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Audio: rbb24 Inforadio | 26.07.2023 | Jakob Rüger | Quelle: IMAGO / Matthias Koch

Union-Stürmer Sheraldo Becker

"Natürlich habe ich Ambitionen, mal in einer anderen Liga zu spielen"

Nach einer grandiosen Saison hat sich Sheraldo Becker mit Union Berlin für die Champions League qualifiziert. Im exklusiven rbb-Interview spricht er über seine Beziehung zu Urs Fischer, Wechselgedanken und seine Vorliebe für karibisches Essen.

rbb|24: Herr Becker, Sie haben im letzten Jahr beim 1. FC Union Berlin eine fantastische Saison gespielt. War das vielleicht die beste Ihrer Karriere?

Sheraldo Becker: Ja, ich muss schon sagen, das war wirklich die beste Saison meiner Karriere. Und das auch auf dem höchsten Level, was fast wichtiger ist. Natürlich habe ich in der Jugend noch mehr getroffen, aber im letzten Jahr war das ein ganz anderes Niveau.

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Wie haben Sie es geschafft, dass es in der letzten Saison so gut lief. Haben Sie irgendetwas anders gemacht?

Die ersten zwei Jahre waren sehr schwierig, ich hatte viele Verletzungen. Aber ich habe vom Klub und auch vom Trainer sehr viel Unterstützung bekommen. Für mich war es einfach wichtig, mal für eine längere Zeit fit zu bleiben und das hat zum Glück in der letzten Saison geklappt. Das war das Wichtigste, auch in der Vorbereitung. Und wenn ich auf dem Platz bin, dann will ich einfach zeigen, was ich kann. Die letzte Saison lief gut und ich hoffe, das klappt auch in dieser Spielzeit.

Was haben Sie für eine Beziehung zu Urs Fischer und wie wichtig ist er für Ihre Entwicklung?

Wenn ich daran denke, wie ich gespielt habe, bevor ich hierhergekommen bin, dann muss ich schon sagen, dass er mich sehr verändert und zu einem komplett anderen Spieler gemacht hat. Er ist der Erste, der mich auf einer völlig anderen Position eingesetzt und mich zu einem echt guten Stürmer gemacht hat. Er hat mir viel geholfen und viel mit mir gesprochen. Alle aus dem Trainerteam versuchen, einen besseren Spieler aus mir zu machen. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.

Ist das Vertrauen des Trainers das Wichtigste für einen Stürmer?

Das ist das Allerwichtigste, zumindest für mich. Wenn dir ein Trainer vertraut, selbst wenn dir deine Aktionen nicht gelingen, und immer wieder sagt: 'Schieß nochmal, probier es weiter. Ist egal, jeder macht mal Fehler', dann hilft das sehr.

In der vergangenen Saison waren Sie nach Auswechslungen manchmal sauer über Ihre Leistung, obwohl die Mannschaft gut gespielt hat. Beschreibt das so ein bisschen Ihren ehrgeizigen Charakter?

Ja, natürlich. Als Stürmer willst du immer spielen. Selbst wenn ich getroffen habe und dann ausgewechselt wurde, habe ich mir immer gedacht: 'Naja, vielleicht hätte ich ja noch eins gemacht'. Darüber habe ich aber auch mit dem Trainer gesprochen und dann ist das nach ein paar Spielen auch nicht mehr passiert. Ich bin einfach dankbar, dass ich bei Union Berlin spielen und bei jedem Spiel auch starten durfte. Nur gegen Schalke zu Hause nicht, also habe ich viele Spiele gemacht. Aber natürlich, als Spieler magst du es nicht, ausgewechselt zu werden. Dagegen kannst du allerdings nichts machen, außer im nächsten Spiel wieder Vollgas zu geben.

Woher kommt dieser Ehrgeiz? Waren Sie schon immer so?

Nein, das hat nur mit dem Fußball zu tun. Wenn ich auf dem Platz bin, will ich einfach mein Bestes geben und der Mannschaft helfen. Sowohl offensiv als auch defensiv. Da bin ich komplett fokussiert. Das Wichtigste ist, dass du nach dem Spiel drei Punkte hast und dafür will ich alles geben. Wenn ich da mit einem Tor oder Assist helfen kann, ist das wundervoll.

Was haben Sie aus Ihrer Kindheit für Ihre Profi-Karriere mitgenommen?

Ich war immer frei im Kopf. Ich höre sehr stark auf meine Gefühle. Das mache ich heutzutage immer noch. Wenn Dinge im Spiel schief gehen, denke ich daran. Du musst frei sein, glücklich sein und das Spiel genießen. Du musst spielen wie auf der Straße. Wenn du ins eins gegen eins gehen kannst, wenn du schießen kannst, musst du es einfach so machen wie wenn du mit Freunden spielen würdest. Das ist, was ich versuche.

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Sie würden eventuell gern irgendwann bei einem großen Klub spielen. Wie ist da der aktuelle Stand der Dinge?

Ich bin hier sehr glücklich, auch mit meiner Familie. Das wissen auch alle. Wir leben in Berlin, einer unglaublichen Stadt. Aber natürlich habe ich die Ambitionen, irgendwann auch noch einmal in einer anderen Liga zu spielen. Ich forciere das aber nicht. Ich bin hier wirklich sehr glücklich und habe im Training immer ein Lächeln auf dem Mund. So habe ich schon mein ganzes Leben gelebt. Wenn es passieren soll, passiert es und falls nicht, ist das auch in Ordnung.

Sie haben drei Kinder. Haben Sie sich in Ihrer Rolle als Vater auch persönlich verändert?

Am Anfang noch nicht so viel. Aber jetzt sind sie größer, kommen ins Stadion und realisieren das alles. Sie können auch nach dem Papa im Internet suchen. Sie kommen ins Stadion, da habe ich ja jetzt auch extra einen eigenen Torjubel für sie. Sie wollen jetzt auch langsam Fußball spielen. Da sage ich ihnen dann auch, dass es nicht nur mit Spaß geht, sondern man auch hart arbeiten muss. Und wenn sie keinen Fußball mehr spielen wollen, ist das auch in Ordnung. Hauptsache sie haben auch Spaß daran.

Sie haben einmal gesagt, dass Ihnen in Berlin karibische Restaurants fehlen. Sind Sie mittlerweile fündig geworden?

Ja, ich habe eins gefunden. Aber es ist schon anders als das typische Essen, was ich in Amsterdam bekomme oder meine Mutter kocht. Ich bin allerdings schon so lange hier, dass ich den Geschmack fast schon vergessen habe. Wenn ich mal nach Amsterdam fahre, dann hole ich es mir oder fahre zu meiner Mutter. Aber das ist kein großes Problem.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jakob Rüger, rbb sport.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.07.2023, 20:15 Uhr

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