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Audio: rbb24 | 23.05.2023 | Ausschnitt aus dem Interview mit Tom Hauthal | Quelle: IMAGO / camera4+

Qualifikation, Regeln, Formate

Wie die Wettkämpfe bei den Special Olympics World Games funktionieren

Bei den Special Olympics World Games kommen tausende Athleten aus aller Welt mit geistiger und mehrfacher Behinderung nach Berlin, um sich in verschiedenen Disziplinen sportlich zu messen. Eine Übersicht, wie die Wettkämpfe funktionieren.

Wie haben sich die Athletinnen und Athleten für die World Games qualifiziert?

7.000 Athletinnen und Athleten aus 190 Nationen werden vom 17. bis 25. Juni bei den Special Olympics World Games in Berlin an den Start gehen. Für viele der geistig und mehrfach behinderten Sportlerinnen und Sportler erfüllt sich damit ein großer Traum.

Qualifiziert haben sie sich dafür über das sogenannte "Prinzip des Aufstiegs". Die Athletinnen und Athleten rückten dabei durch die Teilnahme an Wettkämpfen immer auf die nächsthöhere Ebene vor, konnten aber keine dieser Ebenen überspringen.

Reportage | Ein Monat bis zu den Weltspielen

Kommentatoren-Duo stimmt sich auf Special Olympics ein

Im Juni finden in Berlin die Special Olympics World Games statt. Inklusion gibt es dabei nicht nur bei den Sportlerinnen und Sportlern, sondern auch bei den Kommentatoren. Das Duo Alexander Pawelzik und Benjamin Tietze bereitet sich jetzt schon vor. Von Lynn Kraemer

In Deutschland begannen sie dabei regional in den einzelnen Bundesländern. Über Anerkennungswettbewerbe konnten sie sich einen Platz bei den Nationalen Spielen sichern, die immer ein Jahr vor den World Games stattfinden. Eine Teilnahme an den Nationalen Spielen war dann auch Grundvoraussetzung, um sich schlussendlich für die World Games in Berlin zu qualifizieren. Am Ende entschied neben der reinen Teilnahme an den verschiedenen Ebenen aber natürlich auch die erbrachte Leistung darüber, wer es in die Delegation für die Weltspiele geschafft hat.

Wie wird bei den vielen unterschiedlichen Beeinträchtigungen der Teilnehmer für faire Wettkämpfe gesorgt?

Für Wettkämpfe auf Augenhöhe haben die Special Olympics ein Klassifizierungssystem entwickelt, welches sich stark von dem der Paralympischen Spiele unterscheidet. Die Athleten werden nicht nach Grad und Schwere ihrer Beeinträchtigung eingeteilt, sondern einzig und allein nach ihrem Leistungsvermögen. So können auch Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen gegeneinander antreten.

Wie genau funktioniert die Klassifizierung?

Um das Leistungsvermögen zu bestimmen, wird es Klassifizierungswettbewerbe geben, die wie eine Art Vorlauf funktionieren. Für die möglichst genaue Beurteilung der Leistung ist es wichtig, dass diese am selben Ort und unter ähnlichen Bedingungen wie die Final-Wettkämpfe ausgetragen werden, da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr unterschiedlich auf äußere Einflüsse und Rahmenbedingungen reagieren können.

Je nach Abschneiden in den Vorläufen werden die Athletinnen und Athleten dann in Finalgruppen eingeteilt, die höchstens aus acht Personen bestehen sollen und innerhalb derer der Leistungsunterschied nicht mehr als 15 Prozent betragen darf. Um zu verhindern, dass in den Vorläufen absichtlich schlechtere Leistungen erbracht werden, um in eine schwächere Finalgruppe eingeteilt zu werden, gibt es die "Honest-Effort-Rule". Nach dieser wird man disqualifiziert, wenn die Leistung im Finale 15 Prozent über der aus der Klassifizierung liegt.

50 Tage bis zu den Special Olympics

Wie inklusiv sind Berlins Sportstätten?

Am 17. Juni beginnen die Special Olympics World Games in Berlin. Für die Stadt ist es eine Chance, sich als inklusive Sportmetropole zu präsentieren. Ein Blick auf Berlins Sportstätten zeigt allerdings, dass es noch ein langer Weg zu echter Inklusion ist. Von Marc Schwitzky

In den Mannschaftssportarten wird hingegen nach dem sogenannten Schweizer System verfahren. Hier spielt erst einmal jeder gegen jeden. Anhand der Ergebnisse wird eine Rangliste erstellt, aus welcher sich dann die Finalpaarungen aus möglichst gleichstarken Gegnern ergeben.

Gibt es Ausnahmen von diesem System?

Ja. Sollte eine Athletin oder ein Athlet zum Beispiel vor Aufregung bei der Klassifizierung eine deutlich schlechtere Leistung erzielen als sie oder er eigentlich in der Lage ist, wird auf die Verantwortung der Trainerinnen und Trainer vertraut. Diese können dann einen Antrag auf Leistungsverbesserung stellen und ihre Schützlinge nach der Leistung klassifizieren lassen, die sonst im Training erzielt wird. So wird eine Disqualifikation verhindert, sollten die Athletinnen und Athleten im Finale dann doch wieder ihre volle Leistung abrufen können.

Außerdem wird es im Langstreckenwettbewerb über 10.000 Meter keine Klassifizierung vor Ort geben. Hier erfolgt die Einteilung der Finalgruppen ausschließlich nach zuvor gemeldeten Zeiten.

Werden die einzelnen Sportarten bei den Special Olympics nach den normalen Regeln ausgetragen?

Die einzelnen Sportarten bei den World Games verfahren zum größten Teil nach den ganz normalen Regeln. Es gibt nur einzelne Ausnahmen, wie zum Beispiel beim Weitsprung. Hier wird es neben der normalen Form auch eine Variante geben, bei der aus dem Stand ohne Anlauf abgesprungen wird.

Wie ist die Austragung der Wettkämpfe zeitlich organisiert?

Genau wie bei den Olympischen Spielen werden auch bei den Special Olympics World Games jeden Tag parallel verschiedene Sportarten in Berlin und Umgebung ausgetragen werden. Während in einer Halle der Messe Basketball gespielt und auf dem Wannsee gesegelt wird, treten zum Beispiel zeitgleich die Leichtathleten im Olympiastadion in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an.

In eigener Sache

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Auch Siegerehrungen wird es im Anschluss an die Wettkämpfe direkt am jeweiligen Veranstaltungsort geben. Diese nehmen allerdings etwas mehr Zeit als gewohnt in Anspruch, denn neben der Gold-, Silber- und Bronzemedaille werden auch die viert- bis achtplatzierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre Leistungen geehrt und bekommen eine Platzierungsschleife.

Was versteht man unter den "Unified Sports"?

Zusätzlich zu den normalen Wettkämpfen wird es bei den World Games in Berlin in insgesamt 16 Disziplinen auch Wettbewerbe der sogenannten "Unified Sports" geben. Hierbei treten im Zeichen der Inklusion Personen mit und ohne geistige Behinderung gemeinsam als Paar in einer Sportart an. Der nicht-geistig-beeinträchtigte Partner kann dabei aber durchaus eine körperliche Beeinträchtigung haben.

Die Partner durchlaufen das gleiche Klassifizierungssystem wie alle anderen auch. "Häufig ist es dann sogar so, dass die Athletinnen und Athleten mit geistiger Beeinträchtigung die leistungsstärkeren Sportler sind", erklärt Tom Hauthal, Direktor für Sport und Bildung bei Special Olympics Deutschland.

Sendung: rbb24, 23.05.2023, 18 Uhr

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