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Quelle: IMAGO / Beautiful Sports

Dribbelstarke Außen

Wie drei Flügelspieler Herthas Fußball prägen

Trainer Pal Dardai hat den Abstieg genutzt, um Herthas Fußball neu auszurichten. Das Team ist offensiv kaum wiederzuerkennen. Herzstück der Transformation sind die schnellen Außen, die ihre Gegenspieler nicht selten leiden lassen. Von Till Oppermann

Eigentlich war der lange Pass auf Fabian Reese ein bisschen zu steil. Erst kurz vor der Grundlinie konnte Herthas Nummer Elf den Ball erreichen. Ohne seinen Einsatz hätte es in der 51. Minute des Auswärtsspiels gegen Schalke 04 Abstoß gegeben. Aber nicht mit Reese, der Flügelstürmer drehte sich sofort wieder zum Tor und dribbelte in die Mitte. Mit einem Haken tunnelte er einen Schalker Abwehrspieler, mit seinem Schuss einen weiteren Verteidiger und den Torwart.

Im Spiel gegen Schalke war es das Tor zum 2:0 für Hertha BSC. In der Gesamtbetrachtung taugt die Szene, um zu beschreiben, was die neue Hertha-Mannschaft von ihren Vorgängerinnen abhebt. Zug zum Tor, eine hohe Intensität und Spieler, die sichtlich Spaß an ihrer Arbeit haben: Hertha ist kaum wiederzuerkennen.

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Pal Dardai setzt auf Dribbler

Trainer Pal Dardai ist glücklich. Genau das habe er sich im Sommer gewünscht: "Wenn du solche Spieler hast, dann kannst du offensiven Fußball spielen", schwärmt der Ungar nach neun Ligaspielen. Jahrelang musste er sich von allen Seiten anhören, er wäre zu sehr auf defensive Stabilität bedacht. In dieser Saison ist alles anders. Dardais Mannschaft hat in neun Partien schon sechzehn Gegentreffer kassiert, aber auch 18 Tore geschossen – noch nicht einmal der ungeschlagene Tabellenführer St. Pauli ist besser.

Der Trainer hat den Abstieg genutzt, um Herthas Fußball neu auszurichten: auf offensives Flügelspiel. Seine Mannschaft soll passend zum Kader schnell nach vorne spielen, dabei ihren Weg über die Außen suchen und zügig zum Torabschluss kommen. Einerseits wird dadurch das personell und sportlich dünn besetzte Mittelfeldzentrum entlastet. Andererseits kommen so die Stärken der Hertha-Außen zum Tragen. Neben Reese setzt Dardai auf Leihrückkehrer Marten Winkler und den "guten Wechselspieler" Gustav Christensen. Die drei Flügelspieler eint einiges: Sie sind schnell, sie dribbeln gut und suchen gerne den direkten Weg zum Tor.

Das zahlt sich in Torbeteiligungen aus: Reese sticht mit drei Toren und zwei Vorlagen heraus. Aber auch Winkler sammelte bereits drei Scorerpunkte und der 18-jährige Christensen legte gegen Fürth schon bei seinem zweiten Kurzeinsatz nach sehenswertem Dribbling ein Tor auf.

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Unberechenbare Spieler

Aber allein durch diese Zahlen ist der Wert der neuen Hertha-Außen noch lange nicht hinreichend beschrieben. Denn auch wenn sie sich nicht selbst in die Listen der Statistiker eintragen, wäre Herthas Spiel ohne ihre Fähigkeiten kaum möglich. Sowohl Winkler als auch Reese gehören zu den 25 schnellsten Spielern der Liga und auch Christensen gewinnt fast immer, wenn er mit einem gegnerischen Verteidiger dem Ball nachjagt. Alle drei machen außerdem das Feld breit und sprinten gerne in die Tiefe. Das bietet Hertha jederzeit die Möglichkeit, das Spiel mit einem tiefen Pass weit in die Hälfte des Gegners zu verlagern. "Ich bin sehr zufrieden, wie das vorne aussieht. Wir haben schnelle Flügelspieler, die auch gute Vorlagen geben", sagte Trainer Dardai schon Ende August.

Seitdem haben die angesprochenen Spieler noch mehr Werbung für sich gemacht. Wenn Reese oder Winkler im Olympiastadion zu einem ihrer Läufe ansetzen, brandet Jubel auf. Ihre Spielweise reißt die Fans mit, umgekehrt überträgt sich die Energie auf den Rasen. Insbesondere ihr Mut, Eins-gegen-Eins-Duelle zu suchen, macht Reese, Winkler und Christensen besonders. Weil sie sich trauen, beide Füße zu benutzen, können sich Verteidiger nie sicher sein, ob sie eine Flanke oder ein Dribbling nach innen abwehren müssen. Der bemitleidenswerte Schalker Henning Matriciani wurde bei Reeses Tunnel deshalb zur Lachnummer, weil er es nach einem dieser typischen Tempowechsel nicht schaffte, schnell genug sein Standbein zu wechseln.

Hertha bleibt offensiv

Dardai kündigte nach dem Sieg gegen Schalke an, weiter offensiv spielen zu wollen. Und für den Moment muss sich keiner bei Hertha Sorgen machen, dass das nicht funktionieren könnte. Viele Teams versuchen in der Verteidigung, die angreifende Mannschaft auf den Flügel zu drängen. Bei Hertha warten ausgerechnet dort die kreativsten Spieler. Und wenn gegnerische Trainer anfangen sollten, Fabian Reese doppeln zu lassen, würden sich anderswo auf dem Feld automatisch Lücken öffnen.

Lücken für Winkler und Christensen: Die sind vielleicht noch nicht ganz so konstant wie ihr fünf beziehungsweise sieben Jahre älterer Mitspieler, aber haben den gleichen Spielstil, der Herthas Fußball erst ermöglich. Die Alte Dame macht den Fans endlich wieder Spaß - ihre Flügelspieler haben großen Anteil daran.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.10.2023, 9:15 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

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