Hertha will gegen St. Pauli vor großer Kulisse dritten Heimsieg in Folge
Mit dem Schwung von zuletzt zwei Siegen will Fußball-Zweitligist Hertha mit einem weiteren Erfolg den Anschluss nach oben herstellen. Vor 60.000 Zuschauern im Olympiastadion ist mit St. Pauli allerdings ein bislang ungeschlagener Gegner zu Gast.
Fakten zum Spiel
Das bislang letzte Pflichtspiel zwischen Hertha BSC und St. Pauli liegt sieben Jahre zurück. Im Oktober 2016 gewannen die Berliner - ebenfalls unter Trainer Pal Dardai - mit 2:0 am Millerntor.
Hertha hat die zweitmeisten Kopfball-Tore der 2. Liga erzielt (3). St. Pauli ist hingegen noch ohne Treffer per Kopf. Dafür trifft kein anderes Team so oft aus der zweiten Reihe wie die Hamburger (5).
Im Kalenderjahr 2023 hat St. Pauli vier Punkte mehr geholt als Rekordmeister Bayern München. Die Bayern kamen in der Bundesliga auf 50 Punkte, die Hamburger in der 2. Liga auf 54.
60.000 Fans werden am Samstagabend im Olympiastadion erwartet, davon mindestens 12.000 Gäste-Fans aus Hamburg.
Der Gegner-Experte
Der Gegner-Check
So läuft es sportlich bei St. Pauli
Der FC St. Pauli hat einen Start nach Maß in die neue Zweitliga-Saison hingelegt. Die Hamburger haben bislang noch kein einziges Spiel verloren und sind derzeit erster Verfolger von Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf. Damit setzen sie den positiven Trend aus der Rückrunde der vorigen Saison fort.
Aufwärts geht es bei St. Pauli, seit im vergangenen Winter der erst 30-jährige Fabian Hürzeler das Trainer-Amt übernommen hat. "Ihm ist es gelungen, den Fußball, der damals schon nicht so schlecht war, dann auch noch erfolgreich zu machen", sagt St.-Pauli-Fan und Blogger Maik Krükemeier. "Wir haben vor allem eine sehr stabile Defensive und momentan sieht es so aus, als ob wir das Eingespielte der letzten Saison sehr gut in die neue Saison übernehmen konnten."
Erst vier Gegentore kassierten die Hamburger in dieser Spielzeit - weniger als alle anderen Teams der zweiten Liga. "Nur die vier Unentschieden passen da nicht so richtig rein, wobei wir auch da eigentlich die bessere Mannschaft waren und nur das Tor nicht getroffen haben", sagt Krükemeier. Dreimal spielte St. Pauli bereits 0:0. Zuletzt gelang ihnen das Toreschießen allerdings wieder richtig gut. 5:1 schlugen sie Kiel, 3:1 gewannen sie gegen Schalke.
"Diese acht Tore haben für richtig Euphorie gesorgt", erzählt Krükemeier. Die Hamburger reisen also in Top-Form und in Torlaune gemeinsam mit mindestens 12.000 Fans am Samstag nach Berlin (Anstoß: 20:30 Uhr). Keine leichte Aufgabe für Hertha.
Nach seinem gewalttätigen Angriff während des Trainingslagers muss Marius Gersbeck nicht ins Gefängnis, sondern hat sich mit dem Gericht auf eine Zahlung von 40.000 Euro geeinigt. Hertha schließt eine zweite Chance für den Torwart nicht aus.
Das bewegt die Fans
Auch wenn es derzeit gut läuft, viele St.-Pauli-Fans fürchten sich bereits vor dem Jahreswechsel. Auf dem Kiez ist man fast schon ein wenig abergläubisch. "Wir sind wieder in einem ungeraden Kalenderjahr", sagt Krükemeier lachend. "In den letzten Jahren hat der FC St. Pauli da immer zwölf Monate großartig gespielt und dann zwölf Monate richtig schlecht", erklärt er.
Nach dieser Logik befürchtet man in Hamburg im Kalenderjahr 2024 einen Absturz. "Jetzt hoffen natürlich alle, dass das dieses Mal anders wird und wir auch in der Rückrunde so weiterspielen, wie wir hoffentlich jetzt die Hinrunde zu Ende spielen", sagt der Blogger.
Auf diesen Spieler muss Hertha achten
St. Pauli musste in den vergangenen Wochen auf den verletzten Kapitän Jackson Irvine verzichten. Nun ist er aber zurück im Training und könnte gegen die Berliner sein Comeback geben. Noch mehr Sorge sollte den Berlinern allerdings der Spieler machen, der in Irvines Abwesenheit die Kapitänsbinde übernommen hatte. Marcel Hartel ist derzeit in Topform, erzielte in den letzten beiden Spielen drei Tore und gab eine Vorlage.
Auch die beiden Flügelspieler Elias Saad und Oladapo Afolayan sollte die Hertha-Defensive besser genauer im Auge behalten. "Die machen mit ihrer Geschwindigkeit gerade glaube ich jeder Mannschaft in der 2. Liga Probleme", sagt Krükemeier.
Die Stimmen der Trainer
Pal Dardai: "Wir spielen gegen eine gut organisierte Mannschaft, sowohl offensiv als auch defensiv. Aber wir sind vorbereitet. Wenn die Spieler alles geben und fokussiert sind und mit der positiven Energie vom Olympiastadion da reingehen, wird es gut werden."
Fabian Hürzeler: "Die Berliner haben sich in der Kompaktheit entwickelt. Sie brauchten Zeit, sich zu finden. Sie lassen wenig zu. Sie definieren sich aber nicht über die defensive Kompaktheit. Sie können sehr gut und gefährlich umschalten."
Hertha-Stürmer Smail Prevljak wird wohl auch gegen St. Pauli wieder auf Torjagd gehen | Quelle: imago images/Jan Huebner
So könnte Hertha spielen
Die Startelf von Hertha machte am vergangenen Wochenende in Kiel gerade in der ersten Halbzeit einen sehr guten Eindruck. Deshalb wird Trainer Pal Dardai wohl auch wenig Grund zum Rotieren sehen. Einer, der seinen Platz in der ersten Elf auf jeden Fall verteidigen wird, ist Stürmer Smail Prevljak.
In den vergangenen vier Spielen verzeichnete er zwei Tore und zwei Vorlagen und stand in Kiel erstmals von Beginn an auf dem Feld. Dort machte er erneut so eine gute Figur, dass Dardai ihm auf der Pressekonferenz am Donnerstag für das Spiel gegen St. Pauli eine Startelf-Garantie gab. "Erstmal wird Smail spielen. Aber wir sind froh, dass wir mit Bence, Bilal und Flo gute Wechselspieler haben. Das ist Luxus."
Dardais 17-jähriger Sohn Bence wird also trotz starken Auftritts als Wechselspieler am vergangenen Wochenende weiter auf seinen ersten Startelf-Einsatz warten müssen. "Seine Aufgabe Nummer eins ist das Abitur", scherzte Trainer Dardai mit Verweis darauf, wie selten der Zehner zuletzt Zeit für die Schule gehabt habe.
Trotz einer zunächst souveränen 2:0-Führung musste Hertha BSC bei Holstein Kiel bis ans Äußerste gehen, um am Ende noch mit 3:2 zu gewinnen. Die Berliner zeigten zwei Gesichter und schwebten zwischen Glück und Verstand. Von Marc Schwitzky
In der Startelf etabliert hat sich hingegen wohl Neuzugang Andreas Bouchalakis. Der Grieche begann in den letzten beiden Partien und brachte Struktur ins zuvor chaotische Mittelfeld der Hertha. Er gewann bislang 63 Prozent seiner Zweikämpfe und verzeichnete die beste Passquote im gesamten Berliner Team.
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Dudziak, Kempf, Leistner, Karbownik – M. Dardai, Bouchalakis – Reese, Winkler – Prevljak, Tabakovic
Prognose
Die Partie am Samstagabend ist ohne Frage ein echtes Topspiel. Und das bekommt die Kulisse, die es verdient hat: 60.000 Zuschauer im Olympiastadion, Flutlicht und zwei Teams in bester Form. "Die Atmosphäre muss uns einen Extra-Kick geben. Ab 60.000 Zuschauern bekommt das Stadion eine Seele", sagt Trainer Dardai. "Wir haben die Mehrheit mit den Fans, das wollen wir für uns nutzen."
Die Voraussetzungen für einen Heimsieg sind also gegeben. Und auch die nötige Motivation wird den Spielern nicht fehlen: Mit einem Dreier hätte man plötzlich wieder Anschluss an die oberen Tabellenplätze.
Redaktionstipp: Hertha holt im Olympiastadion mit der großartigen Kulisse im Rücken den dritten Heimsieg in Folge. 2:1.
Gegner-Experten-Tipp: "Im Tippen bin ich ganz schlecht und finde das auch immer schwierig. Ich sage mal: Wir gewinnen 2:1", sagt Maik Krükemeier.