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Audio: rbb|24 Inforadio | 04.07.2023 | Lars Becker | Quelle: Imago Images/Matthias Koch

Interview | Frauen-Projektleiter Sofian Chahed

"Es ist schön, die Mädels im Hertha-Trikot zu sehen"

Als letzter Fußball-Bundesligist hat Hertha BSC eine Frauen-Abteilung. Seit Juli spielen neun Mannschaften von Hertha 03 Zehlendorf mit neuem Logo auf dem Trikot. Projektleiter Sofian Chahed über die ersten Schritte, Vergleichbarkeit und Ziele.

rbb|24: Herr Chahed, seit Samstag hat Hertha BSC als letzter Fußball-Bundesligist offiziell eine Frauen-Abteilung. Wie wichtig ist dieser Schritt für den Verein?

Sofian Chahed: Es ist enorm wichtig, weil wir damit auch unseren Werten nachkommen. Wir haben uns nicht nur aufgrund der Mitgliederversammlung verpflichtet, sondern es war auch schon vorher ein Wunsch des Präsidiums. Insofern freue ich mich, dass es jetzt so weit ist und wir offiziell starten können. Es ist schön, die Mädels im Hertha-Trikot zu sehen und bei den Trainingseinheiten vorbeizuschauen.

Vertrag unterzeichnet

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Neun Mädchen- und Frauenteams von Hertha 03 Zehlendorf gehören jetzt zu Hertha BSC. Im Juni gab es bereits ein Sichtungstraining für die U13. Wie groß war der Zulauf?

Wir wussten, dass wenn wir als Hertha BSC kommen, der Zulauf natürlich groß werden kann. Aber wir haben uns auch verpflichtet, dem Breitensport weiter gerecht zu werden. Wir konnten nicht alle Spielerinnen aufnehmen, weil wir auch denen, die schon seit Jahren in Zehlendorf spielen, nichts wegnehmen wollten. Deswegen war es uns wichtig, nur dort Spielerinnen dazuzuholen, wo noch Kaderplätze verfügbar waren.

In der Ankündigung heißt es, dass die Spielerinnen "von personeller, infrastruktureller und finanzieller Unterstützung" durch Hertha profitieren sollen. Wie genau soll das aussehen?

Unsere U17 und die erste Mannschaft der Frauen haben beispielsweise im letzten halben Jahr bereits wöchentliche Athletikeinheiten im Performance Center absolviert. Wir dürfen bei der ganzen Sache aber nicht vergessen, dass es noch relativ breitgefächert Amateursport ist. Dementsprechend müssen wir uns anpassen und prüfen, wo wir Stück für Stück infrastrukturelle Veränderungen herbeiführen können.

Wir fahren mit den Leistungsmannschaften ins Trainingslager und die Spielerinnen werden Einheiten auf dem Olympiagelände absolvieren können. Der Breitensport profitiert davon, dass der Coachingstaff besser betreut wird und sich noch mehr auf das Sportliche konzentrieren kann.

Zum Start wurden auch eigene Socialkanäle der Frauen gelauncht. Warum findet das, wie beispielsweise bei Alba Berlin, nicht alles auf dem Hauptkanal statt?

Wir haben uns bewusst dafür entschieden, weil wir die Akademie auch separat haben. Wir haben den Frauen einen Kanal geben, wo viel auf den Hauptkanal verlängert wird. Es gab auch den Wunsch aus den Mannschaften, dass sie das selber machen wollen und dem sind wir nachgekommen. Wir wollten da nicht im Weg stehen.

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In Berlin haben Union und insbesondere Viktoria schon erfolgreiche Frauenmannschaften, die auch Fans zu ihren Spielen ziehen. Das Interesse am Frauen-Fußball in der Hauptstadt ist da, aber ist es auch schon groß genug, um auch Raum für Hertha zu bieten?

Das werden wir sehen. Wir konzentrieren uns auf den Sport und wollen die Mädels so gut wie möglich immer sportlich weiterentwickeln und Schritt für Schritt eine Leistungskultur etablieren. Was Union macht, ist natürlich sehr, sehr gut für die Professionalisierung. Die haben aber auch ganz andere finanzielle Möglichkeiten. Sie geben den Spielerinnen Profiverträge, von denen sie wirklich auch leben können, was ich wirklich auch sehr, sehr gut finde. Wir vergleichen uns nicht, aber Konkurrenz belebt das Geschäft und dann müssen wir eben besser werden als die anderen.

Wir konzentrieren uns voll und ganz auf den Sport, müssen aber auch gucken, dass wir alle Fans mitnehmen. Dadurch, dass Hertha BSC schon eine große Fanbase hat und der Wunsch auch von den Fans und Mitgliedern stammt, glaube ich schon, dass die Resonanz da sehr groß sein wird.

Die dreijährige Kooperation mit Turbine Potsdam ist mit dem Start der eigenen Abteilung ausgelaufen. Sie waren während dieser Zeit auch Trainer bei Turbine. Welche Erfahrungen nehmen Sie von dieser Station mit?

Ich glaube, ich nehme viel mit. Auch durch meinen Werdegang in der Akademie als Trainer und als Spieler bei Hertha und dann zwei Jahre als Trainer bei Turbine Potsdam. Es ist ein ganz schönes Setup, weil ich so den Ausbildungsbereich in der Akademie und den Leistungsbereich der Frauen durch die Bundesliga bei Turbine kenne.

Man kann natürlich nicht das Konstrukt Profimännerfußball oder Jungenfußball einfach nehmen und sich daran orientieren. Wir liegen in der Entwicklungsphase leider geschichtlich bedingt auch nochmal ein bisschen zurück, weil der DFB es ja lange verboten hat. Und insofern müssen wir auch erstmal Schritte gehen, die der Jungen- und Männerfußball schon gemacht hat. Wir dürfen das nicht sofort vergleichen, können aber natürlich von der Infrastruktur bei Hertha BSC profitieren.

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Die erste Mannschaft spielt in der Regionalliga Nordost. Was sind die langfristigen sportlichen Ziele?

Wir wollen diesen Berliner Weg, den wir mit den Jungs und Männern schon einschlagen, auch hier gehen. Talentierte Berliner Spielerinnen für Hertha BSC gewinnen, die erfolgreich ausbilden und an die erste Mannschaft heranführen. Natürlich müssen wir im ersten Jahr erstmal schauen, dass wir ankommen. Unser längerfristiges Ziel ist dann auch irgendwann in den professionellen Bereich reinzukommen, aber das soll alles nachhaltig sein.

Wir wollen nicht mit zu vielen Investitionen kurzfristigen Erfolg generieren. Wir wollen langfristigen Erfolg haben und die Stufen einzeln nehmen. Natürlich ist es auch mein Traum, mit der ersten Mannschaft irgendwann in der 1. Bundesliga zu spielen, aber da werde ich bewusst keinen Zeitraum nennen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lynn Kraemer, rbb Sport.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.07.2023, 14:50 Uhr

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