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Audio: rbb24 Inforadio | 31.07.2023 | Jakob Rüger | Quelle: IMAGO/Matthias Koch

"Klatschenlassen" im Trainingslager

Der 1. FC Union Berlin sucht seine Taktik für die Champions League

Der 1. FC Union bereitet sich im österreichischen Trainingslager auf die neue Saison vor. Dabei geht es nicht zuletzt um taktische Feinheiten für die schweren Aufgaben in der Champions League. Von Jakob Rüger

Urs Fischer hat beim Training ein Lieblingswort. "Klatsch, Klatsch", ruft er immer wieder im österreichischen Trainingslager über den Platz. Und weil man "Klatsch" nicht ins Englische oder Französische übersetzen kann, gilt auch für die Neuzugänge wie Alex Kral und David Fofana die Anweisung "Klatsch". Was der Trainer sehen will, ist das "Prallenlassen", also "Klatschenlassen" des Balles zum Mitspieler, um sich dann direkt mit Tempo in den freien Raum zu bewegen.

Schnelles Passspiel und sich dem Verteidiger entziehen, das hat der Trainer des 1. FC Union Berlin immer wieder trainieren lassen. Die Köpenicker wollen vertikaler spielen. Bei der 1:2- Testspielniederlage gegen Pafos FC aus Zypern war der Trainer damit nur bedingt zufrieden: "Phasenweise gut, dann haben wir es gar nicht mehr umgesetzt, ab der 60. Minute war dann Schluss." Besser machten es Fischers Schützlinge beim zweiten Test gegen Udinese Calcio, ein Ball in die Tiefe auf Außenverteidiger Jerome Roussillon brachte den 1:0 Siegtreffer.

1:0-Sieg

Union Berlin gewinnt Testspiel gegen Udinese Calcio

Fischer lässt gezielt am Umschaltspiel arbeiten

"Das System ist schon sehr anspruchsvoll, was wir spielen", sagt Verteidiger Dominique Heintz, der gerade für die Neuzugänge Geduld fordert. "Das braucht seine Zeit und das merkt man einfach bei den neuen Jungs." Laufwege, Automatismen, der richtige Rhythmus beim Zuspiel, daran arbeitet Urs Fischer mit seinem Team und speziell mit den sieben neuen Spielern. Die Basis bleibt die stabile Defensive mit Fünferkette gegen den Ball.

Das Mittelfeld spult viele Kilometer ab, gemeinsam wird von rechts nach links verschoben und die Räume dicht gemacht. Union lauert auf Überzahlsituationen und auf schnelle Ballgewinne. Eine Spezialität von Neuzugang Brenden Aaronson, der seine Stärken im Pressing und im schnellen Umschalten hat. Der US-amerikanische Mittelfeldspieler hat also alles, um zu einem Lieblingsschüler von Urs Fischer zu werden.

Toreschießen ist immer noch das Hauptziel im Fußball und dafür wird das Umschaltspiel, das Union in den letzten Jahren so stark gemacht hat, fit gemacht für die Champions League. In einer Übung hatten die Profis so nur sieben Sekunden, um von der Mittellinie zum Torabschluss im Strafraum zu kommen – Tempo war angesagt. In der Königsklasse dürften die Eisernen selten vor das Problem gestellt werden, im eigenen Ballbesitz gegen einen tief stehenden Gegner das Spiel machen zu müssen. Etwas, womit sich Union auch in der Vorbereitung weiter schwertut. "Wir wollen unser Spiel mit dem Ball weiter verbessern", so Verteidiger Robin Knoche. "Das ist gar nicht so einfach, aber wir arbeiten hart daran."

Videostudium per Drohne

Per Drohne lässt Fischer das Training und die Testspiele aufzeichnen. Am Abend gibt es das Videostudium für die ganze Mannschaft. Aus dem Umfeld des Teams ist zu hören, dass die Mannschaft ungewöhnlich viele Sitzungen hat. Urs Fischer scheint gerade bei der Theorie noch viel Redebedarf zu haben. Auf dem Platz trainieren die Unioner immer wieder verschiedene Varianten, um in die Räume hinter oder zwischen die Abwehrreihen des Gegners zu kommen – entweder mit langen diagonalen Bällen oder schnellen Kombinationen über die Halbpositionen. Ziel ist es, Räume auf dem Flügel zu schaffen.

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Bei der Niederlage gegen Pafos hat das noch zu selten funktioniert. "Das hat etwas mit den Laufwegen und Tiefenläufen zu tun", erklärte Dominique Heintz die Probleme seines Teams. "Auch wenn der Raum rund um die Abwehrketten eng ist, diese Läufe müssen wir machen, nur dann sind wir gefährlich." Doch genau für diese Läufe wirkten die Spieler nach den langen Trainingseinheiten in dem Testspiel oft zu erschöpft.

Die Defensive steht schon wieder

Auffällig ist bei Bramberg am Wildkogel, dass Urs Fischer bislang komplett darauf verzichtet hat, eine Vierkette einzustudieren. Etwas, das er in den vergangenen Trainingslagern immer wieder für taktische Flexibilität getan hat, auch wenn die Köpenicker letzte Saison ausschließlich mit der bewährten Dreierkette agiert haben. Die ist eingespielt und zeigte sich in den beiden Testspielen schon wieder sehr stabil.

Einen letzten Test gibt es für die Eisernen noch vor dem Saisonstart im DFB-Pokal bei Astoria Walldorf. Am 5. August wird gegen Atalanta Bergamo getestet, ein Gegner mit Champions-League-Format. "Im letzten Test geht es uns um die Spritzigkeit, dass wir die hineinbekommen", so Urs Fischer. "Ich hoffe, zum Pokalspiel bei Astoria Walldorf sieht es dann schon besser aus." Ganz zufrieden ist der Schweizer noch nicht mit seiner Mannschaft. Doch der 1. FC Union macht täglich Fortschritte in der Integration der neuen Spieler und bei der Erarbeitung der taktischen Grundlagen. Fortschritte für die vielleicht spannendste Saison der Vereinsgeschichte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.07.2023, 16:15 Uhr

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