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Quelle: imago images/Hanno Bode

Fußball

Wie Viktoria Potsdam die achte Liga aufmischt

Erst seit fünf Jahren existiert der Fußballverein Viktoria Potsdam, trotzdem hat der Achtligist bereits große Ambitionen. Um die Ziele zu erreichen, stehen viel Talent und ein hohes Budget zur Verfügung. Nicht allen in Potsdam gefällt das. Von Lukas Witte

Sieben Spiele, keine Niederlage, 33 Tore und nur zwei Gegentore - es ist eine nahezu makellose Bilanz, mit der der SV Viktoria Potsdam derzeit die Tabelle der Fußball-Kreisoberliga Havelland anführt. Der Verein sorgt seit einer Weile für Aufsehen in der städtischen Fußballwelt, schließlich befindet sich der junge Club auf steilem Weg nach oben – und hat jetzt noch einmal richtig aufgestockt. Fünf Spieler aus der Regionalliga sind in diesem Sommer zu dem Achtligisten gewechselt und machen diesen derzeit wohl fast unschlagbar.

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Ein Achtligist mit großen Möglichkeiten

Der Durchstarter-Verein aus Potsdam wurde erst vor fünf Jahren neu gegründet. Damals eigentlich vor allem mit dem Ziel, Dinge im Jugendfußball anders zu gestalten als andere. "Die Gründungsmitglieder, die aktuell auch alle im Vorstand eine Funktion haben, sind alle mal sehr ambitionierte Eltern gewesen", erklärt Trainer und Sportdirektor David Karaschewitz. Er ist seit etwas über einem Jahr im Verein und betreut gemeinsam mit Andreas Fricke die erste Mannschaft.

Statt der Jugendabteilung überzeugten aber erst einmal die Männer und kämpften sich in den letzten Jahren von ganz unten aus der Kreisliga nach oben. Dabei geholfen haben die guten finanziellen Bedingungen, unter denen der Verein arbeiten kann. "Wir haben mittlerweile einen relativ großen Sponsorenpool. Unsere Vorstände sind alle selbstständig mit eigenen Firmen und haben gute Kontakte. Wir haben Möglichkeiten, die ich mit einigen Landesligavereinen vergleichen würde", sagt Karaschewitz, "natürlich ist das für einen Kreisoberligisten eine ungewöhnliche Situation."

Andere Vereine üben Kritik

Der neue Verein mit dem vielen Geld kommt nicht bei allen gut an. Immer wieder hagelt es von anderen Potsdamer Fußballclubs und -fans Kritik an dem Projekt, das mit hohem Budget die unteren Ligen überrollt. Besonders deutlich zeigte sich diese Ablehnung bei einem Hallenturnier im Februar, als Anhänger eines anderen Teams gedruckte 500-Euro-Geldscheine mit dem Logo von Viktoria Potsdam auf das Spielfeld warfen. Auch der jüngste Wechsel der fünf Regionalligaspieler zu dem Achtligisten dürfte die Kritik wohl noch weiter befeuert haben.

Mit Torwart Nikolas Tix, den Verteidigern Marcel Hadel und Tobias Francisco sowie den Mittelfeldspielern Daniel Becker und Pascal Borowski wechselten gleich fünf Spieler vom FSV Luckenwalde aus der vierten in die achte Liga – und sorgen dort natürlich für Furore. Gemeinsam haben sie in den ersten sieben Spielen bereits 13 Tore erzielt. "Uns ist natürlich bewusst, dass Viktoria Potsdam polarisiert und dass wir auch mal Kritik ernten, ist uns im Voraus klar gewesen", sagt Trainer Karaschewitz.

Hier kickt er noch in der Regionalliga: Pascal Borowski im Trikot des FSV Luckenwalde. Jetzt spielt er in der achten Liga für Viktoria Potsdam. | Quelle: imago images/M.Taeger

Bezüglich der neuen Top-Spieler will er aber schnell den Wind aus den Segeln nehmen. "Das sind Jungs, die wollen noch nicht aufhören und gerne noch ein paar Jahre erfolgreichen Fußball spielen. Und das konnten sie eben nicht mehr in Luckenwalde", sagt er.

Im Vordergrund hätte bei den Wechseln vor allem die persönliche Beziehung gestanden, nicht das Finanzielle. "Die Jungs hätten bei anderen Vereinen mehr erhalten können. Bei uns bekommen sie weitaus weniger und legen ihren Fokus daher auf private und berufliche Themen", erklärt Karaschewitz.

Finanzielles "war nicht ausschlaggebend für Wechsel"

Das bestätigt auch einer der Neuzugänge. "Viktoria Potsdam kann definitiv finanziell nicht mit Oberliga- oder Landesligaclubs mithalten. Das war auch nicht ausschlaggebend für den Wechsel", erklärt etwa Pascal Borowski. Der 29-Jährige hat in den vergangenen acht Jahren fast 100 Regionalligapartien für den FSV Luckenwalde absolviert. Jetzt steht er vier Klassen niedriger auf dem Rasen.

"Das war keine ganz leichte Entscheidung", sagt er, aber es hätte dafür verschiedene Gründe gegeben. Zum einen habe er während seiner Zeit in der Regionalliga seine Arbeit als Sporttherapeut stark vernachlässigt, der er aber weiter nachgehen will. Zum anderen plant er schon länger eine große Reise: Im Dezember will er für drei Monate durch Südamerika touren. "Das wäre in der Regionalliga aufgrund der Verpflichtungen nicht möglich gewesen", erklärt Borowski.

Zwar hätte es auch Angebote aus der Oberliga gegeben, "aber die trainieren meist auch viermal die Woche, was dann nicht weniger Aufwand als in der Regionalliga ist." Die Wahl fiel letztendlich vor allem wegen persönlicher Verbindungen auf Viktoria Potsdam. "Wir haben immer gesagt, wie geil wir es fänden, so einen Stamm wie in Luckenwalde auch in Potsdam zu haben, weil wir eben alle dort herkommen", erklärt Borowski. Deshalb wechselten die fünf gemeinsam in die achte Liga. Dass es für den Wechsel Kritik gibt, kann der Ex-Regionalligaspieler durchaus nachvollziehen. "Viele, von denen die Kritik kommt, kennen die Gründe ja nicht."

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Ambitionierte Ziele und Förderung der Jugend

Im persönlichen Kontakt würde man die Vorurteile aber schnell aufweichen können, erklärt Trainer und Sportdirektor Karaschewitz. "Gerade in der Kreisoberliga haben wir fast jedes Mal positives Feedback bekommen. Die Gegner sagen immer, sie hätten niemals damit gerechnet, was wir für eine sympathische und charakterlich gute Mannschaft auf dem Platz sind."

Er hofft, dass die Kritik mit jedem Aufstieg etwas abebben wird. Und davon sind einige geplant. "Dieses Jahr wollen wir direkt aufsteigen. Und mittelfristig wollen wir in die Brandenburgliga. Dieses Ziel möchten wir schnellstmöglich erreichen", erklärt Karaschewitz den ambitionierten Plan.

Das große Budget soll dabei aber auch verwendet werden, um den Jugendfußball zu fördern. "Deshalb kann niemand sagen, dass wir unseren Fokus ausschließlich bei der ersten Mannschaft haben, um kurzfristigen Erfolg zu generieren, sondern uns auch als Ausbildungsverein für Potsdamer Kinder sehen. Langfristig werden wir so eine andere Außenwirkung haben. Das wird bei den Potsdamer Vereinen aber bestimmt etwas länger dauern als im Havelland", glaubt der Sportdirektor und Trainer.

Sendung: rbb24, 16.10.2023, 18 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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