Saison-Start der European Football League
Während König Fußball sich in die Sommerpause verabschiedet, steht die europäische Football-Saison in den Startblöcken. Bei Berlin Thunder können sie den Auftakt in die neue Spielzeit kaum erwarten. Auch, weil sie sehr amerikanisch unterwegs sind.
Vielleicht heißt es vor allem auch deshalb American Football, weil alle immer so optimistisch sind. Den Eindruck vermitteln sie zumindest bei Berlin Thunder. Denn vor dem Saison-Start der European Football League (EFL) am Samstag, den 3. Juni, sind sie in der deutschen Hauptstadt fest davon überzeugt, in diesem Jahr ein Wörtchen mitreden zu können bei der Titelvergabe.
"Wir können jeden schlagen und das ist eine Aussage, die ich letztes Jahr so noch nicht hätte treffen können", sagt Thunder-Trainer Jonny Schmuck. In der vergangenen Spielzeit lautete das Saison-Ziel noch "Erreichen der Playoffs". Es wurde knapp verpasst. 2023 aber soll es klappen.
Und mehr als das. "Mit dem Kader, den wir haben, sollten wir eine Chance haben, wirklich oben mitzuspielen", so Schmuck. Die Schlüsselspieler der Vor-Saison konnten gehalten werden. Hinzu kommen Neuzugänge, bei denen der Coach geradezu ins Schwärmen gerät. Max Zimmermann? "Für mich Top 3 der europäischen Receiver." Donovan Isom? "Sehr starker Quarterback." Jonas Gacek? "Einer der deutschen Top-Cornerbacks." Wide Receiver Aaron Jackson? "Einer der absoluten Top-Spieler der letzten GFL-Saison (German Football League, Anm. d. Red.)."
Er könne so weitermachen, sagt Schmuck, aber das sprenge den Rahmen. Deshalb, kurzum: "Contender" wolle man sein, "ganz klar" um den Titel mitspielen und dabei auch mit Teams wie jenen aus Wien und Hamburg "competen".
Noch so ein Grund, warum es völlig zurecht American Football heißt. Die Sprache der Protagonisten ist durchsetzt von englischen Wörtern. Kein Wunder, das große Vorbild ist schließlich die NFL, die National Football League aus den USA, deren Saisonhöhepunkt, der Super Bowl, das größte Einzelsport-Event der Welt ist.
Von den mehr als eine Milliarde TV-Zuschauern des Super Bowl ist man in der EFL noch deutlich weiter entfernt als Europa von Nordamerika, dennoch ist man zufrieden mit der Entwicklung der Liga. 3.700 Zuschauer kamen in der vergangenen Saison zu den Thunder-Heimspielen in den Jahn-Sportpark. Damit es in diesem Jahr noch mehr werden, baut man auf ein buntes Rahmen-Programm rund um die Spiele, Hüpfburgen für die Kleinsten inklusive. Auch der Glamour-Faktor der Liga wurde erhöht, statt zwölf Teams wie 2022 sind nun 17 Vereine vertreten.
Sportlich ist das auch deshalb herausfordernd, weil die neuen Teams, etwa aus Tschechien (Prague Lions) und Ungarn (Fehérvár Enthroners), große Unbekannte sind. Beide Mannschaften sind Gegner von Berlin Thunder in der sogenannten Eastern Conference.
Vor allem das Auftaktspiel in Székesfehérvár kommt dabei einem Blindflug gleich. Aktuelles Video-Material des Gegners gibt es kaum, "man weiß nicht genau, auf wen und was man treffen wird", so Thunder-Coach Schmuck. Das wird eine Woche später (11. Juni, 13 Uhr), beim ersten Heimspiel der neuen Saison, gänzlich anders. Dann nämlich sind die Vienna Kings zu Gast im Jahnsportpark, mithin der Titelverteidiger und auch in diesem Jahr wieder Top-Favorit. "Das wird ein absolutes Highlight", so Coach Schmuck.
Und trotzdem sind sie also optimistisch bei Berlin Thunder. Auch weil die Liga qua Regularien dafür sorgt, den Wettbewerb nicht zu einseitig werden zu lassen. Die Geldmittel, die für die Gehälter der Spieler eingesetzt werden dürfen, sind limitiert. Insgesamt dürfen demnach 150.000 Euro pro Kader investiert werden.
Zudem müssen sogenannte "Home-Grown"-Spieler registriert werden, also Spieler aus den jeweiligen Ländern der Klubs. Spieler wie Berlins Robin Wilzek, der ebenfalls voller Vorfreude auf die kommende Spielzeit blickt. "Wir sind nochmal ein krasseres Team geworden. Deswegen wird es ein geiles Jahr, ein geiler Sommer." Wilzek gehört nicht zu den acht Voll-Profis, die jedes Team haben darf. Der Wide Receiver aus Forst arbeitet hauptberuflich im "Marketing-Bereich".
Nichts anderes außer Football gibt es hingegen für Kyle Kitchens. Der Defensive End aus Decatur, Georgia, sagt über sein Leben in Berlin: "Die meiste Zeit trainiere ich einfach." Immerhin, so viel habe er schon mitbekommen, seit er 2022 zu Berlin Thunder wechselte, sei es ein "interessanter Lifestyle" in Deutschlands Hauptstadt, "irgendwas ist immer los". Ab sofort auch wieder bei Berlin Thunder.
Und wenn es nach Kyle Kitchens geht, bleibt das bis zum 24. September so, dann, wenn in Duisburg das Championship Game der EFL ansteht. Denn über die Saisonziele seines Teams weiß Kitchens nur eines zu sagen: "Das Ziel ist immer, den Titel zu holen." Sie sind eben optimistisch beim American Football.
Sendung: rbb24 Inforadio, 02.06.2023, 19:15 Uhr
Beitrag von Ilja Behnisch
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