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Quelle: IMAGO / Beautiful Sports

Interview | Turbine-Spielerin Maya Hahn

"Diese WM zeigt, dass das Niveau im Frauen-Fußball deutlich besser geworden ist"

Maya Hahn hat schon auf drei Kontinenten gelebt und Fußball gespielt. Im Interview spricht die 22-jährige Neuseeländerin von Turbine Potsdam über die Weltmeisterschaft in ihrer Heimat, überragende Japanerinnen und ein schwieriges Jahr in Brandenburg.

rbb|24: Frau Hahn, die deutsche Elf ist am Donnerstag bei der FIFA Frauen WM nach einem 1:1 im dritten Gruppenspiel gegen Südkorea überraschend ausgeschieden. Bei allen vorherigen Weltmeisterschaften hatte die Nationalmannschaft mindestens das Viertelfinale erreicht. Wie haben Sie diesen historischen Moment erlebt?

Maya Hahn: Wir hatten am Vormittag Training, ich war erst gegen 13 Uhr zu Hause und habe nur die Schlussphase gesehen. Die Deutschen haben bis zum Ende alles versucht, es war aber einfach nicht ihre beste Leistung. Gerade nach dem Abschneiden bei der Europameisterschaft vor einem Jahr (als die deutsche Nationalmannschaft erst im Finale gegen England verloren hatte, Anm. d. Red.) waren die Erwartungen natürlich hoch. Da haben sie bewiesen, auf welchem Level sie spielen können. Diese WM zeigt aber, dass das Niveau im Frauen-Fußball deutlich besser geworden ist. Alle Mannschaften können mithalten, gehen hart zur Sache und haben den Glauben daran, dass sie gewinnen können.

Zur Person

Maya Hahn

Die Fußball-WM der Frauen findet in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt in Australien und Neuseeland – Ihrem Geburtsland – statt. Welchen Stellenwert hat dieses Turnier in Neuseeland?

Es ist richtig cool für Neuseeland, dass die WM dort stattfindet. Auch wenn es ein kleines Land ist, interessieren sich die Leute dort sehr für Sport. Wir sind eine Rugby-Nation, die Leute mögen es nicht so, wenn sich die Männer beim Fußball zehn Mal am Boden wälzen. Bei den Frauen passiert das aber gar nicht so oft, das finden die Leute cooler. Das Interesse wird größer, das Niveau besser. Meine Familie und viele Freunde sind bei den Spielen im Stadion. Es ist krass, wie viele Leute sich die Spiele angucken. In Wellington, wo ich herkomme, sind bei den Heimspielen der Männer im Profibereich normalerweise 5.000 bis 6.000 Zuschauer, obwohl das Stadion mehr als 30.000 Plätze hat. Bei der Frauen-WM war das Stadion fast voll – auch Menschen, die sich sonst gar nicht für Fußball interessieren, gehen hin und unterstützen die Teams. Beim Eröffnungsspiel in Auckland waren sogar mehr als 42.000 Zuschauer im Stadion, was ein neuer Rekord für ein Fußballspiel in Neuseeland ist. Das kann eine große Wirkung haben.

Genau wie die deutsche Nationalmannschat hat allerdings auch Neuseeland den Sprung ins Achtelfinale verpasst – lediglich aufgrund einer schlechteren Tordifferenz als Norwegen. Sie haben in Oregon studiert und College-Fußball gespielt. Drücken Sie ab sofort vor allem den USA die Daumen?

Im Fußball bin ich ehrlich gesagt nicht der größte USA-Fan. Ich drücke Japan die Daumen, die spielen überragend. Und Spanien - ich mag den 'Tiki-Taka'-Fußball mit kurzem, schnellem Passspiel sehr. Beiden Mannschaften traue ich es zu, weit zu kommen.

Hertha gegen Union

Hauptstadtderby am ersten Spieltag der Frauen-Regionalliga

Sie sind erst 22 Jahre alt, haben in Ihrer Karriere aber bereits auf drei Kontinenten gelebt und gespielt. Inwiefern unterscheidet sich, Ihrem Empfinden nach, der Fußball, aber auch die Kultur in Neuseeland, den USA und Deutschland?

In Neuseeland sind die Leute sehr gechillt, sehr 'laid-back'. In Amerika sind sie auch sehr offen und freundlich, selbst beim ersten Kennenlernen. In Deutschland sind die Menschen etwas reservierter, zumindest am Anfang. Mit dem Fußball habe ich in Neuseeland an der Olé Football Academy angefangen und dort hauptsächlich mit Jungs zusammengespielt. Wir haben uns damals viel von Ajax und Barcelona abgeguckt, wollten immer 'Tiki-Taka' spielen, was zu der Zeit in Neuseeland nicht normal war. In den USA ist der Fußball athletischer und direkter, vieles geht über Konter. Und in Deutschland habe ich gemerkt, dass der Fußball hier ähnlich ist, wie ich es in der Academy gelernt habe: technischer und taktischer.

Vor einem guten Jahr sind Sie vom SV Meppen zum 1. FFC Turbine Potsdam gewechselt. Im Mai ist der Verein - bis heute einer der erfolgreichsten im europäischen Frauen-Fußball - zum ersten Mal in seiner Geschichte aus der 1. Bundesliga abgestiegen. Wie schauen Sie mit etwas Abstand auf Ihre erste Saison in Potsdam zurück?

Wir haben alle nicht damit gerechnet, dass wir am Ende der Saison absteigen würden. Damit mussten wir uns erstmal auseinandersetzen. Durch die schweren Zeiten sind wir aber gut zusammengeblieben. Jetzt haben wir eine Art Neustart. Wir wissen, was wir verbessern müssen und haben ein klares Ziel: Wir wollen wieder aufsteigen. Das allein ist Motivation. Keine von uns will in der 2. Liga bleiben.

In der zweiten Saisonhälfte mussten Sie sich nach einem Außenbandriss zurückkämpfen. Für Sie könnte der Gang in die 2. Liga also auch eine Chance sein. Sie dürften die Aussicht auf mehr Einsatzzeit haben, auf einem immer noch hohen Niveau.

Das letzte Jahr war auch für mich persönlich sehr schwer. Erst hatte ich einen Innenbandriss und war für fünf Monate raus. Eine Woche, nachdem ich wieder mit der Mannschaft trainieren konnte, habe ich mir dann ein Außenband gerissen. Das war schon hart. Es war meine erste Profi-Saison, ich habe viel gelernt und neue Erfahrungen gemacht. Jetzt habe ich die Chance, wieder Spielpraxis zu sammeln und mich zu zeigen. Ich bin einfach froh, dass ich wieder fit bin und spielen kann. Und das Ziel, wieder aufzusteigen, ist ein Ansporn.

Das muss – gerade auch mental – eine schwierige Phase für Sie gewesen sein. Haben Sie sich trotz allem inzwischen gut in Potsdam eingelebt?

Auf jeden Fall. Potsdam ist eine echt schöne Stadt, meine Mitspielerinnen sind richtig cool und ich mag es, dass wir Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern und Kulturen im Team haben. Auch neben dem Platz verstehen wir uns sehr gut. Auch wenn es letzte Saison nicht gut gelaufen ist, war ich trotzdem happy und habe mich hier wohlgefühlt. Ich denke, das sagt viel aus.

Im Jahr 2018 haben Sie mit der neuseeländischen Auswahl an der U17-Weltmeisterschaft teilgenommen und die Bronzemedaille gewonnen. 2020 haben Sie den Entschluss gefasst, künftig für Deutschland – dem Geburtsland Ihres Vaters – aufzulaufen. Ist es Ihr großes Ziel, mal selbst bei einer Weltmeisterschaft der Frauen mitzumischen?

Natürlich, gerade wenn ich die WM in meiner Heimat sehe. Da würde ich auch gerne dabei sein. Ich muss mich aber erstmal darauf konzentrieren, wieder gut zu spielen. Wer weiß, was dann kommt. Es ist aber auf jeden Fall eines meiner Ziele, irgendwann bei einer WM zu spielen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Anton Fahl, rbb Sport.

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