Letzter Spieltag der GFL-Hauptrunde
Am Samstag steht der letzte Spieltag der regulären GFL-Saison an, danach geht es im deutschen Football in die Playoffs. Während die Potsdam Royals den Titel wollen, sind die Berlin Rebels nur Außenseiter. Für die Berlin Adler ist die Saison bereits beendet. Von Marc Schwitzky
Die 1979 gegründete German Football League (GFL) geht in wenigen Wochen in die Vollen: Die Playoffs und damit die entscheidenden Spiele für den Titel stehen an. In der laufenden Saison hatten gleich drei Teams aus Berlin und Brandenburg die Chance, sich über die Nordstaffel für die entscheidenden Runden zu qualifizieren: die Berlin Adler, die Berlin Rebels und die Potsdam Royals.
Durchgesetzt haben sich zwei der drei Mannschaften: Die Berlin Rebels haben sich als Tabellenvierter qualifiziert, die Potsdam Royals haben sich sogar die Nordmeisterschaft gesichert. Für die Berlin Adler hat es im Gegensatz zum Vorjahr nicht gereicht, sie belegen nur Tabellenrang fünf. Eines haben die Teams damit jedoch gemeinsam: Am letzten Spieltag, der am kommenden Samstag stattfindet, geht es für sie sportlich um nichts mehr - im Guten wie im Schlechten.
Bereits vor Beginn der laufenden Saison zählten die Potsdam Royals zu den klaren Titelfavoriten. Mit dem Gewinn der Nordstaffel haben die Brandenburger diesen Status weiter untermauert. Bereits in der letzten Spielzeit waren die Royals dem Titel zum Greifen nahe, erst im Finale, dem German Bowl, scheiterten sie. Nun soll es anders laufen. "Der GFL-Bowl ist definitiv unser Ziel", stellt Trainer Michael Vogt klar. "Wir haben unseren Anspruch bestätigt, indem wir reguläre Saison als Nordmeister beendet haben. Damit haben wir den Heimvorteil in den Playoffs gesichert."
Der Potsdamer Coach blickt auf eine äußerst formstarke Mannschaft. "Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert und spielen im Moment, also zum genau richtigen Zeitpunkt, unseren besten Football", erklärt Vogt. Er bezeichnet vor allem die starke Offensive als "Prunkstück" seines Teams. "Wir können recht viele Punkte erzielen, das macht es dem Gegner sehr schwer und er muss sein Spiel unserem anpassen. Unsere Offensive kann Spiele dominieren."
Im letzten Saisonspiel kommt es zum Aufeinandertreffen mit den Berlin Adler, für die es ebenfalls um nichts mehr geht. Dennoch wollen die Royals das Spiel nutzen, um das Momentum nicht zu verlieren. "Es geht jetzt erst los, die wichtigsten Spiele stehen noch an", stellt Vogt mit einem klaren Ziel klar: "Die Saison mag bislang schön gewesen sein, doch wenn wir im Viertelfinale scheitern, war das alles für die Katz. Wir wollen nun auch wirklich Meister werden."
Deutlich kleinere Brötchen wollen die Berlin Rebels backen. Die Footballer gründeten sich 1987 als Abteilung des SC Charlottenburg, sind also gar kein eigenständiger Footballverein. "Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen, müssen weiter an unseren Strukturen arbeiten. Alle, die in der Organisation arbeiten, sind Ehrenämtler. Wir wollen uns weiter professionalisieren", erklärt Andreas Riedel, erster Vorsitzender der Rebels.
Die Qualifikation für die Playoffs ist die erste seit 2019. "Wir haben die wichtigen Spiele gewonnen und konnten damit kompensieren, die Spiele liegen gelassen zu haben, die wir auf dem Papier auch hätten gewinnen müssen – das lag vor allem am außerordentlichen Verletzungspech", erklärt sich Riedel das Erreichen des Viertelfinals. Die Mannschaft zeige sich grundsätzlich motiviert und habe keine Angst vor großen Gegnern. "Wir konnten viel Mentalität aufbauen, was sicherlich daran lag, dass wir zu Beginn gleich die ersten drei Spiele gewinnen konnten und so Selbstbewusstsein gewonnen haben", so Riedel.
Als Tabellenvierter der Staffel Nord werden die Rebels nun sehr wahrscheinlich gegen den amtierenden Meister – die Schwäbisch Hall Unicorns – antreten müssen. "Da fahren wir nun zum vierten Mal in den Playoffs hin und vielleicht gelingt und dieses Mal eine Überraschung", definiert Riedel das neue Saisonziel. Vor der Spielzeit hatten die Berliner einen neuen Headcoach und Defense-Koordinator installiert, erstmals in Vollzeit – ein weiterer Schritt der Professionalisierung. Für Riedel gilt mit dem Erreichen der Playoffs nun: "Saisonziel 2023 erreicht – es gibt aber weiter viel zu tun."
Viel zu tun gibt es weiterhin auch bei den Berlin Adler, wie das Verpassen der Playoffs in diesem Jahr zeigt. Vizepräsident und Ex-Adler-Spieler Roman Motzkus hatte die Playoffs vor der Saison als Ziel deklariert, musste aber nach erherblichem Verletzungspech in der Saison erkennen, dass "wir in der Tiefe des Kaders nicht gut genug waren." In zu vielen engen Spielen fehlten die entscheidenden Prozentpunkte.
Dennoch ist Motzkus zuversichtlich, was die kommenden Jahre angeht. Junge Spieler hätten sich hervorgetan und wichtige Entwicklungsschritte gemacht. "Was uns auch sehr zufriedengestellt hat, ist die gesamte Entwicklung unserer Jugendabteilung, die uns für die nächsten Jahre optimistisch stimmt. Wir haben in allen Ligen, in denen unsere Jugend vertreten ist, die Meisterschaft gewonnen. Im Junior Bowl sind wir nur knapp Vizemeister geworden." So ist die laufende Saison zwar kein Erfolg im Männerbereich, doch womöglich ein wichtiges Jahr für die Entwicklung des Vereins. "Bend, but don’t break! Wir haben dieses Jahr etwas nachgegeben, brechen aber nicht auseinander."
Vor der Saison sagte Motzkus, die Adler wollen wieder dorthin, wo sie einst waren – die beste Mannschaft des Landes zu sein. Auf diesem Zeitstrahl sei man "in etwa an der Hälfte" angekommen. Nach dem Durchmarsch aus Liga drei würden die Berliner erstmals wieder ein wenig auf der Stelle treten. "Wir haben aber die Basis gelegt, in den kommenden Jahren genau dorthin zurückzukehren, wo wir einst waren. Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon, eine Mannschaft aufzubauen", ruft Motzkus zur Geduld auf. Er glaube, dass die Adler "in den kommenden ein bis drei Jahren wieder um die Meisterschaft mitspielen können". Doch um einen Schritt nach vorne zu gehen, müsse man manchmal erst zwei nach hinten gehen.
Sendung: rbb24, 07.09.2023, 21.45 Uhr
Beitrag von Marc Schwitzky
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