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Video: rbb24 | 26.09.2023 | Uri Zahavi | Quelle: rbb

"Club der Besten" in Italien

Von Gold, Palmen und Ekstase

Es ist vielleicht die größte Klassenfahrt der Welt, wenn Deutschlands Sportelite zum "Club der Besten" aufbricht. Kraftraum trifft auf Poolbar, Sommersport auf Wintersport, Süditalien auf 100 Athletinnen und Athleten. Von Jonas Schützeberg

Sie hat das rote Tuch um die Stirn gebunden, "Achtung, fertig machen", dröhnt es über den Lautsprecher. Das Wasser steht Lea Sophie Friedrich bis zur Hüfte. "Los!" Mit einem Satz springt die Bahnradweltmeisterin aus dem Pool auf das riesige SUP und beginnt gemeinsam mit sieben weiteren Sportlern gegen andere Teams um die Wette zu paddeln.

"Ich habe das sofort in den Armen gemerkt, weil ich die nicht so oft trainiere. Es hat einfach Spaß gemacht, mal nicht aus den Beinen arbeiten zu müssen", beschreibt die Cottbuserin Friedrich, als sie zurück auf dem Trockenen steht. Die erste Gruppen-Challenge beim "Club der Besten" ist geschafft. Jedes Jahr lädt die Sporthilfe alle Medaillengewinner von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften zu einer Art Eventwoche ein, die Belohnung für gezeigte Leistungen.

Die Sportlerinnen und Sportler beim Wettrennen auf dem SUP. | Quelle: Mario Stumpf/sixnine

Die Jagd nach Adrenalin und sportlichen Challenges

Wenn sich die deutsche Sportelite zur Klassenfahrt im süditalienischen Kalabrien trifft, wird es wild, dieses Jahr mit Weltrekord: 100 Athletinnen und Athleten sind mit dabei, so viele wie nie zuvor - aus Sommer- und Wintersport, olympisch und paralympisch.

Zweierbob-Weltmeister Johannes Lochner hat sich weit über den Lenker seines Quads gelehnt - ein kleines grünes Mini-Rennauto, was eher an den Spielekonsolen-Klassiker "Mario Kart" erinnert. Sportliche Spaß-Wettkämpfe gibt es hier den ganzen Tag. "Sonst wären wir keine Leistungssportler, jeder will gewinnen. Wenn diese Motivation verloren geht, ist es Zeit, aufzuhören", sagt Lochner mit einem Lächeln und ergänzt: "Ich brauchte als Kind schon den Adrenalin-Kick, ich war ja mal Skispringer. Generell ist alles schön, was schnell ist."

Der Wintersport denkt klimatisch um

Der Bayer kann noch einmal durchatmen, Kräfte sammeln für den Winter, denn aufgrund der Klimaentwicklung wurde der Auftakt für den Bob-Weltcup nach hinten verlegt. In Deutschland werden die Bahnen später vereist, da kommt die Sommerwoche zur Erholung vor dem langen Winter nochmal entgegen.

"Wir fangen erst am 1. November an zu vereisen, damit wir bei warmen Temperaturen nicht unnötig Energie verschwenden. Es hat etwas gedauert, aber die Klima-Thematik hat sich auch bei uns durchgesetzt. Der Weltcup startet jetzt in Nordamerika, damit wir nicht mehr hin und her reisen müssen."

Interview | Bob-Olympiasiegerin Mariama Jamanka

"Bei über 20 Grad im Oktober wird es schwierig, eine Bahn zu vereisen"

Im April verkündete Bob-Olympiasiegerin Mariama Jamanka ihr Karriereende. Vor dem ersten Winter ohne Weltcups spricht die Berlinerin über ihr neues Leben als Studentin und die Probleme für den Wintersport durch den Klimawandel.

Mit Schrei und 140 Kilogramm durch den Kraftraum

Andere stecken schon wieder voll im Training, wie die drei Cottbuser Bahnrad-Sprinterinnen Lea Sophia Friedrich, Emma Hinze und Pauline Grabosch. Was für die einen der Kraftraum am Vormittag ist, ist für die anderen die Poolbar in der Nacht. Aber für beide gilt das gleiche: Sie sind extrem gut besucht.

Sie holt noch einmal tief Luft - ein kurzer Moment der Stille, bevor ein lauter Schrei durch das Gym geht, während Lea Sophie Friedrich 140 Kilogramm aus der Tiefkniebeuge ausstößt. Das ist mehr als das Doppelte ihres Körpergewichtes. Zwei Mal am Tag müssen sie trainieren, auf dem Rennrad und im Kraftraum. Bis zu den Olympischen Spielen sind es nur noch zehn Monate, keine Zeit zu verlieren.

"Klar ist es hart für den Kopf, wenn die anderen am Strand liegen, aber immerhin können wir hier sein, da hatten wir Glück mit unseren Trainern", erklärt Friedrich und Pauline Grabosch ergänzt von der Hantelbank: "Es ist weniger als ein Jahr, das ist brutal, da können wir selbst eine Woche nicht mehr die Beine hochlegen. Eine Radsportsaison dauert fast 365 Tage, das härtet ab."

"Wir sind sehr ehrlich und hart zueinander"

Gemeinsam mit Emma Hinze nutzen sie die Chance für ein professionelles Shooting des Starfotografen Mike Meyer. Ausdrucksstark soll es sein, Frauen-Power symbolisieren, Charakterzüge in den Gesichtern zeigen. Im Regenbogentrikot der amtierenden Weltmeisterinnen stehen sie da, in dem berühmten überdimensionalen weißen Würfel, wirken sportlich kraftvoll und dennoch elegant - ein Erfolgsrezept ihres Teams.

"Ich glaube, weil wir sehr ehrlich und hart zueinander sind, aber uns gleichzeitig dadurch motivieren. Wir sind zudem sehr unterschiedliche Charaktere, deswegen können wir uns gut gegenseitig aufbauen. Jeder hat eine andere Fähigkeit auf dem Rad", erklärt die 23-jährige Friedrich die Stärke ihres Teams.

Cottbuser Bahnrad-Trio nach WM-Erfolg

"Die letzte halbe Runde habe ich eigentlich nur noch die Augen zu gemacht"

Gleich am ersten Tag der Bahnrad-WM in Glasgow gab es für das Cottbuser Trio Lea Sophie Friedrich, Pauline Grabosch und Emma Hinze einen großen Erfolg zu feiern. Im Interview berichten sie von anfänglichen Problemen und großer Erleichterung.

Das stärkste Trio der Welt

Vielleicht sind sie sogar das stärkste Trio der Welt. Im August gewannen sie Gold im Teamsprint bei den Weltmeisterschaften in Glasgow, zum vierten Mal in Folge. Insgesamt fünf Medaillen brachten Grabosch, Hinze und Friedrich mit nach Cottbus. Das war gleichzeitig ihre Eintrittskarte für den "Club der Besten". Emma Hinze lächelt bei dem Gedanken: "Es ist die coolste Woche im Jahr. Auch wenn wir trainieren müssen, kann ich mich super erholen und mal am Pool liegen. Vor allem wird unsere Leistung dadurch extrem gewürdigt, das macht mich schon stolz."

Wenn die Nacht beginnt und ein neuer Wettkampf startet

Mittlerweile ist es dunkel geworden in Kalabrien, doch der Tag geht noch lange nicht zu Ende. Das Flutlicht lässt den grünen Court aufleuchten, das Basketballturnier steht auf dem Programm - eine Sache für Bobfahrer, findet der viermalige Olympiasieger Thorsten Margis, der im roten Tanktop der Chicago Bulls spielt. "Ich schaue unheimlich gern Basketball und würde gern etwas besser spielen. Aber es macht trotzdem mega Bock hier mitten in der Nacht bei Scheinwerferlicht und geiler Musik zu spielen, das fetzt."

Im Kraftraum ist mittlerweile niemand mehr, nun übernimmt der zweite Hotspot, die Poolbar ihre Schicht - und das bis in die frühen Morgenstunden.

Egal ob Bahnradsprinterin oder Bobfahrer, ob Sommer- oder Wintersportler, ob paralympisch oder olympisch - sie wollen alle wieder kommen, in einem Jahr, wenn die größte Klassenfahrt der Welt aufbricht, dann wird es sie in die Türkei verschlagen.

Sendung: rbb24, 26.09.2023, 18 Uhr

Beitrag von Jonas Schützeberg

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