SC Potsdam nach der Vizemeisterschaft
Zum zweiten Mal in Folge hat der SC Potsdam die Saison als Vizemeister beendet. Hinter den Volleyballerinnen liegt ein erfolgreiches Jahr mit vielen Höhen, aber auch manchen Tiefen. Über den Sommer könnte sich im Team nun so einiges ändern.
Samstagabend in der ausverkauften MBS-Arena. In einem hart umkämpften vierten Satz gelingt es den Volleyballerinnen des SC Potsdam gerade noch so, die ersten drei Matchbälle der Gäste abzuwehren. Doch im vierten Anlauf ließ die Stuttgarterin Krystal Rivers den Gastgeberinnen dann keine Chance mehr und verwandelte zum Sieg. Zum zweiten Mal in Folge wird der SCP nur Vizemeister. Und trotzdem wird die Mannschaft am Ende von der ganzen Halle gefeiert. "Die Unterstützung war unglaublich", erinnert sich Sportdirektor Toni Rieger.
Auch mit ein paar Tagen Abstand überwiegt bei ihm noch die Freude über eine erneut gelungene Saison. "Natürlich spielt man ein Finale, um den Titel zu gewinnen. Aber Stuttgart war der klare Favorit", sagt er. Schon in der vergangenen Saison hatte der SC Potsdam die Finalserie um die deutsche Meisterschaft gegen die Schwaben verloren. "Da hatten wir mehr daran zu knabbern, weil wir einen Matchball in Potsdam hatten", erklärt der Sportdirektor.
Dieses Mal war die Stuttgarter Dominanz jedoch größer. Bereits im vierten Spiel setzte der MTV den Deckel auf die Serie und machte sich zum Meister. Rieger ist trotzdem stolz auf seine Mannschaft. "Wir haben in diesem Jahr drei Finals gespielt und den Supercup gewonnen. Außerdem sind wir die einzige deutsche Mannschaft, die bisher in Istanbul gewinnen konnte. Das bleibt uns allen von der Saison im Gedächtnis", erzählt er.
Der Sieg gegen Vakifbank Istanbul war der Höhepunkt einer starken Premierensaison der Potsdamerinnen in der Champions League. Insgesamt drei Siege holten sie in der europäischen Königsklasse und landeten in ihrer Gruppe am Ende auf dem dritten Platz, wodurch das Abenteuer zumindest noch ein bisschen weiter ging. Im zweitklassigen CEV-Pokal scheiterten sie dann gegen den italienischen Spitzenclub Savino Del Bene Scandicci.
Doch die aufregende Europa-Reise hatte ihren Preis. In nur siebeneinhalb Monaten hatte der SC Potsdam 43 Spiele zu absolvieren "Da kommt dann natürlich irgendwann ein Einbruch der Kräfte", erklärt Rieger. Für die Brandenburgerinnen war es im Februar so weit. Sie verloren mehrere Partien in Folge und erlebten den wohl größten Tiefpunkt der sonst so gelungenen Saison. "Das verlorene Pokalfinale war für uns sehr enttäuschend, weil wir nicht die Leistung zeigen konnten, zu der wir eigentlich im Stande waren", erinnert sich der Sportdirektor. Mit 1:3 verpasste seine Mannschaft damals den Titel gegen den SSC Schwerin.
Mit dem Ende der Dreifachbelastung kamen dann aber die Kräfte zurück. Die Potsdamerinnen spielten die beste Bundesliga-Hauptrunde der Vereinsgeschichte und schafften es in den Playoffs erneut ins Finale. Damit es im nächsten Jahr beim dritten Anlauf dann vielleicht sogar für die deutsche Meisterschaft reichen kann, bräuchte es also einen breiteren Kader, um die Belastung besser steuern zu können.
Doch die Kaderplanung stellt Sportdirektor Rieger jede Saison vor eine große Herausforderung. "Bei uns muss bei den Verpflichtungen von neuen Spielerinnen vor der Saison alles stimmen, denn wir haben nicht das Budget, um nochmal nachkaufen zu können. Wir können nicht abwarten, wie die Mannschaft zusammen agiert und dann nochmal investieren", erklärt er. Teams wie Stuttgart und Schwerin seien da finanziell immer noch deutlich stärker aufgestellt und hätten mehr Möglichkeiten. "Da fehlt uns einfach richtig Geld", sagt Rieger.
Über Titel in der kommenden Saison denkt der Sportdirektor also noch nicht nach. Erst einmal gilt es, über den Sommer wieder einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen. Und dabei steht den Potsdamerinnen wohl ein großer Umbruch bevor. "Es wird definitiv noch diese Woche so einiges passieren", kündigt Rieger an, will aber noch nichts Näheres verraten.
Auch ob Erfolgstrainer Guillermo Naranjo Hernandez dem Team erhalten bleibt, lässt er offen. Der Spanier kam 2018 in die brandenburgische Landeshauptstadt und sorgte dafür, dass sich der SCP mittlerweile unter den Top-Vier Teams der Bundesliga etabliert hat. "Wir würden gerne verlängern, aber wie es sich entwickelt, wird man die nächsten Tage sehen. Er ist ein sehr gefragter Trainer und schon seit fünf Jahren bei uns. Manchmal ist es vielleicht auch Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen", erklärt der Sportdirektor.
Es klingt nach einigen Abschieden. Doch vielleicht ist genau dieser große Umbruch notwendig, damit die Potsdamerinnen den nächsten Schritt gehen können. Eines steht für Rieger schonmal fest: "Nach dem Abstieg von Turbine Potsdam sind wir DIE Frauen-Mannschaft in Brandenburg."
Das möchte er nun nutzen, um mehr Menschen vom Volleyball zu überzeugen. "Wir waren in diesem Jahr fünf Mal ausverkauft. Das zeigt, dass wir eine gute Werbung für den Frauen-Volleyball waren. Und das ist unser größtes Ziel. Nur wenn man die Leute begeistert, kann man auch erfolgreichen Volleyball spielen", sagt er. Vielleicht reicht diese Begeisterung ja schon im nächsten Jahr aus, um die mögliche Finalserie im dritten Anlauf endlich für sich zu entscheiden.
Sendung: rbb24, 15.05.2023, 21:45 Uhr
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