American-Football-Meister
Der überragende Quarterback Jaylon Henderson hat die Potsdam Royals zur ersten deutschen Meisterschaft im American Football geführt. Das Team hat sich damit für die Finalniederlage im letzten Jahr revanchiert.
Die Potsdam Royals sind deutscher Meister im American Football. In Essen haben sie das Endspiel der German Football League mit 34:7 (22:7) gegen die Schwäbisch Hall Unicorns gewonnen. Ihr erstes Finale vor einem Jahr hatten die Royals noch gegen denselben Gegner verloren.
Dauergast Schwäbisch Hall stand zum neunten Mal in Serie im German Bowl und trotzdem galt Potsdam bei der Neuauflage des letztjährigen Finals am Samstag in Essen als Favorit. Grund dafür: Die Royals stellen die beste Offensive der Liga. Angeführt von einem, den Kenner der GFL als "Ferrari" bezeichnen: Quarterback Jaylon Henderson spielte in der höchsten US-College-Division und in Japan, bevor er nach Potsdam kam.
Wenn er jetzt im roten Trikot der Royals über den Platz rennt, erinnert er tatsächlich an einen Ferrari. Besonders im Vergleich zu seinen Gegenspielern, die oft nur Hendersons Rücklichter sehen. Im Fachjargon nennt man Quarterbacks wie ihn, die sowohl mit ihren Würfen als auch durch ihre Läufe punkten können "Dual Threat" – "doppelte Gefahr".
Im Liga-Finale in Essen setzten die Royals zu Beginn besonders auf eine der beiden Gefahren, Hendersons-Beine. Der 1,93 Meter große und 93 Kilogramm schwere Quarterback erzielte die ersten sechs Punkte für Potsdam quasi im Alleingang. Nach mehreren guten Läufen über das Feld, trug er begünstigt durch die Blocks seiner Mitspieler schließlich den Ball in die Endzone der Gegner aus Schwäbisch Hall. Der anschließende Versuch zwei Extrapunkte zu erzielen, misslang aber.
Auch den Unicorns gelang im ersten Versuch der erste Touchdown. Zusätzlich verwandelte der amtierende Meister auch den Extrapunkt und so war Potsdam zu Beginn des zweiten Viertels wieder gefragt. Erneut war es Henderson, der die richtige Antwort fand. Nach einigen First Downs zu Fuß lief er nach zwei Minuten im zweiten Quarter erneut in die Zone und markierte seinen zweiten Touchdown nach Laufspiel.
Mindestens ebenso wichtig für den Spielverlauf war die Leistung der Royals-Defence, die im Gegenzug die Unicorns kurz vor der Endzone stoppte. Da Schwäbisch Hall den folgenden Field-Goal-Versuch neben die Pfosten setzte, bot sich Potsdam im Gegenzug die Chance, den Gegner zu distanzieren. Diesmal schien die Defensive des Titelverteidigers aber Stand zu halten, bis erneut Henderson für ein Highlight sorgte.
Mit einem Lauf über 57 Yards (entspricht circa 52 Metern), den der Potsdamer-Star mit einer Pirouette garnierte, brachte er seine Mannschaft erneut kurz vor die Endzone. Den Touchdown überließ er diesmal aber einem Kollegen: Die ganze Unicorns-Abwehr konzentrierte sich auf Henderson, der den Ball an den entgegengesetzt laufenden Brandon Polk übergab, der das Ei wiederum in die Endzone trug. Die 22:7-Führung zur Halbzeit war hochverdient.
Die zweite Halbzeit begann mit Ballbesitz Schwäbisch Hall, wieder war die Defensive der Royals gefragt. Sie erfüllte ihren Job: In sieben Minuten schafften es die Unicorns lediglich über die Mittellinie. Erneut musste der Haller Kicker ran, der erneut vergab. Spätestens zu diesem Zeitpunkt konnte sich Potsdam nur noch selbst schlagen: Mit jedem Spielzug lief die Zeit für die Royals, die weiter auf ihr Laufspiel setzten, um möglichst viele Sekunden von der Uhr zu nehmen. Am Ende des Drives ergab sich das gewohnte Bild: Jaylon Henderson trug den Ball für seinen dritten Touchdown des Abends in die Endzone, neuer Spielstand: 28:7 für Potsdam.
Weil Schwäbisch Hall im nächsten Angriff den Ball kurz vor der Endzone verlor, sorgte ein Defensivspieler der Royals für die endgültige Entscheidung. Der Potsdamer Michael Lawson zog den Ball aus den Händen seines Gegenspielers und sprintete für den neuen Spielstand von 34:7 einmal quer über das Feld.
Damit war Schwäbisch Halls Moral endgültig gebrochen. Das Spiel endete mit großem Jubel der Brandenburger.
Sendung: rbb24 mit Sport, 14.10.2023, 21:45 Uhr
Beitrag von Till Oppermann
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