Aussage vor Londoner Gericht
375 Millionen Euro zahlte Lars Windhorst einst für seine Anteile bei Hertha BSC. Nun legen neue Aussagen des Ex-Investors vor einem Londoner Gericht nahe: Der Verlust beim Verkauf an das US-Unternehmen 777 Partners war immens.
Ex-Hertha-Investor Lars Windhorst hat beim Verkauf seiner Anteile an 777 Partners offenbar noch deutlich weniger Geld erhalten als bislang angenommen. Das berichtet die "Financial Times" [Bezahlinhalt; Englisch]. Demnach bezahlte das US-Unternehmen Windhorst "weniger als 15 Millionen Euro im Voraus". Dafür übernahm es die gesamten Anteile, die der Investor an der ausgegliederten Lizenzspielerabteilung des Fußball-Klubs besessen hatte. Das waren 64,7 Prozent.
Windhorst selbst hatte für seine Beteiligung an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA ab dem Sommer 2019 in mehreren Tranchen insgesamt 375 Millionen Euro an den Bundesligisten überwiesen.
Der 46 Jahre alte Unternehmer nannte die Details des Verkaufs laut dem Bericht der "Financial Times" bei einer Anhörung vor einem Londoner Gericht. Dort habe ihn der Anwalt eines Gläubigers zu den finanziellen Details des Deals befragt. Windhorst gab demnach an, er habe die Anteile seiner "Tennor Holding" an Hertha BSC für insgesamt 65 Millionen Euro abgegeben.
50 Millionen Euro seien jedoch direkt in einen Kredit geflossen, den 777 Partners ihm zuvor gewährt habe. Insgesamt beliefe sich der Verlust Windhorsts bei seinem Hertha-Deal also auf satte 360 Millionen Euro. Sein Sprecher ließ eine Anfrage des rbb zunächst unbeantwortet. Auch 777 Partners wollte sich zu den Zahlen auf Anfrage der britischen Tageszeitung nicht äußern.
Als die Beziehung zwischen Windhorst und dem damaligen Bundesligisten im Oktober 2022 endgültig zerbrach, hatte der Investor noch in einem Facebook-Statement verkündet, er biete "dem Verein offiziell an, unsere Mehrheits-Anteile in Höhe von 64,7 Prozent zum damaligen Kaufpreis zurückzukaufen".
Immerhin könnte Windhorst wohl noch weitere 35 Millionen Euro von 777 Partners erhalten. Allerdings dürfte das vorerst im Konjunktiv bleiben. Es handelt sich laut "Financial Times" um eine leistungsbasierte Zahlung - die nach Herthas Absturz in die Zweitklassigkeit in weiter Ferne sein sollte. Eine Aussage des Gläubiger-Anwalts, das Geld fließe nur, wenn Hertha in der Bundesliga Erster werde, wollte Windhorst nicht kommentieren.
Windhorst teilte bei der Anhörung zudem mit, dass auch die 15 Millionen Euro noch nicht in Gänze geflossen seien. Welchen Teil der Summe er bereits erhalten habe, daran könne er sich nicht erinnern. Einen Verzug bei den Zahlungen seitens 777 Partners gebe es aber nach seiner Kenntnis nicht.
Finaler Auslöser für Windhorsts Abschied von Hertha BSC war der Vorwurf, der Investor habe Ex-Präsident Werner Gegenbauer in einem Machtkampf mit einer gezielten Kampagne diskreditiert. Auch darüber berichtete die "Financial Times" [Bezahlinhalt; Englisch] Ende September 2022 zuerst. Demnach soll Windhorst eine israelische Wirtschaftsdetektei damit beauftragt haben, Gegenbauer aus dem Amt bei Hertha BSc zu drängen.
Mitte März 2023 erfolgte dann die Übernahme der Anteile durch 777 Partners. Der neue Investor kündigte an, weitere 100 Millionen Euro in den klammen Klub zu pumpen - und dafür weitere Anteile zu übernehmen. Konkret wurden sie von 64,7 auf 78,8 Prozent aufgestockt. Zudem sicherte sich das US-Unternehmen eine Beteiligung an möglichen Gewinnen des Klubs.
Sendung: rbb24 Inforadio, 23.07.2023, 12:15 Uhr
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