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Video: rbb24 Abendschau | 14.11.2023 | S. Schöbel | Quelle: imago images/Imagebroker

Olympische Spiele 2036/40

Grüne üben Kritik an Berliner Olympia-Plänen - Senat unterzeichnet Memorandum

Die Grünen-Fraktion hat sich kritisch zu den Plänen für Olympische Spiele in Berlin geäußert. Eine Bewerbung würde den Bedarfen im Breitensport nicht gerecht werden. Zuvor hatte der Senat eine entsprechende Bereitschaftserklärung unterzeichnet.

Berlin will Teil der nationalen Bewerbung für die Olympischen Spiele im Jahr 2036 oder 2040 sein. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) unterzeichneten dazu am Dienstag eine entsprechende Bereitschaftserklärung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).

Wegner sagte vor der Unterzeichnung des Memorandums, er glaube, dass Olympische und Paralympische Spiele eine Riesenchance für Berlin seien. "Wir wollen Spiele nicht nur für, sondern vor allem mit den Berlinerinnen und Berlinern."

Absichtserklärung

Berlin sagt DOSB Bereitschaft zu Olympiabewerbung zu

Dass der schwarz-rote Senat nach den Olympischen Ringen greift, ist schon länger bekannt. Nun macht der Senat ernst: Mit einer Absichtserklärung will sich Berlin offiziell als Kandidat für die Olympiabewerbung 2036 oder 2040 anmelden. Von Sebastian Schöbel

Grüne sprechen sich gegen Olympiabewerbung aus

Aus den Reihen der Opposition gibt es Kritik an dem Vorhaben. Sie sportpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Klara Schedlich, sagte, dass eine Olympia Bewerbung nicht den Bedarfen im Berliner Breitensport gerecht werden würde.

"In Berlin gibt es großen Handlungsbedarf, denn unsere Sportstätten verfallen, die Bäder schließen eins nach dem anderen wegen Sanierungsstau und neue Vereine oder Gruppen finden keine Flächen. Bevor man Milliarden in ein Sportgroßevent steckt, müssen wir uns darauf konzentrieren unsere Sportstätten und Vereine fit zu machen", so Schedlich weiter. Nicht das Internationale Olympische Komitee (IOC) solle entscheiden, in welche Sportstätten das Geld fließe, sondern die Politik.

Außerdem gebe es Fragezeichen, was eine soziale, ökologische und korruptionsfreie Austragung betreffe, so Schedlich. "Diese mit dem IOC gemeinsam hinzubekommen ist mindestens sportlich. Letztlich muss der Senat auch beantworten, ob er seine außenpolitischen Leitplanken künftig vom IOC oder demokratischen Werten definieren lässt. Dass das IOC beispielsweise Olympia an Sanktionsaufhebungen gegenüber Russland knüpft, geht gar nicht."

Wegner kontert Kritik

Mit Blick auf die skeptischen Reaktionen verteidigte der Regierende Bürgermeister Wegner das Vorhaben. Gemeinsam mit Sportsenatorin Spranger verwies er darauf, dass der DOSB seine Regularien verändert habe. Es gehe um nachhaltige Spiele.

Das Memorandum sieht unter anderem vor, dass Berlin keine neuen Sportstätten bauen wird, sondern dass die bestehenden ertüchtigt werden sollen. Das soll auch dem Breiten- und Schulsport zugute kommen.

Debattenreihe des DOSB

Rund 500 Menschen diskutieren über neue Olympia-Bewerbung Berlins

Wegner betonte auch, dass für Berlin insbesondere die Spiele 2036 interessant wären. 100 Jahre nach den "Nazispielen unter dem Hakenkreuz" könne die Stadt zeigen, wie vielfältig und offen die Sportmetropole Berlin heute sei. Die Fokussierung ist nach den Worten Wegners gleichzeitig auch eine Absage an die Idee, sich in Berlin um die Austragung der Weltausstellung Expo im Jahr 2035 zu bewerben.

Auch Giffey für Olympische Spiele in Berlin

Die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) sieht Olympische Spiele in der Hauptstadt nach eigener Aussage als große Chance. "Wir haben schon bei den Special Olympics in diesem Jahr gesehen, was das für eine positive Wirkung in die Stadt gebracht hat, allein schon, was die vielen Gäste angeht, die den Tourismus stärken", sagte Giffey der DPA. "Als Wirtschaftssenatorin kann ich nur sagen: Wenn Olympische Spiele erfolgreich ausgetragen werden, dann ist die Stadtrendite und der wirtschaftliche Effekt für ganz Berlin zu spüren und kann nachhaltiger wirken, als es bei manchen Expos in der Vergangenheit der Fall war."

Kaweh Niroomand von der Initiative Sportmetropole Berlin begrüßte ebenfalls den Senatsbeschluss. "Es ist eine unglaublich gute Nachricht für den Berliner Sport heute." Nötig sei aber auch, die Berlinerinnen und Berliner mit einzubinden. "Wir können solche Spiele nur durchführen in Deutschland, wenn wir die kritischen Stimmen mitnehmen. Nur über ordentliche Partizipation wird es gelingen, sich erfolgreich zu bewerben beziehungsweise Olympia durchzuführen."

Dem schlossen sich Wegner und Spranger an. Gleichzeitig machten sie deutlich, dass sie dazu keine Volksbefragung sehen.

Entscheidung über Bewerberstädte noch Ende des Jahres

Zuletzt hatte es in Deutschland 1972 Olympische Spiele gegeben - die Sommerspiele in München. Seither hat sich Deutschland mit Berchtesgaden, München, Berlin, Leipzig, Hamburg und der Initiative Rhein-Ruhr sieben Mal erneut um Olympia beworben oder es vorgehabt - ohne Ergebnis.

Als Interessenten für den nun angedachten neuen Anlauf gelten neben Berlin auch Hamburg, Leipzig, München und die Region Rhein-Ruhr. Mindestens zwei sollen gemeinsam antreten.

Eine Vorentscheidung zu möglichen Bewerberstädten soll auf einer DOSB-Mitgliederversammlung am 2. Dezember fallen. Bis Sommer 2024 soll dann ein Grobkonzept inklusive Bürgerbeteiligung fertig sein. Eine endgültige Entscheidung, ob Deutschland sich um Olympia bewirbt, wird indes erst 2025 oder 2026 erwartet.

Sendung: rbb24, 14.11.2023, 18 Uhr

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