Union vor Champions-League-Spiel gegen Neapel
Zum ersten Mal unter Trainer Urs Fischer befindet sich Union Berlin in einer Krise. Und trotzdem wartet auf die Köpenicker das nächste große Highlight: Am Dienstag kommt der italienische Meister SSC Neapel in der Champions League ins Olympiastadion.
Der 1. FC Union Berlin befindet sich zum ersten Mal seit Jahren in einer Krise. Die Niederlage am Wochenende gegen den VfB Stuttgart war bereits die achte Pleite in Serie. Damit stellten die Köpenicker einen 19 Jahre alten Negativrekord ein. So viele Niederlagen am Stück kassierten die Eisernen zuletzt 2004 - zu Regionalliga-Zeiten.
"Im Moment sieht das nicht gut aus, aber nichtsdestotrotz gilt es, die Situation anzunehmen, wie sie ist", sagte Urs Fischer nach dem Spiel gegen Stuttgart. Für den Trainer ist es ebenfalls eine komplett neue Situation seitdem er in Berlin ist. Schließlich schwebte er mit seiner Mannschaft in den letzten Jahren förmlich durch die Wettbewerbe.
Dementsprechend groß ist nach wie vor das Vertrauen in Fischer beim Verein. "Wir sind absolut bereit, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Das weiß er auch und diese Rückendeckung kennt er auch", sagte Manager Oliver Ruhnert trotz der Negativserie. Ein zeitnaher Erfolg - vielleicht ja schon in der Champions League - würde Fischer, der Mannschaft und dem gesamten Verein aber wohl dennoch wieder etwas mehr Ruhe und Sicherheit verschaffen.
Die SSC Neapel ist nicht weniger als der italienische Meister der Vorsaison. Im Mai endete für den Klub aus Süditalien eine lange Durstrecke: Nach 33 Jahren sicherte sich Neapel wieder den Titel. Wochenlang feierten Verein und Stadt, standen dann aber plötzlich vor einem Neuanfang. Meistertrainer Luciano Spalletti und Kaderplaner Cristiano Giuntoli verließen den Klub im Sommer gemeinsam. Für Spalletti wurde der Franzose Rudi Garcia geholt. Der 59-Jährige bleibt bislang aber hinter den gestiegenen Erwartungen zurück und steht bereits früh in der Saison in der Kritik und auf der Kippe: Nach neun Spielen steht Neapel auf Platz vier mit fünf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Inter Mailand.
Etwas Luft hat ihm am letzten Wochenende der Sieg bei Hellas Verona (3:1) verschafft. Der Georgier Khvicha Kvaratskhelia erzielte gleich zwei Treffer und kommt somit bereits auf drei Tore und vier Vorlagen. Der Stürmer, der im Sommer 2022 nach Neapel gewechselt war, spielte sich innerhalb kürzester Zeit in die Herzen der Fans. Einen festen Platz hat dort auch Startstürmer Victor Osimhen. Und dass, obwohl es seit Monaten Ärger zwischen dem 24-Jährigen Überflieger der Vorsaison und seinem Verein gibt. Ein Wechsel im Sommer wurde Osimhen verwehrt, die Vertragsverhandlungen stocken und zuletzt hatte Osimhen obendrei Stress mit der Social-Media-Abteilung des Klubs.
Ein neapolitanisches Drama, von dem der 1. FC Union allerdings nur marginal betroffen sein dürfte: Für das Auswärtsspiel in Berlin fällt Osimhen verletzt aus.
Fischer: "Wir haben all die letzten Jahre gemeinsam unsere Ziele erreicht und Erfolge gefeiert. Jetzt ist es mal ein bisschen stürmisch. [...] Ich befasse mich nicht damit, was in zwei oder drei Wochen sein könnte, sondern konzentriere mich auf das Hier und Jetzt. Die Aufgabe ist Napoli. [...] Es ist ein weiterer Versuch, den wir unternehmen, um in die Spur zurückzufinden."
Sheraldo Becker dürfte gute Chancen auf die Startelf haben. Bei der 0:3-Niederlage gegen Stuttgart saß der 28-Jährige zunächst auf der Bank, gegen Neapel könnte seine Schnelligkeit aber insbesondere bei Kontern von Bedeutung werden. Denkbar ist außerdem, dass der etwas robustere Aïssa Laïdouni den Vorzug vor Lucas Tousart erhält.
Ein kleines Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Außenverteidiger Robin Gosens. Der 29-Jährige sollte eigentlich an der Pressekonferenz am Montag vor dem Spiel teilnehmen. Gosens verweilte nach dem Training allerdings noch auf der Massagebank und "in Behandlung, das wird noch abgeklärt", so Trainer Fischer. "Ich bin aber wirklich sehr positiv gestimmt, dass das mit Robin morgen funktionieren wird", betonte er.
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Doekhi, Knoche, Diogo Leite - Trimmel, R. Khedira, Gosens - Laidouni, Haberer - Becker, K. Behrens
Nicht nur aufgrund der derzeit schwachen Form geht der 1. FC Union Berlin gegen Neapel als Außenseiter in die Partie. Die Italiener sind eine andere Hausnummer und kommen ihrerseits mit einem gewissen Druck nach Berlin. Der dominante Ballbesitzfußball der SSC könnte der Fischer-Elf allerdings gelegen kommen. Union dürfte zu Beginn eher zurückhaltend spielen und auf Konter hoffen. Wenn Union - anders als so oft in den letzten Wochen - etwas Glück und einen guten Tag erwischt, könnte aber eine Überraschung möglich sein.
Der Redaktionstipp: Union erkämpft sich ein 1:1.
Sendung: rbb24 Inforadio, 23.10.23, 15:15 Uhr
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