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Siege in der Bundesliga, Niederlagen in der Euroleague

Alba Berlin und das Wandeln zwischen zwei Basketball-Welten

Dominante Siege in der Bundesliga und Niederlagen in der Euroleague prägen den Saisonstart von Alba Berlin. Ein schwieriger Spagat, der nur mit Zeit und mehr Erfahrungen einfacher werden dürfte. Von Jakob Lobach

In dieser Woche sind es drei Tage, die den Spielern und Anhängern von Alba Berlin für das Anpassen ihrer Erwartungen reichen müssen. Ziemlich genau 72 Stunden liegen zwischen der Schlusssirene bei Albas dominantem 114:77-Erfolg in Göttingen und dem Sprungball zu Albas nächstem Euroleague-Spiel am Donnerstagabend (20 Uhr) in Valencia.

72 Stunden, in denen es ein beeindruckendes Offensivfeuerwerk und den vierten Sieg im fünften Bundesliga-Spiel aufzusaugen und abzuhaken gilt – ehe die Konzentration dem komplizierten europäischen Kontrastprogramm gelten muss.

Euroleague-Siege nur nah an der Leistungsgrenze möglich

Es war absehbar, dass der Balanceakt zwischen Basketball-Bundesliga (BBL) und der Euroleague für Alba Berlin in dieser Saison mehr denn je fast einem Wandel zwischen zwei Welten gleicht.

Auf der einen Seite die Bundesliga: Dort ist Alba zwar angesichts des Kaufrauschs vom FC Bayern München diese Saison nur der zweite Favorit auf die Meisterschaft - aber noch immer in der Lage, Spiele zu dominieren. Auf der anderen Seite die Euroleague, die nach der nordamerikanischen NBA als zweitbeste Basketballliga der Welt gilt.

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So manch einer hatte sich angesichts des großen Umbruchs in Albas Mannschaft Sorgen um deren Konkurrenzfähigkeit in der Euroleague gemacht. Und wenngleich die Berliner diese spätestens mit ihrem überraschenden Sieg gegen Armani Mailand etwas entkräftet haben, steht nach vier Niederlagen aus den ersten fünf Spielen dennoch fest: In der besser besetzten Euroleague müssen die in dieser Saison individuell schwächer besetzten Berliner sehr nah an ihre Leistungsgrenze kommen, um weitere Siege zu feiern.

Aber was genau ist es, das Albas Ansprüche, vor allem aber die Spiele und deren Niveau auf nationalem und internationalem Parkett so sehr unterscheidet? "Die Qualität der Spieler ist einfach viel höher, ihre Erfahrung viel größer", beantwortet Albas Sportdirektor Himar Ojeda diese Frage im Gespräch mit rbb|24.

So weit, so klar. Während die Gegner der BBL in dieser Saison nicht nur aus Sicht von Albas Ojeda tendenziell "etwas schwächer" besetzt sind als in vergangenen Jahren, ist in der Euroleague das Gegenteil der Fall. Selbst die vermeintlich kleineren Klubs haben diesen Sommer reihenweise hochdekorierte Spieler mit gut dotierten Verträgen verpflichtet. "Die Euroleague vereint die Elite Europas mit Spielern, die aus der NBA kommen", sagt Himar Ojeda.

Die Euroleague bedarf Eingewöhnung

Letztere sind dabei allerdings auch ein Paradebeispiel dafür, dass die Euroleague ihren Spielern mehr abverlangt als nur individuelle und spielerische Qualität. Die Liste derer, die mit den Vorschusslorbeeren aus der NBA nach Europa wechselten, nur um dort anschließend zu enttäuschen, ist lang.

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Womit wir bei Himar Ojedas zweitem Punkt wären: der Erfahrung. Je kleiner die Unterschiede in puncto Talent und Qualität der Spieler werden, umso größer wird ihre Bedeutung. In der Euroleague messen sich die besten Spieler Europas instruiert von den besten Trainern in großen und lauten Hallen mit der größtmöglichen Intensität. Zwangsläufig brauchen Spieler – besonders solche, die nicht aus der NBA in die Euroleague wechseln – Zeit, sich an diese zu gewöhnen.

Genau solche Spieler verpflichtet Alba seit Jahren. Luke Sikma, Jaleen Smith, Tamir Blatt, Johannes Thiemann, Rokas Giedraitis, Ben Lammers - die Liste ließe sich problemlos ergänzen. Nein, sie wurde in diesem Sommer ergänzt: durch den erst 20-jährigen Aufbauspieler Matteo Spagnolo oder auch dessen 22-jährigen Stellvertreter Ziga Samar. Ihre Bundesligatauglichkeit haben die beiden großen Talente zum Saisonstart bereits bewiesen, in der Euroleague hingegen zahlten sie bislang viel Lehrgeld. "Sie müssen nicht nur lernen, wie wir spielen, sondern auch, wie in der Euroleague gespielt wird", sagt Himar Ojeda, "das ist ein langer und schwieriger Prozess".

Auch deshalb wollte Himar Ojeda im Sommer den gebürtigen Berliner und Weltmeister Maodo Lo unbedingt halten. "Es hätte auch fast geklappt", erzählt Albas Sportdirektor, "aber dann hat sich die Situation mit Mailand ergeben." Wie auch Sikma, Smith, Blatt und Lammers verließ Maodo Lo Alba nach drei Jahren und trug seinen Teil zu Albas großem Aderlass an sportlicher Qualität und eben auch Euroleague-Erfahrung bei.

Allen voran Wurfspezialist Matt Thomas und Flügelspieler Sterling Brown wurden von Himar Ojeda auserkoren, besagte Verluste zusammen mit verbliebenen Berlinern wie Johannes Thiemann und Louis Olinde zu kompensieren.

Alba Berlins Sterling Brown bei seinem Korbleger zum Sieg gegen Mailand. | Bild: camera4+ | Quelle: IMAGO/camera4+

Erfahrene Leistungsträger sind gefordert

Bis dato am besten gelang dies ihnen bei besagtem Sieg gegen Mailand. Der zeigte einerseits, wie gut Alba angeführt von gut aufgelegten Leistungsträgern spielen kann. Andererseits aber auch, was bei Alba zusammenkommen muss, um Euroleague-Spiele zu gewinnen. So waren gegen Mailand ein überragender Thiemann (22 Punkte, 6 Rebounds), ein energischer Olinde (12 Punkte, 4 Rebounds) sowie viel Nervenstärke von Brown (18 Punkte) und Thomas (12 Punkte) nötig, um punktlose Auftritte der jungen Spagnolo und Zamar zu kompensieren.

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Auch der neuverpflichtete Power Forward Justin Bean blieb auf europäischem Parkett gegen Mailand erneut blass. Dass Bean vier Tage später in Göttingen 15 Punkte erzielte und Mateo Spagnolo und Ziga Samar Albas Spiel mit zahlreichen Assists gut lenkten - während Brown, Thiemann und Olinde gar nicht oder nur wenig spielen mussten, symbolisiert die Unterschiede zwischen der Euroleague und der BBL gut.

Bleibt die Frage, ob Albas Sportdirektor Himar Ojeda seine Mannschaft für die Euroleague noch einmal mit zusätzlicher Qualität und Erfahrung verstärken kann und will? Die im europäischen Vergleich sehr dünn besetzte Center-Position wäre hierfür ähnlich prädestiniert wie die unerfahrene Point-Guard-Riege. "Die Frage ist, was wir davon haben", sagt Ojeda. Einen Spieler, der Alba nur kurzfristig dabei helfe "zwei oder drei Spiele mehr zu gewinnen", wolle er nicht verpflichten. Findet der Spanier hingegen einen Akteur wie etwa Oscar da Silva vor zwei Jahren, der Soforthilfe mit mittelfristigen Perspektiven und Potenzialen paart, ist eine Nachverpflichtung alles andere als ausgeschlossen.

So wie auch ein Erfolg in Valencia am Donnerstag zwar eine mittelgroße Überraschung wäre, aber natürlich ebenfalls keinesfalls ausgeschlossen ist.

Sendung: rbb24, 30.10.2023, 21:45 Uhr

Beitrag von Jakob Lobach

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