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Boxerin Nina Meinke
Profiboxerin Nina Meinke hat ein ereignisreiches Jahr hinter sich. Zwar ist sie mittlerweile Weltmeisterin, aber die ganz großen Titel fehlen noch. Ein "Super-Champion" aus Puerto Rico könnte ihr dabei im Weg stehen. Von Fabian Friedmann
Vor knapp drei Jahren trainierte sie noch mit Schlitten und Wäscheleinen. Aufgrund der Corona-Pandemie mit Lockdown und Kontaktbeschränkungen gestaltete sich Nina Meinkes damaliger Box-Alltag im Dezember 2020 äußerst schwierig.
Die Gyms, wie die Sportstätten der Boxenden heißen, waren geschlossen und auch Sparringspartnerinnen für das Training im Ring kaum zu bekommen. Zusammen mit ihrem Trainer Kay Huste wurde improvisiert. Ein Dachboden in Spandau wurde umgebaut, Wäscheleinen für die Beweglichkeit und alte Schlitten als Hilfe für Liegestütze ins Training integriert.
Der etwas unkonventionelle Ansatz zahlte sich aus und die Karriere der Nina Meinke nahm schließlich Fahrt auf. Mittlerweile ist sie Europameisterin, WIBF-Weltmeisterin und sie trägt den renommierten WBA-Gold-Titel. "Es war unglaublich viel los. Ich bin sehr stolz auf mein Team und mich, weil wir dieses Jahr wirklich viel geschafft haben", sagt Nina Meinke, die sich seit ihrem Sieg im November 2022 als erste Berlinerin überhaupt Box-Weltmeisterin nennen darf.
Ihr letzter Kampf stieg im Oktober in München gegen Laura Ledezma aus Panama, wo sie sich den IBF-Intercontinental-Titel holte. Ein wichtiger Sieg nach Punkten, um sich für zukünftige Kämpfe in Stellung zu bringen. Es ging über die volle Distanz, ohne Knock out, "aber diese Runden brauchen wir, um Erfahrung zu sammeln", erklärt Meinke. Die Patentochter von Sven Ottke ist auch dank dieses Sieges bereit für höhere Aufgaben.
Dabei war Meinkes Karriere auch von Rückschlägen geprägt. Der größte war mit Sicherheit die umstrittende Punktniederlage Im WM-Kampf gegen die Dänin Sarah Mahfoud im April 2022. "Wir haben schon zweimal um die WM geboxt und zweimal verloren, unglücklich verloren, aber Nina ist immer wieder aufgestanden. Wir haben weitergearbeitet, uns weiterentwickelt, und so langsam kommen die Früchte", sagt ihr Trainer Kay Huste.
Demnächst sollen die großen Kämpfe und Titel her. "Ich sehe mich jetzt in der besten Phase. Ich fühl mich gut, das Team, das Umfeld – alles passt", erklärt Nina Meinke und sieht ihre Zeit gekommen für den ganz großen Coup.
Ein so genannter "Super-Champion" aus Puerto Rico steht ihr dabei noch im Weg: Amanda Serrano. "Sie ist die Endgegnerin. Die wollen wir boxen und die wollen wir schlagen. Das ist unser großes Ziel", sagt Kay Huste. Serrano trägt die fünf wichtigsten WM-Gürtel der zahlreichen Weltverbände in Meinkes Gewichtsklasse. Sie hat von 48 Kämpfen 45 gewonnen, 30 davon durch K.o. Sie ist der unumstrittene Champion im Federgewicht des Frauen-Boxens.
Meinkes Promoter arbeiten mittlerweile mit Hochdruck daran, dass ihr Schützling bald mit Serrano in den Ring steigen kann. Im nächsten Jahr soll es so weit sein, wenn möglich soll der Kampf in den USA stattfinden, weil nur dort die großen Börsen, die großen Gehälter für die Boxerinnen erzielt werden können. Denn trotz ihrer Erfolge ist Nina Meinke nach wie vor auf ein zweites Standbein angewiesen.
Zusammen mit ihrem Lebensgefährten hat sie sich in Berlin-Steglitz ein Fitness-Studio aufgebaut. Hier bietet die 30-Jährige persönliche Trainingseinheiten an, wobei sie die Räumlichkeiten auch für ihr eigenes Kraft- und Ausdauertraining nutzt. Meinke selbst bezeichnet es als ihr "zweites Zuhause". Ein professioneller Boxring fehle allerdings, weshalb sie Ihr Sparring bei den Boxern des Berliner TSC in Prenzlauer Berg absolviert.
Vor kurzem ist Nina Meinke 30 geworden. Persönlich habe das keinen Einfluss auf sie, aber sportlich eben doch. "Denn man hat als Boxerin nur ein gewisses Zeitfenster. Mit 30 hat man das Gefühl, jetzt wird es eng", meint Meinke. Laut ihres Trainers seien ihre größten Charakterzüge Demut und Bescheidenheit. Sie sei eine Boxerin, die keiner Herausforderung aus dem Weg gehe, "wobei sie sich manchmal ein bisschen stärker auf die Schulter klopfen könnte", sagt Huste. Schließlich habe sie viel erreicht.
Nach Weihnachten will Nina Meinke voll in die Vorbereitung fürs nächste Jahr einsteigen. "Hoffentlich dann für Amerika“, sagt sie angriffslustig. Angesprochen auf den Dachboden in Spandau muss die Weltmeisterin lachen. Sie wird ihn wohl nie vergessen.
Sendung: rbb24, 23.11.2023, 18 Uhr
Beitrag von Fabian Friedmann
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