Interview | Babelsberg-Trainer Markus Zschiesche
Der SV Babelsberg reist am Sonntag zum Brandenburg-Derby nach Cottbus. Den Lausitzern könnten die Gäste einen Strich durch die geplante Meisterfeier machen. Motiviert sei das Babelsberger Team aber auch ohne dies, sagt Trainer Zschiesche.
rbb: Herr Zschiesche, am Sonntag steigt das Brandenburg-Derby gegen Energie Cottbus. Das allein ist immer schon eine besondere Partie, doch nun könnten sich die Lausitzer an diesem Tag auch noch zum Meister machen. Welche Bedeutung hat das Spiel für Ihre Mannschaft?
Markus Zschiesche: Da ist natürlich eine hohe Motivation und auch eine hohe Erwartungshaltung auf Seiten der Cottbuser. Wir haben gerade einen guten Lauf und haben natürlich schon Lust, dort was mitzunehmen. Von daher sind wir genauso motiviert. Aber ich würde jetzt nicht so darauf abzielen, dass sie Meister werden können. Gerade weil es ein Derby ist, haben wir eine Jetzt-erst-recht-Einstellung, aber ohne Missgunst und Sondermotivation in der Herangehensweise. Die Extra-Motivation ergibt sich dann wahrscheinlich mit der Atmosphäre im Stadion. Es sollen ja mehr als 10.000 Zuschauer kommen. Da muss ich die Jungs gar nicht motivieren, das macht ja Spaß.
Leicht wird es im vollen Stadion der Freundschaft nicht werden. Was ist Ihr Plan, um die Lausitzer zu schlagen?
"Pele" [Cottbus-Trainer Claus-Wollitz, Anm. d. Red.] weiß ja genau, was wir spielen. Da werden wir uns jetzt nicht große Überraschungen einfallen lassen. Wir haben unsere Art und Weise Fußball zu spielen, und das wollen wir gegen jeden Gegner machen. Es wird auf jeden Fall ein spannendes Spiel. Den genauen Plan verrate ich aber natürlich nicht.
Schon durch den 2:0-Erfolg gegen Erfurt hat Ihr Team damals großen Einfluss auf den Titelkampf genommen. Für Babelsberg selbst geht es in der Tabelle aber um nicht mehr viel. Macht es da gerade Spaß, wenn man die Spitzenteams noch ein bisschen ärgern kann?
Wir haben in den letzten Spielen in die Zukunft vieler Mannschaften eingegriffen. Auch bei Halberstadt zum Beispiel, deren Abstieg wir mit unserem Sieg so gut wie besiegelt haben. Dann haben wir Erfurt geschlagen und damit vielleicht die Meisterschaft entschieden. Auch gegen Jena haben wir gewonnen, die ja sonst vielleicht auch noch einmal eine Chance gehabt hätten, oben anzugreifen. Und jetzt kommt Energie Cottbus. Das Gewinnen ist bei uns gerade die größte Motivation und alle haben Lust darauf.
Babelsberg spielt bisher ein starkes letztes Saisondrittel. Seit neun Spielen ist Ihre Mannschaft ungeschlagen. Woher kommt dieser Erfolg?
Wir hatten davor eine schwächere Phase. Da haben wir aus vier Spielen nur einen Punkt geholt und auch gegen Mannschaften verloren, die unten drinstehen. Aber weil wir durch dieses Tal gegangen sind, hat uns das, glaube ich, noch mehr zusammengeschweißt. Uns hilft es zu wissen, dass wir zusammenhalten, auch wenn es nicht so gut läuft. Und dadurch können wir gerade auf diesem Level spielen.
Auch zu Beginn der Saison hatte das Team schon einmal einen starken Lauf und spielte lange an der Spitze mit. Dann folgte eine Negativserie, wodurch der Anschluss verloren wurde. Ärgern Sie sich noch darüber und wäre am Ende in dieser Saison eigentlich mehr drin gewesen?
Alle Mannschaften haben irgendwann mal eine Schwächephase drin gehabt. Bis auf Energie Cottbus, Erfurt und Jena - und deshalb sind sie auch zurecht da oben. Die waren konstanter als wir. Das hat natürlich auch mit Verletzungen zu tun. Daniel Frahn hat die letzten fünf Spiele der Hinrunde gefehlt und die haben wir alle verloren. Das hat natürlich nicht nur explizit mit ihm zu tun, aber es ist schon was anderes, wenn man alle zur Verfügung und wenige Verletzte hat. Deswegen trauere ich den Punkten jetzt nicht hinterher. Dafür haben wir auch zu viel liegen lassen. In der Rückrunde ist uns das aber nicht mehr passiert. Deswegen sammeln wir jetzt genau die Zähler, die wir am Ende haben wollen.
Ihre erste volle Saison als Trainer des SV Babelsberg neigt sich dem Ende zu. Sind Sie zufrieden im Verein?
Ich bin sehr zufrieden. Man hat viel Ruhe im Verein und alle ziehen an einem Strang. Auch in der schlechten Phase sind wir ruhig geblieben, weil wir wissen, wo wir herkommen und was etatmäßig möglich ist. Wir haben eine gute Saison gespielt und ich hoffe, dass wir diese Entwicklung der Mannschaft, die Stabilität und die Erfahrung mit in die nächste Saison nehmen können. Unser Wille ist es, einen großen Teil der Mannschaft zusammenzuhalten, um so von Beginn an einen Zusammenhalt zu haben, den sich andere Teams erst einmal suchen müssen, weil sie viele neue Spieler holen.
Auf dem Transfermarkt wird sich im Sommer also nur wenig tun?
Das kann man so zusammenfassen. Manchmal ergeben sich allerdings ja doch Dinge. Das kann man vorher nicht wissen und festlegen. Unser Ziel ist, wie gesagt, einen großen Teil der Mannschaft zu halten und wenn nötig einzeln qualitativ hochwertig nachzuverpflichten. Mal gucken, wie stabil wir dann sind.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.
Sendung: rbb24, 19.05.2023, 18 Uhr
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