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Video: rbb|24 | 25.09.2023 | Material: rbb Sport, Jörg Klawitter | Quelle: rbb

Berliner Extremläufer

Ein Mal zu Fuß durch ganz Afrika

Der Berliner Extremläufer Fritz Sitte will in nur 200 Tagen die 11.000 Kilometer lange Strecke zwischen Kapstadt und Kairo bewältigen. Neben der enormen körperlichen Herausforderung können dabei auch Raubkatzen zum Problem werden. Von Lukas Witte

Mit oranger Kappe und im dunklen Tanktop erreicht Fritz Sitte Kilometer 28 des Berlin-Marathons am Wilden Eber. Wirklich außer Atem wirkt er noch nicht. "Ich fühle mich noch ganz gut. Ich muss immer wieder Wasser nachkippen, aber ansonsten läuft der Motor", erzählt der 26 Jahre alte Sitte im Vorbeilaufen.

Berlin-Marathon

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Fritz Sitte ist verrückt nach Laufen. Bereits seit sechs Uhr ist er an diesem Sonntag auf den Beinen - und hat sich mit einem Halbmarathon für den großen Lauf warmgemacht. Während viele Leute voller Aufregung und Respekt vor der sportlichen Herausforderung am Start des Marathons auf der Straße des 17. Juni stehen, hat Sitte bereits die ersten 21 Kilometer hinter sich. Trotzdem beendet er den Marathon dann noch mit einer starken Zeit von 3:22:32 Stunden.

Von Kapstadt nach Kairo

Der 26-Jährige ist top in Form. Kein Wunder, denn ihm steht eine noch viel größere Lauf-Herausforderung bevor als an diesem Marathon-Sonntag in Berlin. Sitte will 11.000 Kilometer durch Afrika laufen. Los geht es ganz im Süden in Kapstadt quer durch neun Länder bis in die ägyptische Hauptstadt Kairo ganz im Norden. "Meine Motivation ist vor allem, dass ich zeigen möchte, dass man rausgehen und Deutschland und den Alltag verlassen kann. Man kann fremde Menschen treffen und ihnen begegnen, ohne Angst zu haben", erzählt Sitte. Am 4. Oktober startet seine aufregende Reise.

Im vergangenen Jahr war der Berliner bereits tausende Kilometer mit dem Fahrrad durch Afrika gereist und war dabei begeisterte von Land und Leuten auf dem riesigen Kontinent. "Es sind vor allem Bilder und Geschichten, die ich mit diesem Lauf transportieren möchte, um zu zeigen, dass Menschen im Grunde gut sind", sagt er. Denn auf seiner anstrengenden Reise wird er immer wieder auf die Hilfe der örtlichen Bevölkerung angewiesen sein, um genug Wasser und Lebensmittel zu bekommen.

Diese Strecke will Fritz Sitte auf seinem Weg durch Afrika zurücklegen (Grafik: rbb) | Quelle: rbb

Sein Ziel ist es, die weite Strecke von Süd- nach Nord-Afrika in nur 200 Tagen zurücklegen. Das bedeutet etwa 60 Kilometer am Tag. Eine enorme Belastung für Körper und Geist. "Ich bereite mich schon länger darauf vor. Zurzeit laufe ich 150 Kilometer die Woche, also im Schnitt mehr als einen Halbmarathon pro Tag, um den Körper an die Belastung zu gewöhnen", erzählt Fritz Sitte. "Es setzt da auch ein Anpassungseffekt ein. Und auf den vertraue ich. Irgendwann wird es einfach mein Alltag sein und gar nicht mehr übermäßig anstrengend, diese 60 Kilometer am Tag zu laufen." So zumindest die Hoffnung.

40 Kilogramm Gepäck und 20 Paar Laufschuhe

Begleitet wird er dabei von seinem älteren Bruder Max. Dieser wird die Strecke auf einem Fahrrad zurücklegen, das mit dem benötigten Gepäck beladen wird. Und das ist einiges: Insgesamt 40 Kilogramm muss Max für seinen Bruder durch Afrika strampeln. Neben Proviant, einem Zelt und einem Schlafsack gehören dazu auch rund 20 Paar Laufschuhe, die von einem Sponsoren zur Verfügung gestellt werden.

Obwohl Max nicht laufen muss, wird die Reise also auch für ihn anspruchsvoll. "Das Schlimmste ist das lange Sitzen auf dem Sattel", sagt er. Zuerst sei er etwas scheu gewesen, als sein Bruder ihn fragte, ob er ihn begleiten wolle. "Irgendwann dachte ich mir dann, dass ich mir in ein paar Jahren in den Arsch beißen würde, wenn ich zurückblicke und es nicht gemacht habe."

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Telefonmasten schützen vor Raubkatzen

Die beiden haben den Weg zwar so gut es geht geplant, doch so wirklich werden sie erst vor Ort merken, wie es läuft. Auch die örtliche Tierwelt hat dabei Einfluss auf die Reise. "Man sollte in gewissen Abschnitten nachts, wenn Hyänen und Löwen aktiv sind und jagen gehen, nicht laufen, auch wenn es im Dunkeln temperaturtechnisch angenehmer ist, aber das sehen die Raubkatzen eben genauso", erklärt Fritz, "man sollte sich da also ins Zelt verkriechen und nicht aktiv sein."

Das Zelt baut man dann am besten in der Nähe eines Telefonmasten auf, denn die sind oft umzäunt und bieten so Schutz vor wilden Tieren, weiß er. "Oft gibt es dort auch Sicherheitsleute, die freuen sich eigentlich immer über Gesellschaft", sagt der Extremläufer.

Sollten Fritz und Max Sitte ihren Zeitplan wirklich einhalten können und nach 200 Tagen in Kairo ankommen, würde das ein neuer Weltrekord sein. "Ich mache es nicht einfach irgendwie, sondern versuche es in der schnellstmöglichen Zeit zu machen. Das ist auf jeden Fall Mittel zum Zweck, um die Aufmerksamkeit darauf zu ziehen. Aber den Weltrekord aufzustellen, ist nicht das Hauptziel", sagt Fritz.

Sendung: rbb24, 25.09.2023, 18 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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