Vor einer Woche sagten die Fußballer von TuS Makkabi angesichts der Angriffe der Hamas auf Israel all ihre Spiele ab. Am Sonntag traten ihre Männerteams nun wieder an – begleitet von viel Polizei, großer Unsicherheit, aber auch Solidarität.
Es herrschte ein ebenso beeindruckendes wie außergewöhnliches Bild auf dem Fußballplatz von Anadoluspor Berlin in Kreuzberg. 45 Polizisten hatten sich in ihren dicken Uniformen auf den Weg zum Sportplatz gemacht. Einige von ihnen standen am Sonntagnachmittag direkt am Spielfeldrand, andere ein paar Meter weiter entfernt am Zaun, wieder andere an einer provisorischen Taschenkontrolle am Eingang. Der unfreiwillige Anlass für die hohen Sicherheitsvorkehrungen war der sonntägliche Gegner von Anadoluspor: TuS Makkabi.
Nach einer mehrtägigen Trainingspause und der Absage eines Oberligaspiels wegen der Hamas-Attacke auf Israel will TuS Makkabi Berlin wieder spielen. Makkabis nächster Gegner und die Berliner Integrationssenatorin haben sich solidarisch geäußert.
Eine schlimme Woche mit vielen Gesprächen
Dessen zweite Herrenmannschaft nahm am Sonntag bei Anadoluspor den Spielbetrieb wieder auf. Etwas später am Nachmittag kehrte auch die erste Mannschaft des jüdischen Vereins in der dritten Runde des Berliner Landespokals bei Berolina Stralau auf den Rasen zurück. Und wenngleich das Polizeiaufgebot dort nicht ganz so groß war wie in Kreuzberg, war der außergewöhnliche Charakter des Spiels doch auch in Stralau deutlich spürbar.
Noch am vergangenen Wochenende hatte Makkabi die Spiele seiner Mannschaften angesichts der terroristischen Anschläge der Hamas auf Israel allesamt ganz abgesagt. Eine Woche sowie weitere Attacken, aber auch Gegenschläge des israelischen Militärs später spielten Makkabis Männermannschaften nun wieder – begleitet von großen Sorgen um den Konflikt im Nahen Osten und dem Wunsch nach Normalität.
Allgemein war eine komplexe Mischung von Gefühlen zu spüren, egal, mit wem man sich am Sonntag im Rahmen der beiden Makkabi-Spiele unterhielt. Besonders betroffen waren dabei selbstverständlich die Spieler und Anhänger von Makkabi selbst. Ein Vereinsverantwortlicher, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, sagte: "Wir alle waren schockiert und begreifen bis heute nicht, was da eigentlich passiert ist und wieso es passiert ist."
Der Klub Makkabi Berlin steht vor dem größten Spiel seit seiner Neugründung 1970. Die DFB-Pokal-Partie gegen den VfL Wolfsburg bietet dem jüdischen Verein auch die Chance, zu einem Thema abseits des Antisemitismus in die Schlagzeilen zu kommen.
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Auch Wolfgang Sandhowe, der Trainer von Makkabis Oberliga-Mannschaft, berichtete nach dem 4:1-Sieg seiner Mannschaft gegen Stralau von ungemein schweren vergangenen Tagen. "Ich bin seit 38 Jahren Trainer, aber das war die schlimmste Woche, die ich in meiner Laufbahn mitgemacht habe", sagte Sandhowe, "wir haben viel darüber gesprochen, was in Israel abgelaufen ist. Das ist in großen Teilen sehr deprimierend." Dennoch wollten Spieler und Verantwortliche Makkabis dieses Wochenende nicht erneut Spiele absagen.
Viel Verständnis bei anderen Klubs
Vor einer Woche war das noch anders: "Wir mussten an dem Tag eine Entscheidung treffe, an dem die schrecklichen Angriffe stattgefunden haben", erklärte der erwähnte Vereinsverantwortliche am Sonntag.
Statt der bei so kurzfristigen Absagen üblichen Wertungen bekam Makkabi viel Verständnis von den anderen Klubs, dem Berliner- und dem Nordostdeutschen Fußballverband. "Danach haben wir in enger Abstimmung mit dem Senat und mit der Polizei die Sicherheitskonzepte so angepasst, dass wir den Spielbetrieb bei den Herren wieder aufnehmen konnten."
Dass dies schon in dieser Woche und nicht erst in einer der kommenden geschah, hätte laut dem Makkabi-Verantwortlichen einen übergeordneten Grund: "Wir wollen uns weder verstecken noch den anderen das Gefühl geben, dass sie irgendetwas gewonnen haben."
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Keinerlei nicht-sportliche Zwischenfälle
Dabei geht es für Makkabi eigentlich um mehr, als sich lediglich nicht zu verstecken. Es geht darum, einen Gegenentwurf zu den religiös und nationalistisch geprägten Konflikten rund um den Gaza-Streifen zu präsentieren. Mit Leidenschaft und sichtlich bewegt sagte Wolfgang Sandhowe am Sonntag: "Ob bei uns jemand Moslem, Jude oder Hindu ist, das ist doch egal. Wir sind eine Familie, haben 16 Nationalitäten und leben vor, wie es eigentlich in der ganzen Welt sein sollte." Dass hierfür wohl auch an den vergangenen Wochenenden weiterhin Polizeischutz nötig sein dürfte, tue ihm weh, ergänzte Makkabis Trainer.
Gefreut haben dürften sich Sandhowe, seine Spieler und Kollegen bei Makkabi hingegen über die Anteilnahme und das Verständnis, die dem Klub in den vergangenen Tagen zuteilwurden. "Zurzeit erleben wir nur Solidarität", erklärte auch Makkabis Verantwortlicher. So gab es im Vorfeld beider Makkabi-Spiele dieses Wochenendes eine Schweigeminute. Auch standen am Sonntag einige Zuschauer an den Seitenlinien, die allen voran zu den Spielen gekommen waren, um sich mit Makkabi zu solidarisieren.
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Unter den zahlreichen Augen der Polizei sorgten auch sie für zwei Spiele ohne nennenswerte Zwischenfälle abseits des Rasens. "Es war eine sehr ruhige Stimmung", sagte Wolfgang Sandhowe nach dem Spiel bei Berolina Stralau, "die Zuschauer, der Gegner, alle hier sind sehr gut mit uns umgegangen."
Überbordende Freude oder gar Euphorie kam am Sonntag angesichts der beiden Weiterkommen in den jeweiligen Pokal-Wettbewerben von Makkabis erster und zweiter Mannschaft dennoch nicht auf. Zu groß ist die Unsicherheit aller bei Makkabi Beteiligten angesichts der brutalen Kämpfe rund um den Gaza-Streifen. Selbst der Fußball, darüber ist man sich bei Makkabi einig, könne da nur ein wenig und auch nicht dauerhaft für Ablenkung sorgen.