rbb24
  1. rbb|24
  2. Sport
Video: rbb24 | 18.08.2023 | Dennis Wiese | Quelle: IMAGO/Nordphoto

Zweite Liga

Wieso in der Hamburger Abwehr die Hoffnung Herthas liegt

Hertha braucht einen Erfolg in der 2. Liga. Nun müssen die Berliner beim HSV antreten. Im Gegner-Check erklärt Podcaster und HSV-Fan Jan-Michel Deutsch, warum es das Team von Pal Dardai schwer haben wird. Doch der ist optimistisch. Von Shea Westhoff

Fünf Fakten zum Spiel

Der Gegner-Check

So läuft es sportlich beim HSV

Wenn der HSV spielt, geht es rund. In den bisherigen drei Pflichtspielen mit Hamburger Beteiligung fielen satte 19 Tore. Der Ertrag für die Hanseaten kann sich dabei sehen lassen: Vier Punkte aus zwei Ligaspielen, dazu der Einzug in die zweite Pokalrunde am vergangenen Wochenende. So gesehen liegt der Klub im Soll.

Der Gegner-Experte

"Zum Glück schießt der HSV gerade so viele Tore", sagt Vereinsexperte und Fan Jan-Michel Deutsch, der jede Woche mit drei Freunden im Podcast "HSV - Meine Frau" die Lage des Hamburger Traditions-Teams analysiert. "Denn die Abwehr ist aktuell das Sorgenkind." Schon acht Tore hat die Mannschaft kassiert. Gleich drei fing sich das Team von Trainer Tim Walter am vergangenen Samstag bei der DFB-Pokal-Zitterpartie gegen Drittligist Rot-Weiss Essen, den der HSV erst in der Verlängerung schlug.

Hauptursache für die löchrige Verteidigung sind die personellen Ausfälle. So muss die Mannschaft nach wie vor auf den gesperrten Defensivmann Mario Vuskovic verzichten, gegen den wegen möglichen Epo-Dopings ermittelt wurde, dazu unter anderem auf den verletzten Abwehr-Chef und Kapitän Sebastian Schonlau. Hinzu kommt: "In der Verteidigung spielen mit Dennis Hadzukadunic, Guilherme Ramos und Ignace van der Brempt drei neue Spieler, die das System von Trainer Tim Walter noch nicht lange kennen", so Deutsch.

Das bewegt die Fans

In Hamburg sind die Erwartungen an den Klub mit der Raute traditionell hoch, auch in diesem Jahr. Im Gegensatz etwa zu den beiden Bundesliga-Absteigern Hertha BSC und Schalke 04 konnte der HSV seine Kaderstruktur weitgehend beibehalten. Dazu herrscht nun auch auf dem Trainer-Stuhl Konstanz: Mit Tim Walter geht der Klub bereits in die dritte gemeinsame Spielzeit.

"Die Erwartungshaltung ist deutlich stärker ausgeprägt als sie es in den vergangenen Jahren war", sagt Jan-Michel Deutsch. "Gerade, weil man an dem Trainer festgehalten hat und das Team größtenteils zusammengehalten hat und man sich dazu auf vielen Positionen verstärkt hat, auf denen man in der Vorsaison vielleicht noch nicht doppelt besetzt war.”

Deutsch selbst blickt zufrieden auf die vier Punkte zum Start in die Zweitliga-Saison. "Andere HSV-Fans hätten gerne mehr rausgeholt."

Ex-Torwart

Verhandlung zwischen Hertha BSC und Rune Jarstein erneut verschoben

Auf diesen Spieler muss Hertha achten

Begeistert ist Deutsch vor allem von Robert Glatzel. Der 29 Jahre alte Mittelstürmer traf bisher in jedem Spiel. Beim denkwürdigen Zweitliga-Auftaktspiel gegen Schalke (5:3) schoss er zwei Tore, darunter den wegweisenden Treffer zum 4:3 in der 91. Minute. "Er arbeitet unheimlich viel, macht die Bälle fest, ist immer anspielbar und ist dann da für die Tore. Ein Garant."

Beeindruckt zeigt sich der Podcaster außerdem von Neuzugang Immanuel Pherai: "Einer, der Spaß macht, dem man anmerkt, dass er Bock hat auf Fußball, der Leichtigkeit versprüht." Unklar ist allerdings, ob der angeschlagene Kreativspieler bis Samstagabend wieder fit ist.

Die Stimmen der Trainer

Pal Dardai: "Es ist wunderbar, wie die Jungs trainieren, mitmachen und zuhören. Ich habe in der Woche ein längeres Gespräch mit Peter Pekarik gehabt (dienstältester Spieler im Hertha-Kader, Anm. d. Red.). Der hat auch alles gelobt und gesagt, das sei eine komplett andere Welt. Und er ist schon ein paar Jahre hier. Das ist positiv."

Tim Walter: "Hertha BSC muss sich noch in der Liga zurechtfinden, die Kaderplanung ist zudem nicht abgeschlossen. Der Pokal hat aber gezeigt, dass sie auf einem guten Weg sind."

So könnte Hertha beginnen

"Hamburg spielt einen eigenen Stil", sagte Pal Dardai am Donnerstag. Gemeint sein dürfte die bedingungslos offensive Ausrichtung Tim Walters. Hertha müsse mit mehreren taktischen Anpassungen reagieren. "Wenn wir das gut hinbekommen, ein gutes Spiel machen und effektiv sind, dann haben wir die Möglichkeit, einen Punkt oder sogar drei zu holen", sagte Dardai.

Hinter der dafür vorgesehen Formation stehen allerdings Fragezeichen. Ob das Mittelfeld beim Spiel gegen den HSV noch dasselbe Antlitz haben wird wie beim 5:0-Erfolg gegen Jena ist unklar. Sowohl Marco Richter, der gegen Jena als Zehner spielte und zweimal traf, als auch Suat Serdar, der im DFB-Pokal nach einer Verletzung wieder auf dem Platz stand und überzeugte, könnten den Klub in der laufenden Transferperiode noch verlassen. Dardai betonte mehrfach, wie wichtig ihm die beiden sind. Doch der Verein braucht Geld.

Transfer-Ticker für Berlin und Brandenburg

Ex-Herthaner Jovetic schließt sich Olympiakos Piräus an

Nach seinem schon länger verkündeten Abschied von Hertha BSC hat Offensivspieler Stevan Jovetic einen neuen Verein gefunden. Der Montenegriner steht ab sofort beim griechischen Erstligisten Olympiakos Piräus unter Vertrag. Alle Zu- und Abgänge der Top-Vereine aus der Region im Transfer-Ticker.

Die Torwartfrage ist ebenfalls nach wie vor ungelöst. Der ehemalige Stammtorwart Oliver Christensen ist seit einer Woche weg. Neuverpflichtung Marius Gersbeck wurde nach einer Prügelattacke "bis auf weiteres" suspendiert. Wie es zuletzt geheißen hatte, könnte der Keeper allerdings in den Hertha-Kader zurückkehren, sobald die Ermittlungen gegen ihn abgeschlossen seien. Das müsste dann jedoch von mehreren Vereinsgremien abgesegnet werden. Zu seinem Zweitliga-Debüt wird also der 20-jährige Tjark Ernst kommen, der das Tor schon beim Pokalsieg gegen Carl Zeiss Jena hütete. "Wir haben vollstes Vertrauen in ihn", betonte Herthas Sportdirektor Benjamin Weber.

So könnte Hertha beginnen: Ernst – Kenny, Leistner, Kempf, Dudziak – M. Dardai, Serdar – P. Dardai, Richter, Reese – Tabakovic

Prognose

Die Leistungskurve bei Hertha zeigt nach oben. "In der letzten Woche habe ich das erste Mal gespürt, dass nach harter Vorbereitung die Frische kommt", sagte Dardai. "Jetzt müssen wir die Leistung bestätigen."

Klar ist: HSV gegen Hertha, das ist Offensivfeuerwerk gegen Abwehrbollwerk. Oder: Abwehrschwäche gegen Sturmflaute. Für die Hamburger wäre alles andere als ein Sieg gegen die Gäste aus Berlin eine Enttäuschung. Ob wiederum das Team von Pal Dardai bereit ist, für eine Überraschung zu sorgen, scheint unwahrscheinlich.

Redaktionstipp: Hertha verliert ein chancenreiches Spiel mit 2:3.

Sendung: rbb24, 17.08.2023, 18 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

Artikel im mobilen Angebot lesen