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Quelle: imago/Rex Schober

Segelboote, SUPs, Partyflöße

Die Folgen des wachsenden Interesses am Wassersport für die Region

Zur Sommerzeit suchen die Menschen Erholung auf den Seen und Flüssen in Brandenburg und Berlin. Nun wird es auf dem Wasser immer enger. Verbände beklagen fehlendes Wissen der Verkehrsregeln. Von Shea Westhoff

Die friedvollen Fluss- und Seenlandschaften in Brandenburg und Berlin verändern zur Sommerzeit ihr Antlitz. Dann verwandeln sich die Wasseridyllen in Wimmelbilder. Motorboote, Segelboote, Sups, Jetskis, Partyflöße. Wenn die Hitze flirrt, zieht es die Menschen aufs kalte Nass.

Und der Run auf die Gewässer nimmt zu. "Das beobachtet man, wenn man unterwegs ist auf dem Wasser", sagt Detlef von Jagow, Vorsitzender des Landesverbandes Motorbootsport in Brandenburg. Die Schleusen seien überfüllt, es bildeten sich lange Schlangen.

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"In den Vereinen haben wir mittlerweile lange, lange Wartelisten", sagt von Jagow. Beim Potsdamer Seesportclub, bei dem er selber aktiv ist, gebe es gar keine Aufnahmen mehr, "weil die Leute ja dann auch erwarten, dass sie einen Liegeplatz erhalten" - was derzeit nicht möglich sei.

Ein Haus zu bauen sei einfacher

Die Liegeplätze. Sie gelten mittlerweile als Feenstaub unter all denjenigen, die mit Booten unterwegs sind. So entrüstete sich das "Boote-Magazin" in einem Artikel schon vor zwei Jahren, es sei "derzeit sogar leichter, einen Klumpen Gold zu finden als einen Liegeplatz!" Wer sich ein Boot zulege, ohne sich zuvor bereits einen Liegeplatz vertraglich zugesichert zu haben, sei "ein Träumer - oder ein Zocker".

Mit seinen rund 3.000 Seen und zahlreichen Flüssen wie Spree, Havel, Elbe und Oder gilt Brandenburg als wasserreichstes Bundesland. Platz wäre da. "Aber einen Liegeplatz zu errichten ist schwieriger als ein Haus zu bauen", sagt von Jagow nur halb im Scherz. Es erfordert zahlreiche Genehmigungen, der Naturschutz sei natürlich zu beachten.

Die vorhandenen Stege, auch das sei Teil des Problems, würden von den Betreibern oft als Dauerliegeplätze vergeben. Heißt: "Die Wasserwanderer haben kaum eine Chance, Liegeplätze zu bekommen, wenn sie diese nicht ein Jahr vorher auf den Tag genau vorbestellt haben", sagt von Jagow.

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Er selbst ist im Westen des damals geteilten Berlins aufgewachsen. In der von einer Mauer umgebenen Stadt war Platz am Wasser begrenzt. "Einen Liegeplatz konntest du damals nur erben." In Berlin und Brandenburg sieht er die Situation heute ähnlich. Nicht nur die Vereine könnten keine Liegeplätze mehr anbieten. Auch kommerzielle Anlagen seien komplett ausgelastet, so würden es ihm immer wieder bootsbegeisterte Menschen berichten, die sich beim Potsdamer Verein bewerben – aber abgewiesen werden müssten.

Es war nie leichter, aufs Wasser zu gelangen

Nachdem die Coronapandemie die Mitgliederzahlen in den Berliner und Brandenburger Wassersportvereinen stagnieren ließ, erleben die Verbände seit dem Ende der Pandemie ein wachsendes Interesse.

Hinzu kommt: Es war vielleicht nie einfacher, auf das Wasser zu gelangen, weil es so viele neue vergleichsweise preisgünstige Angebote gibt. So lassen sich seit geraumer Zeit eine Vielzahl von Stehpaddlern auf sogenannten Sups sichten. Außerdem bieten zahlreiche Charterfirmen Wassergefährte zum kurzfristigen Verleih an: Partyflöße, Whirlpool- und Saunaboote, Hausdampfer. Auch dadurch potenziert sich der Verkehr.

Deswegen findet Christian Braune gegenseitige Rücksichtnahme auf dem Wasser heute wichtiger als vielleicht je zuvor. Denn unterschiedlichste Wasserfahrende kommen mit unterschiedlichsten Vorhaben auf die Gewässer. "Der eine genießt die Ruhe der Natur. Jemand anderes nutzt das Wasser, um Party zu machen – was ja auch sein darf", sagt der Präsident des Verbandes Brandenburgischer Segler. "Aber vielleicht kann die Party dann auch um elf Uhr zu Ende sein, damit alle zu ihrem Recht kommen."

Bei Motorbooten sieht Braune das Problem des Wellenschlags, den sich die Fahrenden teilweise selber nicht bewusst machten. "Es ist wirklich schon dazu gekommen, dass Segelboote, die an Steganlagen stehen, durch den Wellenschlag so sehr in Bewegung geraten sind, dass die Masten aneinandergeknallt und zu Bruch gegangen sind", berichtet er.

Hinzu komme, dass die Pflicht für Bootsführerscheine, bis auf wenige Ausnahmen, erst ab einer Motorleistung von 15 PS erforderlich ist. "Da fehlt es dann an Wissen, wer jetzt wirklich Vorfahrt hat auf dem Wasser", so Braune. Immer wieder komme es zu Beinahe-Unfällen. "Wenn man sich auf dem Wasser bewegt, müssen mindestens die Vorfahrtsregeln klar sein, wer wem ausweichen muss."

Wie in der Straßenverkehrsordnung gibt aus auch zu Wasser feste Regeln, etwa, dass die Berufsschifffahrt immer Vorfahrt hat, dass die motorbetriebenen Fahrzeuge allen anderen Fahrzeugen ausweichen müssen. "Das sind grundsätzliche Dinge, die bekannt sein sollten. Aber oft ist das nicht der Fall. Deswegen ist Aufmerksamkeit gefragt."

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Immer mehr Partyvolk

Doch wo Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit nicht helfen, müsse jemand geltende Ordnungen durchsetzen. Deswegen lautet eine Forderung von Christian Braune, die Frequenz der Kontrollen der Wasserschutzpolizei zu erhöhen.

Tatsächlich hat in Berlin der Chef der Wasserschutzpolizei, René Behrendt, just zu Wochenbeginn angekündigt, die Polizeipräsenz auf dem Wasser auszuweiten und dafür ab August oder September zwei zusätzliche Jetskis in den Dienst zu übernehmen.

Hauptgrund ist die zunehmende Feierwut auf dem Wasser. Im Innenausschuss machte Polizeipräsidentin Barbara Slowik darauf aufmerksam, dass die Gewässer in der Hauptstadt "immer mehr zu Party- und Eventflächen" würden. Es habe einen "großen Wandel" gegeben. Von einer Vielzahl an Beschwerden war die Rede.

Die Szene sei von Segler- und Motorsportvereinen geprägt gewesen, "die sich oft auch gegenseitig in Gesprächen reguliert" hätten. Nun habe sich dieses Bild allerdings stark verändert.

Lösung Charterschein?

Winfried Severin, Präsident des Berliner Motoryachtverbandes, verweist auf den Einsatz des "Charterscheins" für Bootsmieterinnen und -mieter. Diese Bescheinigung beinhaltet unter anderem eine Einführung zu den Grundregeln des Wasserverkehrs und der Bootsfunktionsweise. "Den Charterschein zur Pflicht machen, das wäre auch was für Berlin und Brandenburg", sagt Severin.

Und um zumindest die Überbelegung von Liegeplätzen zu entlasten, könnte "Bootsharing" eine Lösung sein, "sodass das eine Boot durch mehrere Nutzer bewegt wird", empfiehlt Christian Braune vom Verband Brandenburgischer Segler. In einigen Brandenburger Vereinen würde das bereits praktiziert werden.

Kurzfristig scheint angesichts all der Wasser-Wimmelbilder zunächst die gegenseitige Rücksichtnahme die wichtigste Bedingung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.07.2023, 15:15 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

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