1:2 in Wolfsburg
Missglückte Generalprobe für die Champions-League-Premiere in Madrid: Der 1. FC Union hat mit 1:2 (1:2) beim VfL Wolfsburg verloren. Die Köpenicker versuchten alles, die entscheidenden Offensiv-Ideen fehlten in der zweiten Hälfte jedoch.
Das gab es seit Februar 2022 nicht mehr: Der 1. FC Union hat am Samstagnachmittag mit 1:2 (1:2) beim VfL Wolfsburg verloren und damit - nach dem 0:3 gegen RB Leipzig - die zweite Bundesliga-Niederlage in Folge kassiert. Jonas Wind (12. Minute) und Joakim Maehle (30.) trafen für die Niedersachsen, Robin Gosens erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Köpenicker (28.). Union ist mit sechs Punkten aus vier Spielen nun Tabellenachter.
Trainer Urs Fischer wechselte im Vergleich zur 0:3-Pleite gegen RB Leipzig zwei Mal: Kapitän Christopher Trimmel ersetzte auf der rechten Seite der Fünferkette Josip Juranovic, und Janik Haberer übernahm den Startelf-Platz des rotgesperrten Kevin Volland. Zwei von elf Profis, denen Fischer eines mit auf den Weg gegeben hatte: "Vollen Fokus" auf den VfL Wolfsburg und das Kerngeschäft Bundesliga - und das trotz der Omnipräsenz der Champions-League-Premiere bei Real Madrid am Mittwoch.
Und die Köpenicker lieferten. Mit großer Entschlossenheit drängten sie Wolfsburg von Beginn an in die eigene Hälfte. Bereits nach gut 60 Sekunden beförderte Haberer den Ball mit dem Knie an die Latte. Gezählt hätte ein Treffer nicht, weil der Startelf-Neuling zuvor VfL-Verteidiger Joakim Maehle gefoult hatte - und doch war die Situation wie ein Symbol für den aggressiven und torgefährlichen Powerplay-Fußball der Berliner in der Anfangsphase. Spürbar überraschte Wolfsburger wirkten schlichtweg überfordert.
Zehn Minuten brauchten die Gastgeber, ehe sie sich unter dem Köpenicker Dauer-Druck einigermaßen sortiert hatten - und nur zwei Minuten später bejubelten sie das 1:0. Im Mittelpunkt: die Vier-Tore-Stürmer der beiden Teams. Der eine, Kevin Behrens, verlor den Ball in der eigenen Hälfte und der andere, Jonas Wind, schob ihn - Sekunden später nach starker Vorarbeit von Lovro Majer - zur VfL-Führung ins rechte untere Eck (12.).
Mit dem Tor der Kategorie 'aus dem Nichts' kam Wolfsburg endgültig im Spiel an. Es war nun ausgeglichen - auch was die Torgelegenheiten anging. Rogerio verpasste das 2:0, weil er den Ball nach einer Flanke von Mattias Svanberg freistehend am zweiten Pfosten nicht richtig traf (18.). Auf der anderen Seite köpfte Alex Kral nach einer Flanke von Haberer zwar wuchtig aufs Wolfsburger Tor, aber auch exakt in die Arme von Keeper Koen Casteels (24.).
Machtlos war der Belgier vier Minuten später. Da brachte Aissa Laidouni den Ball von der rechten Strafraumecke in den Strafraum, Robin Gosens lief perfekt ein und erzielte per Kopf den 1:1-Ausgleich (28.). Ein sehenswertes Tor und der verdiente Ausgleich, der jedoch nicht lange Bestand hatte, weil es Maehle für die Wolfsburger mindestens genauso schön machte: Nach einer Ecke konnte FCU-Torwart Frederik Rönnow den Ball nur bis die Strafraumkante fausten. Dort nahm Maehle den Ball volley und der Hochgeschwindigkeits-Schuss schlug im linken Eck zum 2:1 für den VfL ein (30.).
Es sollte auch der Pausenstand in einer attraktiven Partie sein, in der beide Teams weiter in die Offensive gingen. Die zweite Hälfte begann fast genauso, wie es die erste getan hatte: mit äußerst stürmischen und dominanten Berlinern. Was fehlte, waren jedoch die zwingenden Chancen. Das lag auch daran, dass Wolfsburg sich dem 1. FC Union nun weitaus stabiler entgegenstellte. Weder Behrens noch Sturmpartner David Fofana konnten von ihren Mitspielern entscheidend in Szene gesetzt werden und so verflachte die Partie zusehends.
Trainer Fischer reagierte mit Wechseln. Sheraldo Becker ersetzte Fofana, Ex-Herthaner Lucas Tousart kam für Laidouni und damit nach seiner Oberschenkelverletzung zu seinem Bundesliga-Debüt für die Köpenicker. Kreativer wurden die Offensivbemühungen des 1. FC Union jedoch zunächst nicht. Wolfsburg suchte immer seltener überhaupt den Weg nach vorne, beschränkte sich aufs Verteidigen - und tat das äußerst erfolgreich, auch weil das Team von Trainer Niko Kovac die entscheidenden Zweikämpfe fast allesamt für sich entschied.
(Halb-)Chancen wie ein Kopfball von Haberer nach einer Flanke von Danilho Doekhi (72.) blieben lange Zeit die absolute Ausnahme. Erst fünf Minuten vor Ende hatte Becker nach einer Flanke des ebenfalls eingewechselten Brenden Aaronson die große Gelegenheit, das 2:2 zu erzielen, setzte den Kopfball jedoch knapp neben das Tor (86.). Auf der Gegenseite traf Tiago Tomas den Pfosten und verpasste die endgültige Entscheidung. So blieb es - auch nach einer siebenminütigen Nachspielzeit, zu deren Ende Behrens noch einmal aus kurzer Distanz über das Tor köpfte - bei der 1:2-Niederlage für die Köpenicker.
Robin Gosens (1. FC Union): "Wenn du dich für den Aufwand, den du betreibst, nicht belohnst, dann verlierst du ein Spiel, das heute meiner Meinung nach eher zu unseren Gunsten hätte ausgehen können. (...) Wir müssen uns vorwerfen, dass wir in der zweiten Halbzeit spielerisch zu wenige Lösungen gefunden haben."
Urs Fischer (1. FC Union): "Es ist eine unnötige Niederlage. Wenn man sich das Spiel und seinen Verlauf anschaut, haben wir sehr viel aufgewendet und hatten genügend Möglichkeiten, um zumindest noch den Ausgleich zu erzielen."
Niko Kovac (VfL Wolfsburg): "Wir haben heute sehr effizient die Tore erzielt. (...) In der zweiten Halbzeit haben wir dem Gegner zu viel den Ball gegeben. Aber ich finde, Union hat da keine großartigen Chancen herausgespielt. Es waren viele Flanken, lange Bälle und Kopfbälle - das haben wir gut verteidigt. So war es ein sehr hart erkämpfter Sieg."
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.09.23, 15:30 Uhr
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