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Audio: rbbSport | 17.05.2023 | Benjamin Plötz | Quelle: IMAGO / Picture Point

Lichtenbergs scheidender sportlicher Leiter Benjamin Plötz

Abstiegssorgen im Haifischbecken

Nach zwölf Jahren als sportlicher Leiter von Lichtenberg 47 hört Benjamin Plötz zum Saisonende auf. Sein Fokus liegt bis zum Schluss auf dem Klassenerhalt und den äußerst schwierigen Planungen für die kommende Saison. Von Fabian Friedmann

Bei Fußball-Regionalligist Lichtenberg 47 bangt man zwei Spieltage vor Schluss weiter um den Klassenerhalt. Im Unterschied zu anderen Klubs in ähnlichen Situationen haben die 47er aber das Heft des Handelns nur bedingt in den eigenen Händen. Man ist abhängig von den sportlichen Erfolgen oder Misserfolgen anderer Vereine. Denn da ist diese verflixte Abstiegsregelung in der Regionalliga Nordost.

"Ohnmacht herrscht bei uns aber nicht", sagt der sportliche Leiter Benjamin Plötz. "Denn unabhängig davon, wie es ausgeht, muss es ja in beide Richtungen weitergehen. Es muss eine sportliche Perspektive und eine Zukunft für alle Beteiligten geben."

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Im schlimmsten Fall Ungewissheit bis Juni

Stichwort: Planungssicherheit. Dafür ist der 36-jährige Plötz bei Lichtenberg 47 seit zwölf Jahren verantwortlich – für die sportliche Perspektive des Kaders. Ein Posten, der viel Verantwortung mit sich bringt, auf dem man gestalten kann, der aber auch risikoreich und zeitaufwendig ist. Und das alles in einem Amateurverein, der in seinem vierten Jahr der Regionalliga-Zugehörigkeit erst nach und nach die Strukturen professioneller gestalten und ausbauen konnte – auch ein Verdienst von Benjamin Plötz.

Momentan steht der 36-Jährige vielleicht vor der größten Herausforderung seiner Amtszeit: Mitten in einer ungewissen, sportlichen Zukunft einen neuen Kader für die kommende Saison zusammenzustellen. "Die gesamte Planungsphase kann sich gerade extrem verschieben", sagt er. Im schlimmsten Falle könnte es passieren, dass der Verein erst Mitte Juni endgültig darüber Bescheid weiß, in welcher Liga er kommende Saison spielt.

Das komplizierte Abstiegsszenario in der Regionalliga Nordost

Die komplizierte Lage in der Regionalliga Nordost ist wie folgt: Mit Tennis Borussia und Halberstadt stehen zwei sportliche Absteiger fest, weil der Letztplatzierte ohnehin absteigt und der FSV Zwickau den Gang aus der 3. Liga in die Regionalliga antreten muss. TeBe und Halberstadt haben aufgrund ihrer zu geringen Punktausbeute keine Chance mehr, die beiden letzten Plätze zu verlassen. So weit so einfach. Für alle anderen Vereine im Tabellenkeller herrscht Ungewissheit.

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Lichtenberg 47 steht momentan auf Platz 16 mit 26 Punkten, davor rangiert der ZFC Meuselwitz mit 29 Punkten, auch der Greifswalder FC auf Platz 14 mit 34 Punkten muss theoretisch noch zittern. Warum? Alle drei Vereine sind einerseits abhängig von ihrem eigenen sportlichen Abschneiden, und andererseits von dem des Halleschen FC. Der kämpft als Nordost-Vertreter nach wie vor um den Klassenerhalt in der 3. Liga. Sollte der HFC absteigen, wäre der Drittletzte ebenfalls raus (aktuell die 47er), weil Halle dann nächste Saison einen Platz in der Regionalliga benötigt.

Sollte der Hallesche FC den Klassenerhalt schaffen, dann hängt der Ligaverbleib für den Tabellen-16. vom Meister der Regionalliga Nordost (Cottbus oder Erfurt) ab. Sollte der am Ende der Relegation gegen den Meister der Regionalliga Bayern (Unterhaching) die Oberhand behalten und aufsteigen, gäbe es einen Absteiger weniger aus der Nordost-Staffel. Das Problem: Endgültige Gewissheit darüber kann erst nach dem Relegations-Rückspiel herrschen, welches aufgrund von Landespokal-Endspielen wohl erst am 11. Juni 2023 stattfindet.

Lichtenbergs Ziel: Rettung auf Platz 15

Grundsätzlich wäre es aber möglich, dass Halle absteigt und der Nordost-Meister die Relegation verliert. Dann gäbe es vier Absteiger und Lichtenberg wäre definitiv dabei, weil der Abstand zu Greifswald auf Platz 14, dem garantierten Nichtabstiegsplatz, bereits zu groß ist. Bei all diesen Szenarien kann einem sportlichen Leiter schon mal der Kopf rauchen. "Man sollte aber nicht anfangen, erst im Juni oder Juli seinen Kader zu planen oder zusammenzubauen", sagt Benjamin Plötz über den Einfluss dieser vertrackten Ab- und Aufstiegssituation auf seine Arbeit.

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Lichtenbergs sportlicher Leiter plant deshalb mit Spielern, die sich bewusst für den Verein aussprechen, die "für den Klub brennen" – unabhängig von der Liga. Immerhin könne man die eigenen Spiele selbst beeinflussen, meint Plötz. Denn: Gewinnt Lichtenberg seine beiden letzten Partien gegen Greifswald und den BFC Dynamo, könnte man es noch aus eigener Kraft auf Platz 15 schaffen. Bleibt Halle anschließend in der 3. Liga, wäre Lichtenbergs Klassenerhalt perfekt, egal was in der Aufstiegs-Relegation passiert. Auf dieses Szenario hofft man bei den 47ern.

Neuer sportlicher Leiter wird David Hollwitz

Auf den Worst-Case, sprich Abstieg, ist man in Lichtenberg dennoch vorbereitet, auch wenn der äußerst weh tun würde. "Es wäre ein harter Einschnitt", sagt Plötz, sowohl finanziell als auch für die Zuschauerresonanz. Oberliga-Vereine wie Hertha 06 und Dynamo Schwerin sind für die 47er beileibe nicht so attraktiv wie Energie Cottbus oder Carl-Zeiss Jena. Trotzdem würde der Verein auch in der Oberliga gesund aufgestellt sein, verspricht Plötz.

Um seine Nachfolge wurde sich zuletzt mit Hochdruck gekümmert. Es passt zum SV Lichtenberg 47, dass man sich auf dem Posten abermals für eine interne Lösung entschieden hat. Der jetzige Kapitän der Regionalliga-Mannschaft David Hollwitz wird Benjamin Plötz als sportlicher Leiter beerben. "David ist aufgrund seiner Expertise, seiner Erfahrung als Zweit- und Drittligaspieler und der langen Zugehörigkeit zum Verein genau der richtige Mann", zeigt sich der 36-Jährige zufrieden mit dieser Personalentscheidung.

Die jetzige Übergangsphase mit den schwierigen Planungen für die kommende Spielzeit wird Plötz aber noch übernehmen. Er will einen gesunden Übergang schaffen. Ab Anfang Juli steht dann Hollwitz in der alleinigen Verantwortung – in welcher Liga wird sich zeigen. Wichtig ist Plötz aber vor allem die Kontinuität im Klub, eine "ehrliche Perspektive", wie er es nennt. "Niemand sollte hier Wunder versprechen, sondern wir müssen von den einfachen Sachen leben. Und die heißen in Lichtenberg: Zusammenhalt und Dankbarkeit gegenüber Verein und Umfeld." Man wolle laut Plötz weiter in die Breite investieren, in die Anlage und die Jugendabteilung.

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Plötz: "Für uns ist das die Champions League"

Der vierte Klassenerhalt in Folge wäre für den Amateurverein im Haifischbecken der Profiklubs ein weiterer Meilenstein. "Für uns ist das die Champions League", sagt Plötz, der dann Ende Juni nach zwölf Jahren im Amt Schluss macht. Die Gründe liegen vor allem im privaten Bereich, zudem wurde eine Belastungsgrenze erreicht. Ein Vollzeitjob, die Rolle als Vater, dazu die Arbeit als Sportfunktionär - alles in allem zu viel für den 36-Jährigen. Er sei an Grenzen gestoßen und wolle nun erstmal Durchatmen. "Ich genieße jetzt erstmal die Ruhe."

Ein kompletter Abschied aus Lichtenberg wird es allerdings nicht werden. Der 36-Jährige ehemalige Spieler der 47er bleibt dem Verein als Vize-Präsident bis zum Sommer nächsten Jahres erhalten. So lange geht noch seine Legislatur. Und dieser Verantwortung will sich Benjamin Plötz auch stellen - egal in welcher Liga.

Sendung: rbb24, 16.05.2023, 21:45 Uhr

Beitrag von Fabian Friedmann

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