Interview | BFC-Stürmer Rufat Dadashov
Vor einigen Jahren überzeugte Rufat Dadashov beim BFC als eiskalter Torjäger. Nach Stationen in Deutschland und den USA ist er nun zurück in Berlin. Im Interview spricht er über wertvolle Amerika-Erfahrungen, die jüngste Trainer-Entlassung und Saisonziele.
rbb|24: Rufat Dadashov, Sie sind seit einigen Wochen zurück beim BFC Dynamo. Haben Sie sich schon wieder eingefunden und eingelebt?
Dadshov: Ja, das ging für meine Frau und mich sehr schnell. Das war nicht schwer für uns, weil wir uns hier sehr wohl fühlen.
Sie haben bereits zwischen 2017 und 2018 für den BFC gespielt. Anschließend waren Ihre Stationen Preußen Münster, Phoenix Rising in den USA und die zweite Mannschaft von Schalke 04. Welche Erfahrungen haben Sie in den letzten Jahren gemacht - insbesondere im Ausland?
Ich habe einiges miterlebt und mitbekommen. Vor allem im Ausland habe ich viel gesehen. Ich habe gespürt, was der Zusammenhalt in einer Mannschaft alles bewirken kann. In den USA ist das wirklich extrem, dort gönnt jeder jedem den Erfolg. Natürlich möchten alle spielen, man verhält sich in der Mannschaft aber wie unter Brüdern oder in einer Familie. Bei Phoenix Rising haben wir zusammen in Apartments gelebt, so waren wir eigentlich den ganzen Tag zusammen. So war es für mich einfach, mich in einer neuen Mannschaft einzuleben. Sie haben mich als Ausländer aus Deutschland super aufgenommen. Der Zusammenhalt ist schon ein großer Unterschied im Vergleich zu anderen Ländern wie Deutschland. Sowas habe ich bislang nicht erlebt, das war sehr schön.
Wie haben Sie sich weiterentwickelt?
Persönlich habe ich einen extremen Sprung gemacht. Man lernt die Sprache richtig gut kennen und lernt viele verschiedene Menschen kennen. Das gibt einem schon etwas. Ich habe dann auch schnell Verantwortung in der neuen Mannschaft und mit der neuen Sprache übernommen. Das hat sich für mich einfach richtig gut angefühlt. Das habe ich nach Deutschland mitgenommen, zum Beispiel zu Schalke oder jetzt nach Berlin.
Beim FC Schalke waren Sie durchaus erfolgreich, trafen letzte Saison in 28 Spielen 13 Mal. Noch dazu waren Sie der Kapitän des Teams. Warum haben Sie sich dennoch für einen Wechsel zurück nach Berlin entschieden?
Ich wollte noch einmal um etwas spielen. Außerdem kommt meine Frau aus Berlin und wir haben uns hier immer wohlgefühlt. Deswegen wollten wir zurück und in Berlin gibt es für mich eigentlich nur einen Verein - den BFC Dynamo. Die Entscheidung war nicht so schwer.
Dass Sie sich in Berlin und beim BFC wohlfühlen, ist offensichtlich. Damals haben Sie den Klub als Torschützenkönig verlassen, jetzt kommen Sie auch schon wieder auf sechs Tore in sechs Spielen.
(lacht) Ich weiß auch nicht, warum es schon wieder so gut läuft. Wenn ich das wüsste, könnte ich sicher sein, dass ich es auch fortsetzen werden. Ich glaube, es liegt daran, dass ich mich im Verein einfach pudelwohl fühle. Die Menschen wertschätzen mich, egal ob Fans, Verantwortliche oder Mannschaft. Das macht es für einen Spieler wie mich einfacher, weil ich nur noch Tore schießen muss.
Mit elf Punkten aus den ersten sechs Partien stehen Sie derzeit auf dem sechsten Rang der Regionalliga Nordost. Sind Sie zufrieden mit dem Saisonstart?
Mit Platz sechs sind wir nicht zufrieden. Es ist aber vollkommen okay, weil wir nur drei Punkte Rückstand auf den ersten haben. Wir sind im Soll. Vielleicht haben wir zwei bis drei Zähler zu wenig auf dem Konto, aber wir sind noch an der Spitzengruppe dran und das ist unser Ziel. Wir wollen weiterhin oben mitmischen. Am Freitag haben wir ein wichtiges Spiel gegen Babelsberg, in dem wir durch einen Sieg an ihnen vorbeiziehen können.
Vor einer guten Woche gab Ihr Klub plötzlich die Trennung von Trainer Heiner Backhaus bekannt. Waren Sie überrascht?
Für uns als Mannschaft kam das genau so plötzlich wie für alle anderen. Es ist aber einfach so, dass ein Trainer, wenn er gehen möchte, gehen muss. Unsere Verantwortlichen machen einen guten Job und werden für uns den bestmöglichen Trainer finden. Dann wird es weitergehen.
Sie haben zuletzt zwei Jahre in der Regionalliga West gespielt. Jetzt spielen Sie wieder in der Regionalliga Nordost. Was sind Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ligen?
In der Nordost geht es viel mehr zur Sache. Es sind viele körperlich robuste Mannschaften dabei. In der West sind viele Teams dabei, die zocken wollen. Auch in der Nordost gibt es Klubs, die richtig gut spielen können, aber du hast auch viele Gegner, gegen die es richtig eklig ist zu spielen. Die spielen sehr körperbetont und aggressiv. Ich finde aber beide Ligen richtig stark.
Der Meister der Regionalliga Nordost steigt in dieser Saison direkt auf. Was sind die Ziele Ihrer Mannschaft?
Ich glaube, viele Mannschaften wollen dieses Jahr den Platz an der Sonne. Wir gehören natürlich auch dazu. Wir wollen ganz nach oben, müssen aber von Spiel zu Spiel schauen. Wir haben eine turbulente Woche mit dem Trainer-Rausschmiss hinter uns. Wir werden sehen, wer jetzt kommt, wir wollen aber auf jeden Fall so lange wie es geht oben mitspielen. Und vielleicht endlich den langersehnten Aufstieg in die 3. Liga schaffen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jonas Bürgener, rbb sport.
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