Mitgliederversammlung
Mit großer Zufriedenheit hat der 1. FC Union auf seiner Mitgliederversammlung die Entwicklungen und Zahlen der vergangenen Saison präsentiert. Außerdem gab das Präsidium Einblicke in die umfangreichen Umbaupläne rund um die Alte Försterei.
Nur einen Tag nach der Auswärtsniederlage in Dortmund hat der 1. FC Union Berlin am Sonntagmittag zur Mitgliederversammlung geladen. Trotz des kühlen Herbstwetters und der derzeit schwierigen sportlichen Situation war die Stimmung der Teilnehmer im Stadion An der Alten Försterei dabei durchaus positiv.
Das lag unter anderem am positiven Finanzbericht der Saison 2022/23, den das Präsidium den Vereinsmitgliedern präsentierte. In der vergangenen Saison hat der 1. FC Union seine Gesamteinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 52 Millionen steigern können. Dafür sorgten vor allem Mehreinnahmen beim Sponsoring und der TV-Verwertung.
"Wir konnten in der letzten Saison über 170 Millionen Umsatz machen und haben ein sehr positives Ergebnis von 18 Millionen Euro erzielt. Seit 1990 weisen wir außerdem erstmals auch ein positives Eigenkapital auf", berichtete Vereinspräsident Dirk Zingler in einem Interview mit dem rbb im Vorfeld der Mitgliederversammlung. "Wir haben uns nicht nur sportlich in der letzten Saison auf Rang vier vorgekämpft, sondern auch wirtschaftlich neue Plateaus erreicht", so Zingler weiter.
Dadurch konnten sich die Köpenicker auch erhebliche Mehrausgaben leisten. Sie investierten in der vergangenen Saison rund 17 Millionen Euro mehr in die Lizenzspielerabteilung als noch in der Spielzeit zuvor. Auch die Ausgaben für das Personal rund um die Mannschaft und in der Geschäftsstelle und die betrieblichen Aufwendungen sind stark gestiegen.
Allerdings haben sich die Köpenicker in der vergangenen Saison auch deutlich mehr Geld geliehen als noch in den Jahren zuvor. Die Verbindlichkeiten stiegen in der Spielzeit 2022/23 auf stolze 77 Millionen Euro. "Man darf diese Zahl nicht isoliert betrachten. Wir haben ja auch 93 Millionen Euro Vermögen. Das heißt, wir haben rund 30 Prozent mehr Vermögen als Verbindlichkeiten", sagte Zingler.
Dem Präsidenten war wichtig darzustellen, dass Union die Kredite nicht dafür nutzen würde, Ausgaben zu finanzieren, sondern nur um ins eigene Vermögen zu investieren. Das geliehene Geld werde vor allem benötigt, um die umfangreichen Baumaßnahmen rund um das Stadion An der Alten Försterei und das zugehörige Gelände zu finanzieren, das mittlerweile alleinig dem Verein gehört.
Bei der letzten Mitgliederversammlung hatte die Vereinsführung den Mitgliedern berichtet, dass das Stadion ausgebaut und auf eine Kapazität von circa 37.700 Zuschauer erweitert werden soll. Schon fast fertig ist hingegen das neue Nachwuchsleistungszentrum, das für 25 Millionen Euro gebaut wurde und spätestens im kommenden Januar komplett in Betrieb genommen werden soll.
Am Sonntag wurden den Fans nun erstmals umfangreiche Pläne für das Gelände rund um das Stadion präsentiert. Bereits im Umbau befindet sich dort derzeit das Trainingszentrum der Profis hinter der Gegengerade, das bis Sommer 2025 fertiggestellt werden soll. Hier sollen die Kunstrasenplätze weichen und mit zwei Naturrasenplätzen mit Flutlichtanlage und Rasenheizung ersetzt werden. Angrenzend entsteht ein großes Sportfunktionsgebäude, in dem sich künftig neben einer Reha-Abteilung auch Aufenthalts- und Speiseräume für die Spieler befinden sollen. Auch ein Teil der Geschäftsführung soll hier einziehen.
Im September 2024 beginnt außerdem der Bau eines neuen Clubhauses. Dieses entsteht auf der Westseite des Stadionvorplatzes, und ersetzt das Zeughaus. In dem neuen langegezogenen Gebäude soll es künftig mehr Angebote für die Fans geben, wie zum Beispiel Gastronomie.
Dahinter plant der Bezirk den Bau einer neuen Straße. Die Westumfahrung führt von An der Wuhlheide im Süden bis zur Hämmerlingstraße im Norden und trennt die Alte Försterei von der Wuhlheide. Dadurch wird wohl auch viel vom wäldlichen Charakter des Stadions verloren gehen. "Es wird viele geben – und zu denen gehöre ich auch – die darauf ein bisschen mit einem weinenden Auge schauen, weil für mich gehörte die Alte Försterei immer zur Wuhlheide. Wir sind durch den Wald zum Stadion gegangen – das wird sich in den nächsten Jahren ändern", so Präsident Zingler. Er rechnet bereits im Frühjahr 2024 mit dem Baubeginn der Straße, auf der in Zukunft auch eine neue Straßenbahnhaltestelle entstehen soll und von der es eine direkte Zufahrt auf das Stadiongelände geben soll.
Ab Juli 2025 soll die eigentliche Stadionerweiterung beginnen. Union plant deshalb nach wie vor, in der Saison 2025/26 für die Heimspiele ins Olympiastadion auszuweichen. Zeitgleich beginnt an der Ostseite der Vorplatzes An der Alten Försterei der Bau eines großen neuen Parkhauses. Außerdem entsteht eine Tiefgarage, um weitere Parkplätze für die künftig deutlich größeren Zuschauermassen zu bieten.
Im Parkhaus soll eine feste Bühne in Richtung des Vorplatzes integriert werden, damit dieser für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. 10.000-15.000 Zuschauer sollen dort dann zum Beispiel Konzerten lauschen, oder Filme in einem Sommerkino schauen können. Diese Events müssten dann nicht mehr im Stadion selbst veranstaltet werden, was Geld spart und den Rasen schont.
Im Spätsommer 2026 soll das Stadion dann Stück für Stück wieder in Betrieb genommen werden. Der planmäßige Abschluss des gesamten Bauvorhabens ist für Ende 2026 terminiert. Die Umsetzung des Projektes sei dabei unabhängig vom sportlichen Erfolg des Vereins, erklärte Zingler. "Fußballspiele werden nun mal gewonnen oder verloren, davon können wir uns nicht abhängig machen", sagte er. "Wir müssen zusehen, dass wir den Erfolg verstetigen und die Bedingungen permanent verbessern. Aber den Standort wird es immer geben." Die Entwicklung des Standorts sei ein Generationsprojekt, so der Präsident. Künftig solle hier ein "Sport-, Kultur- und Musikzentrum" im Südosten Berlins entstehen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 08.10.2023, 19:30 Uhr
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