Wie der Vater so der Sohn?
Sebastian Machowski war Basketball-Profi, Nationalspieler und gewann mit Alba den Korac-Cup. Nun steht sein Sohn Nils auf der Schwelle zur Profi-Mannschaft. Vor kurzem machte er mit einem spektakulären Wurf auf sich aufmerksam. Von Jonas Bürgener
Ein Sonntag Ende Mai. In Frankfurt läuft das Endspiel der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) zwischen den Young Rasta Dragons und Alba Berlin. Beim Stand von 75:75 läuft bereits die letzte Spielminute. Als noch 13 Sekunden auf der Uhr sind, hat Nils Machowski den Ball. Er wartet lange, bleibt ruhig, beobachtet seinen Gegenspieler ganz genau. Dann läuft er an: Mit schnellen Schritten zieht er über die rechte Seite an die Dreier-Linie und wirft. Die Sirene heult – und der Ball fällt in den Korb. Mit einem "Buzzer Beater", einem Treffer in letzter Sekunde, entscheidet der 18-jährige Point Guard Machowski das Finale. Alba ist zum zweiten Mal in Folge deutscher Meister in der NBBL.
Machowski stürmt schreiend zurück an den Mittelkreis und wird dort von seinen Mitspielern in einer Jubeltraube begraben.
An einem Samstag Anfang Juni, gut zwei Wochen nach dem Titelgewinn, hat Nils Machowski das Erlebte immer noch nicht ganz verarbeitet. "Ich freue mich natürlich immer noch. Es war wirklich ein unglaublicher Moment und ein unglaubliches Gefühl", sagt er im Gespräch mit rbb|24. "Ich glaube, ich spreche für viele Basketballer, wenn ich sage, dass es ein Traum ist, in einem Finalspiel in der letzten Sekunde zum Sieg zu treffen. Ich kann es immer noch gar nicht richtig glauben."
Der Name Machowski dürfte vielen Basketball- und Alba-Fans bereits ein Begriff sein. Nils' Vater Sebastian war bis 2008 ebenfalls Profi, Nationalspieler und gewann 1995 mit Alba den Korac-Cup – bis heute der größte Titel der Vereinsgeschichte. Am Vortag des Endspiels, während des Halbfinals, fiebert Sebastian mit Sohn Nils in der Halle. Das Finale am Sonntag kann Sebastian Machowski dann allerdings nicht vor Ort in Frankfurt ansehen. Wegen einer Familienfeier ist er gezwungen, die Partie seines Sohnes nur auf seinem Handy zu verfolgen. Und so bricht auf einem 70. Geburtstag plötzlich lauter Jubel aus. Nils hat getroffen und Vater Sebastian bringt etwas Hallenstimmung auf die Party. "Als ich bei Nils' Dreier plötzlich laut aufgeschrien habe, haben mich 40 bis 50 Menschen angeschaut und sich gewundert, was dort auf einmal los war", sagt Sebastian Machowski lachend.
Der 51-jährige Berliner ist dem Basketball auch nach seiner Spielerkarriere treu geblieben. Er ist seit einigen Jahren Trainer und nach Stationen in Deutschland, China und Frankreich heute in Polen bei Spójinia Stargard tätig. Im Nachbarland beendete er einst bereits seine Spieler- und begann seine Trainerkarriere.
Er blickt auf eine erfolgreiche Karriere im In- und Ausland sowie in der Nationalmannschaft zurück. Und auch von der Dreierlinie hat sich Sebastian Machowski – ähnlich wie jetzt Sohn Nils – einen Namen gemacht. In der Saison 2002/2003 warf er für den Mitteldeutschen BC zehn Dreier in einem Spiel. Damit steht er nach wie vor auf Rang drei der ewigen Bundesliga-Rangliste. "Es freut mich, dass Nils, ebenso wie sein älterer Bruder Julian, Basketball gewählt hat und scheinbar genetisch etwas übertragen wurde. Ich weiß allerdings nicht, ob er in einem direkten Duell gegen mich gewinnen würde", sagt Sebastian Machowski lachend im Beisein seines Sohnes.
Der nimmt den Scherz hin und beschreibt dann die Rolle seines Vaters im Hinblick auf seine Sportler-Karriere: "In gewisser Weise ist er natürlich mein Vorbild", sagt Nils. "Ich würde aber sonst auch Basketball spielen, obwohl er mich natürlich auf den Weg gebracht hat." Das deckt sich mit Aussagen seines Vaters, der seinem Sohn eine unabhängige Karriere ohne größere Ratschläge des Ex-Profis wünscht. "Natürlich sprechen wir nach den Spielen, das ist aber immer sehr positiv und ich halte mich mit Kritik zurück", sagt Vater Sebastian. "Ich habe Nils noch nie gecoacht. Wir haben ab und zu zwar miteinander gezockt, auch mit seinem Bruder Julian, als Nils erst sechs Jahre alt war - das waren vielleicht die Grundsteine", glaubt er. "Aber ich gehe nicht hin und sage ihm, was er besser machen muss. Dafür hat er seine eigenen Trainer und seinen eigenen Weg gefunden. Mir bleibt eigentlich nur die Rolle des stolzen Vaters."
Seinen Weg möchte Nils Machowski nach Möglichkeit weitergehen und wie sein Vater Profi-Basketballer werden. Er träumt von einer Karriere bei Alba Berlin und regelmäßigen Auftritten in der Euroleague. Drei Kurzeinsätze bekam er dort in der abgelaufenen Saison bereits. "In Europa gibt es keine größere Bühne", sagt er. "Ich möchte gerne fester Bestandteil eines 12er-Kaders werden, bei Alba wäre es natürlich besonders schön. Einen Fuß in die richtige Richtung habe ich mit meinen ersten Einsätzen in der ersten Mannschaft ja bereits gesetzt. Ich glaube schon, dass es für mich möglich ist", sagt Nils Machowski selbstbewusst.
Wer weiß, vielleicht steht er schon bald noch öfter in der riesigen Arena am Ostbahnhof, beobachtet seinen Gegenspieler ganz genau, zieht mit schnellen Schritten an und wirft.
Beitrag von Jonas Bürgener
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