nächsten wichtigen Schritte machen können, um für den Verein einen Mehrwert zu generieren, aber auch eine finanzielle Entlastung hinzubekommen. Mehr können und dürfen wir noch nicht sagen.

Wie könnten denn Wege zu einer solchen Entlastung aussehen?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine ist eine andere Gesellschaftsform. Eine weitere Option ist, dass man das Stadion anders nutzen kann, um Mehreinnahmen zu generieren. Das Stadion verschlingt auch einiges an Energie. Da muss man gucken, ob man im Sektor der regenerativen Energien etwas macht, um die Kosten zu senken. Es gibt mehrere Überlegungen und vielleicht wird es auch ein Mix aus allem.

Dem Vernehmen nach hatten Sie sich in dieser Angelegenheit wie auch rund um das Thema Sanierung des Stadions auch Unterstützung des neu gewählten Oberbürgermeisters Tobias Schick (SPD) erhofft. Sind Sie da in Gesprächen?

Tobias Schick kommt aus dem Sport und ist ein Cottbuser. Ihm ist daran gelegen, dass die Sportvereine einen guten Stand in der Stadt haben. Und dafür macht er auch sehr viel und unterstützt uns bei den Gesprächen.

Interview | Potsdamer Nationalspieler Kevin Schade

"Cottbus ist ein Verein, der mich zu dem Spieler gemacht hat, der ich heute bin"

Kevin Schade spielte in der Jugend für den SV Babelsberg und Energie Cottbus. Zum Bundesliga-Spieler wurde er in Freiburg, ehe er im Winter zum FC Brentford wechselte - seit Kurzem ist er Nationalspieler. Ein Interview über aufregende Monate.

Eine nicht ganz so kleine Summe könnte durch den Transfer von Kevin Schade, einem in Cottbus ausgebildeten Spieler, in die Vereinskasse fließen, wenn er endgültig zum FC Brentford wechselt. Welche Rolle spielen diese geschätzt 1,5 Millionen Euro in der finanziellen Planung? Würden die direkt in einen möglichen Drittliga-Etat fließen?

Erstmal muss es ein Transfer werden, noch ist es eine Leihe. Da ist eine Kaufpflicht hinterlegt, die an gewisse Bedingungen geknüpft ist. Schön wäre es, wenn Kevin Schade richtig Fuß fasst in England. Da scheint er auf einem guten Weg zu sein und wir würden uns auch rein sportlich für den Jungen sehr freuen, wenn er es in England schafft. Das ist eine Liga, die sportlich einen hohen Stellenwert hat. Das ist eine Riesenleistung, sich da zu etablieren und zeigt auch die gute Nachwuchsarbeit in Cottbus. Sollte dieser Transfer zustande kommen und die Summe auf unserem Konto landen, werden wir das mit Sicherheit zum Teil auch für den sportlichen Bereich nutzen.

Trainer Claus-Dieter Wollitz hat in einem Interview im "Kicker" gesagt: "Ich habe diesen Traum: 60 Jahre Energie und die Rückkehr in die zweite Liga." Wird sich dieser Wunsch des Trainers 2026 erfüllen?

(lacht) Es ist schön, dass er träumt, da träumen wir gerne zusammen. Ich glaube schon, dass der Verein, die Stadt und die Region es verdient hätten, nochmal die Chance zu bekommen, in der zweiten Liga zu spielen. Und wenn wir sie nochmal bekommen sollten, sollten wir die auch packen. Aber erstmal sollten wir jetzt den Schritt machen, am Samstag im besten Fall Meister zu werden, dann den Landespokal zu gewinnen und die Relegation erfolgreich zu gestalten. Wenn wir dann in der dritten Liga spielen, ist das erste Ziel, den Klassenerhalt zu schaffen. Dann, und erst dann, können wir gucken, ob wir weiter an unseren Träumen arbeiten. Aber ich würde mich natürlich auch freuen, wenn wir uns zum 60. Geburtstag diesen Wunsch erfüllen können. Ich glaube, von den Rahmenbedingungen - vom Verein, von der Historie, von der Infrastruktur, von der Region - her, sollten die zweite und dritte Liga das Ziel sein.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lisa Surkamp-Erler, rbb Sport.

Sendung: rbb UM6, 13.05.2023, 18 Uhr

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