Fußball-Bundesliga
Die Pleite gegen St. Pauli machte Hertha mit einem Erfolg auf Schalke wett. Dann folgte die Länderspielpause. Das Dardai-Team möchte sich in Nürnberg nun ausgeruht weiter nach oben drängen. Personell gibt es vor der Partie gute Nachrichten.
So läuft es sportlich beim 1. FC Nürnberg
Zwölf Punkte aus neun Spielen, jeweils drei Siege, Remis und Niederlagen: Der 1. FC Nürnberg, der die vergangene Saison mit nur fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz auf Rang 14 der 2. Bundesliga beendete, ist ordentlich in die Saison gestartet. Zuletzt gab es zwar eine klare Niederlage beim FC St. Pauli (1:5), davor gewann die Mannschaft von Cristian Fiél aber gegen Magdeburg (1:0) und holte jeweils ein Unentschieden in Braunschweig (2:2) und im Derby gegen Fürth (1:1). Insbesondere bei der Zweikampfstatistik wissen die Franken zu überzeugen: Kein anderer Verein der zweiten Liga gewinnt so viele direkte Duelle wie Nürnberg (931).
FCN-Fan Stefan Schatz hat dennoch gemischte Gefühle, wenn er auf den Saisonstart seines Klubs schaut: "Wir können momentan nicht mehr von dieser Mannschaft erwarten. Traditionell hat Nürnberg wieder das schlechteste Torverhältnis", sagt er. "Man muss auch sehen, gegen wen wir zuletzt gespielt haben. Braunschweig ist eigentlich ein Verein, den wir gerne hinter uns lassen würden", ergänzt Schatz. Tendenziell würde die Mannschaft dennoch einen stabilen Eindruck machen. Sein Saisonziel: ein einstelliger Tabellenplatz.
Das bewegt die Fans
Der 1. FC Nürnberg ist wie Hertha BSC einer der wenigen Vereine im deutschen Profi-Fußball, der noch ein Stadion mit einer Laufbahn hat. Auch sonst ist das Max-Morlock-Stadion mittlerweile merklich in die Jahre gekommen und soll ersetzt werden. Der Club will - ähnlich wie Hertha BSC - ein neues, reines Fußballstadion bauen. Die Franken sind in diesem Prozess alllerdings schon einige Schritte weiter als Hertha. Bis 2029 soll in der Nähe des jetzigen Stadions eine neue Spielstätte errichtet werden. Das beschäftigt auch die Fans.
"Uns bewegt die Mitsprache", sagt Schatz, der Mitglied im größten FCN-Fanclub, dem Supportersclub, ist. "Wir wünschen uns ein Stadion, das einen gewissen Charme hat und kein Einheitsstadion, wie man es aus vielen deutschen Städten kennt", sagt Schatz. Die Notwendigkeit eines Neubaus sei aber auch von den Fans erkannt worden. "Man ist sehr weit vom Spielfeld weg, die Akkustik und die Stimmung leiden darunter", sagt der Club-Fan - Probleme, die Hertha-Anhänger nur zu gut verstehen können.
Auf diesen Spieler muss Hertha achten
In Nürnberg erregt ein 17-Jähriger derzeit Aufsehen. Can Uzun begeistert mit schnellem, technisch versiertem sowie effektivem Spiel. Mit vier Toren ist der türkische Juniorennationalspieler bislang der beste Torschütze beim FCN. Viele Experten sehen das Nürnberger Eigengewächs bereits mit einer Zukunft in der Bundesliga oder sogar bei ausländischen Top-Vereinen.
"Er hält für uns im Sturm momentan die Fahne hoch", sagt auch Schatz. "Er ist ein junger, sehr unbekümmerter Spieler. Respekt hat er bestimmt, aber keine Angst oder Scheu. Das sieht man und tut uns gut", sagt er weiter. Auffällig ist, dass Uzun insbesondere in engen Spielen den Unterschied zu machen scheint. "Er übernimmt schon früh Verantwortung, schießt Elfmeter in den letzten Spielminuten und hat auch im Derby das wichtige 1:1 gemacht", sagt Schatz.
Pal Dardai: "Uns erwartet ein motivierter Gegner. Jeder will uns jagen und schlagen. Langsam haben wir das angenommen. Wir wollen unser defensives Verhalten weiter verbessern und die offensive Qualität, die wir schon gezeigt haben, behalten. Dann haben wir eine Chance dort zu gewinnen."
Cristian Fiél: "Hertha ist eine Mannschaft, die lange in der ersten Liga gespielt hat. Mit dem Kader streben sie den direkten Wiederaufstieg an. Mit diesen Top-Mannschaften willst du dich messen. Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Du kannst Spiele nur gewinnen, wenn du mit totaler Überzeugung auf den Platz gehst. Das gebe ich meinen Jungs auch immer wieder mit."
Die für Hertha-Fans wichtigste Nachricht zuerst: Top-Stürmer Haris Tabakovic steht in Nürnberg zur Verfügung. Der 29-Jährige hatte sich zuletzt im Training verletzt und war von Dardai sicherheitshalber vorzeitig in die Kabine geschickt worden. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gab der Trainer aber Entwarnung, Tabakovic habe keine Beschwerden und fahre mit nach Franken.
Marten Winkler, der seinen Vertrag bei Hertha in dieser Woche langfristig bis 2027 verlängert hat, und auf Schalke mit einem Infekt gefehlt hatte, könnte wieder eine Option für die Startelf sein. Auf der rechten Außenbahn würde er dann Deyovaisio Zeefuik ersetzen. Ansonsten dürfte Dardai größtenteils auf die Spieler vertrauen, die im Ruhrgebiet erfolgreich waren.
Herthas mögliche Startelf: Ernst - Kenny, Leistner, Kempf, Karbownik - Bouchalakis, M.Dardai - Winkler, Reese - Prevljak, Tabakovic
Hertha geht trotz des gleichen Punktestands als Favorit ins Spiel mit dem Club. Die individuelle Klasse im Team ist am Ende höher. Wenn Hertha von Beginn an dominant und konzentriert auftritt, können sie den positiven Trend, der sich bei den Berlinern in den letzten Wochen deutlich angedeutet hatte, auch in Nürnberg fortsetzen. Die Heimstärke des Clubs sollte die Dardai-Elf vor knapp 40.000 Zuschauer aber nicht unterschätzen.
Redaktionstipp: Hertha kommt gut erholt aus der Länderspielpause, setzt den Positivtrend fort und gewinnt in Nürnberg mit 2:0.
Gegner-Experten-Tipp: "Ich tippe auf ein Unentschieden", sagt Stefan Schatz. "Ich schätze die Hertha deutlich stärker ein als sie im Moment in der Tabelle dasteht. Für die Hertha wird es noch deutlich nach oben gehen. Nürnberg ist aber relativ heimstark, deswegen wird es ein 2:2."
Sendung: rbb24, 20.10.23, 18 Uhr
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