DFB-Pokal | Makkabi Berlin empfängt Wolfsburg
Dass deutsche Sportgeschichte geschrieben wird, steht schon vor dem Anpfiff fest. TuS Makkabi Berlin ist der erste jüdische Sportverein, der sich für die Hauptrunde des DFB-Pokals qualifiziert hat. Doch das ist dem Außenseiter aus der Oberliga nicht genug. Von Tabea Kunze
Der Stolz über den DFB-Pokaleinzug und die Vorfreude auf das historische Spiel könnten nicht größer sein bei TuS Makkabi. "Was wir da am 13. August erleben werden, ist für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und auch über die Grenzen hinaus schon jetzt und unabhängig vom Ergebnis ein unfassbarer Erfolg", so Makkabi-Sportvorstand Michael Koblenz. Er sei "unglaublich happy", dass sein Verein nun wegen des sportlichen Erfolges in den Schlagzeilen sei und nicht, weil man sich zu antisemitischen Vorfällen äußern müsse.
Die Spieler um Kapitän Doron Bruck haben nach der geschafften Qualifikation Glückwünsche aus der ganzen Welt erhalten. Makkabis DFB-Pokaleinzug ist der größte Erfolg eines jüdischen Sportvereins außerhalb Israels. Vor 75 Jahren wurde der Vorgänger-Verein Bar Kochba durch das NS-Regime verboten, im Jahr 1970 dann als TuS Makkabi neu gegründet. Einer der Gründer, der heute 85 Jahre alte Holocaust-Überlende Marian Wajselfisz, wird am Sonntag auf der Tribüne des Mommsenstadions dabei sein, wenn sein Klub Geschichte schreiben wird.
Das Los VfL Wolfsburg löste bei Makkabis Spielern und Trainer Wolfgang Sandhowe eher wenig Begeisterung aus. Die Wunschgegner hießen FC Bayern München, Borussia Dortmund oder Hertha BSC. Nun kommt Wolfsburg, DFB-Pokalsieger 2015. In den vergangenen Jahren sind die Niedersachsen fast immer stolperfrei durch die erste Pokalrunde gekommen. Beim letzten Erstrundenaus vor zwei Jahren lag das Problem nicht auf dem Platz, sondern stand daneben: Der damalige Trainer Mark von Bommel wechselte sechsmal aus, einmal mehr als erlaubt. Wegen dieses Regelverstoßes schied Wolfsburg aus. In der vergangenen Saison war in Berlin Schluss: Das Achtelfinale beim 1. FC Union verlor der VfL mit 1:2.
Was an der Seitenlinie stattfindet: Makkabis Trainer Wolfgang Sandhowe gegen VfL-Coach Niko Kovac. Der Berliner Kovac ist Pokal-Experte, hat den Titel als Trainer schon zweimal gewonnen: 2018 mit Eintracht Frankfurt, 2019 mit dem FC Bayern München. Der 69 Jahre alte Sandhowe hat in seiner Karriere zwar weniger Titel gesammelt, aber dafür deutlich mehr Klubs trainiert: Mehr als fünfzehn Stationen hat er in seiner Trainerlaufbahn stehen.
Beim 1. FC Nürnberg war er in den Neunzigern Co-Trainer von Hermann Gerland, mit dem er heute noch gut befreundet ist. Die Station verbindet Sandhowe aber auch mit der Kovac-Familie. Er trainierte in Nürnberg den damaligen Verteidiger Robert Kovac: Nikos Bruder, der heute Co-Trainer in Wolfsburg ist.
Beim Wiedersehen will Sandhowe möglichst "lange die Null halten und schnell auf Konter spielen". Beim Fünfligisten Makkabi hat Sandhowe in den vergangenen Jahren eine Leistungskultur etabliert und die Spieler aus 17 verschiedenen Nationen so eingeschworen, dass sie sich "wie eine Familie" fühlen. Wolfsburg müsse "sie erstmal schlagen", so Sandhowe.
Da das Wetter wohl leider nicht so mitspielt wie von Makkabi-Trainer Sandhowe gewünscht ("Es wäre gut, wenn es zu Beginn des Spiels volle Pulle hagelt und regnet."), dürften die Profis des VfL Wolfsburg ihre fußballerische Überlegenheit auf den Platz des Mommsenstadions bringen. Die Spieler von TuS Makkabi werden voller Leidenschaft versuchen, den historischen Tag für ihren Verein mit einem respektablen Ergebnis zu veredeln. Makkabis erstes Tor im Wettbewerb ist dabei durchaus drin.
TuS Makkabi verliert das erste Spiel im DFB-Pokal gegen Wolfsburg mit 1:6.
Sendung: rbb24, 12.08.2023, 18 Uhr
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