Eiskunstlauf-Paar Hase und Volodin
Mit einem neuen Paarlauf-Partner möchte die Berliner Eiskunstläuferin Minerva-Fabienne Hase wieder Podiumsplätze angreifen - eine internationale Startfreigabe für den russischen Nikita Volodin macht es möglich. Von Anton Fahl
Knut Schubert kommt regelrecht ins Schwärmen. Gefragt nach dem Eiskunstlauf-Paar Minerva-Fabienne Hase und Nikita Volodin, sagt der langjährige Trainer: "Das sind zwei Rohdiamanten, die man schleift und hofft, am Ende das Gesamtbild eines kleinen Diamanten herauszuarbeiten. Das ist ein Prozess. In der Regel – bei zwei solchen Sportlern – kann das schon ganz schön schnell gehen."
Im Juni 2022 hatte sich Hase nach acht Jahren von ihrem Eiskunstlauf-Partner Nolan Seegert getrennt. Zusammen wurden sie im Paarlauf unter anderem Deutscher Meister und WM-Fünfte. Außerdem qualifizierten sie sich als einziges deutsches Duo für die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking – überschattet wurde das vermeintliche Karriere-Highlight jedoch von einer Corona-Infektion Seegerts. Noch im selben Jahr ließ Hase verlauten, sie wolle einen Neustart versuchen. Mit einem neuen Partner.
Und genau diesen Partner fand die Berlinerin im Sommer 2022 – auch dank des russischen Coaches Dimitri Savin, der sowohl Hase als auch Volodin in der Vergangenheit schon trainiert hatte. "Unser Trainer hat mich eines Tages angerufen und gefragt, ob wir zusammen skaten wollen. Er meinte, dass er da eine Partnerin für mich hätte. Wir haben das dann im Juni ausprobiert und nach fünf Tagen waren wir uns einig, dass wir zusammen ein Duo bilden wollen", erinnert sich Volodin, der – wie Hase – 24 Jahre alt ist und in Sankt Petersburg geboren wurde.
"Das war bei uns ein gutes Match – wir sind beides spritzige Typen. In Würfen und Twists hilft uns das – und der Rhythmus stimmt auch", sagt Hase. "Mit Nikita konnte ich einen kleinen Schritt vorwärts machen, was die Qualität der Elemente angeht: Die Würfe sind ein Stück höher, die Sprünge vielleicht ein bisschen schwieriger und sicherer, der Twist ein Stück höher. Von der Ausführung her ist alles ein Stück sauberer geworden", so die Berlinerin weiter.
Die gesamte Saison 2022/23 durfte das Paarlauf-Gespann nur trainieren, nicht aber an Wettbewerben teilnehmen. Denn Volodin fehlte noch die Startfreigabe des - selbst wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine gesperrten - russischen Verbandes, für den er zuvor aufs Eis gegangen war. In diesem Sommer lag diese schließlich vor und auch die International Skating Union gab daraufhin ihr grünes Licht. Somit darf Volodin mit Hase seit dieser Saison auch an Wettkämpfen teilnehmen - gemeinsam für die Deutsche Eislauf-Union.
Nach den bevorstehenden Deutschen Meisterschaften und Grand-Prixs in Finnland und Japan, warten zwei sportliche Höhepunkte: die Eiskunstlauf-Europameisterschaft im Januar 2024 in Budapest und die Weltmeisterschaft im März in Montreal. Und natürlich werfen auch die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo ihren Schatten voraus.
"Die Ziele stecken sie sich von ganz alleine. Man versucht, die Sportler so einzustellen, dass sie sich ihrer Leistung bewusst sind und versuchen, das im Wettbewerb abzurufen. Am Ende bewerten Preisrichter und Spezialisten dann die Vorstellungen", sagt Knut Schubert, einst selbst erfolgreicher Eiskunstläufer, der das Duo heute in Berlin trainiert – und dabei stets im engen Austausch mit Coach Dimitri Savin in Russland ist.
"Wir kommunizieren viel über WhatsApp und Anrufe, manchmal ist er per FaceTime beim Training dabei", sagt Hase über die Zusammenarbeit mit dem russischen Trainer. "Bei den Wettkämpfen sind wir mit Dimitri Savin unterwegs. Für das Training in Berlin schreibt er unsere Programmpläne. Herr Schubert ist viel für die Technik zuständig. Er guckt sich alles genau an und achtet auf sehr viele Details – ob wir hier den Finger strecken oder da den Kopf heben. Gemeinsam sprechen wir dann immer ab, wie unser Plan die nächsten Wochen aufgebaut wird. Das funktioniert gut."
Wie gut - und vor allem: wie erfolgreich -, das werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Über das nötige Selbstvertrauen verfügt Hase jedenfalls schon jetzt: "Wir haben zusammen viel Potenzial – unsere Coaches sehen das auch so. Wir haben aus verschiedenen Ecken früh das Feedback bekommen, dass das etwas richtig Gutes werden kann. Und wir selbst merken das auch: Wir sind wettkampffähig und ernstzunehmende Gegner und so wollen wir auch gesehen werden. Es ist unser Ziel, bei den Wettkämpfen vorne mitzumischen."
Sendung: rbb24, 02.11.2023, 18 Uhr
Beitrag von Anton Fahl
Artikel im mobilen Angebot lesen