Union vor Heimspiel gegen Frankfurt
Nach dem Pokal-Aus in Stuttgart und der elften Pleite in Serie stellte sich Union-Präsident Dirk Zingler demonstrativ hinter Trainer Urs Fischer. Mit Frankfurt treffen die Eisernen nun aber auf einen stabilen und gefährlichen Gegner.
So läuft es sportlich bei der Eintracht:
Nach einem etwas verhaltenen Start in die Saison mit zahlreichen Unentschieden, unter anderem gegen Mainz (1:1), Köln (1:1), Bochum (1:1) und Freiburg (0:0), präsentierte sich die Eintracht unter ihrem neuen Trainer Dino Toppmöller zuletzt deutlich verbessert. Gegen Heidenheim (2:0) und Hoffenheim (3:1) feierte man verdiente Siege, zu Hause gegen Dortmund holte die Eintracht beim wilden 3:3 immerhin einen Punkt. Mit Platz 7 liegt das Team in Schlagdistanz auf die Europapokalränge.
"Mittlerweile bin ich zufrieden mit dem Saisonstart", sagt Eintracht-Podcaster Basti Red. Schließlich sei der Verein nach dem sehr kurzfristigen Abgang von Randal Kolo Muani ohne echten Mittelstürmer in die Saison gegangen. Die wenigen Tore zu Beginn seien auch darauf zurückzuführen gewesen. "Da scheint seit dem Hoffenheim-Spiel ein Knoten geplatzt zu sein", erklärt Red: "Das Momentum ist gut bei der Eintracht."
Trainer Dino Toppmöller wird in der Fanszene überwiegend positiv gesehen, nicht zuletzt aufgrund der Klub-Vergangenheit seines Vaters. "Er ist ein junger, frischer Trainer, der eine sehr gute Antritts-Pressekonferenz gemacht hat", sagt Basti Red. "Was man spieltaktisch sieht, ist sehr vielsprechend. Er hat die Mannschaft in sehr kurzer Zeit gut entwickelt." Die Abwehr wirkt laut Red mittlerweile "brutal gut eingespielt", und nun scheint Toppmöller auch den Schlüssel in der Offensive gefunden zu haben. "Wir sind bislang sehr zufrieden mit ihm", so der Eintracht-Experte.
Nach dem Abgang zahlreicher Offensivkräfte, darunter Jesper Lindström, Daichi Kamada und Randal Kolo Muani, erwarten alle Eintracht Fans, dass der Verein in der Winterpause mindestens einen namhaften Spieler für den Angriff verpflichtet. "Das ist auch keine Hoffnung, sondern das ist die absolute Erwartung, dass noch mindestens ein Stürmer kommt", sagt Basti Red.
Bis das passiert, muss die Verantwortung im Sturm auf mehrere Schultern verteilt werden. Der ägyptische Stürmer Omar Marmoush (vier Tore) präsentierte sich zuletzt in guter Form ebenso wie der Algerier Fares Chaibi (ein Tor) und das deutsche Top-Talent Ansgar Knauff (zwei Tore).
Neben dem Stürmermangel beschäftigen die Eintracht-Fans die fehlenden Choreos im heimischen Stadion. Nachdem die SGE-Fankurve um weitere Stehtribünen im Oberrang erweitert wurde, wartet man weiter sehnsüchtig auf die Zulassung, große Choreografien durchführen zu dürfen. Die werden momentan von der Frankfurter Feuerwehr aus Brandschutzgründen abgelehnt. "Es wirkt so, als wäre das vorgeschoben", sagt Basti Red, der der Feuerwehr auch mangelnde Kommunikation vorwirft.
"Union muss auf jeden Fall bei den Standardsituation von Chaibi aufpassen", sagt Basti Red. Der Algerier sei mittlerweile sehr gut reingekommen, sorge mit seinen gefährlichen Ecken und Freistößen für eine "neue Gefahr" im gegnerischen Strafraum. Man habe in den letzten Jahren nach Ecken kaum Tore erzielen können, das habe sich laut Red durch Chaibi geändert.
Eine große Stärke der Eintracht sei aber das Kollektiv. Ebimbe, Skhiri, Larrson, Knauff, Nkunku, Marmoush – alle können in der Offensive Akzente setzen, entsprechend schwer sind die Frankfurter auszurechnen. "Und dann haben wir ja noch Mario Götze und Jessic Ngankam, der vielleicht als Ex-Herthaner besonders motiviert in die Partie geht", glaubt Basti Red.
Urs Fischer: "Ich glaube, Frankfurt ist sehr stabil unterwegs. Die haben sich gefunden, die Abläufe funktionieren. Sie sind sehr aktiv. Die Geschwindigkeit ihrer Spitzen und die Außenspieler gilt es im Auge zu behalten, auch die gute Qualität bei Standards. Es wird ein Spiel werden, bei dem wir uns am Limit bewegen müssen. Wir müssen versuchen, mehr Offensivaktionen zu provozieren."
Dino Toppmöller: "Union ist eine Mannschaft, die eine sehr intensive Spielweise an den Tag legt, die läuferisch stark ist, aggressiv spielt und gut verteidigt. Ihre Negativ-Serie ist ungewöhnlich, aber es waren viele unglücklichen Niederlagen dabei. Angeschlagene Boxer sind immer gefährlich - aber sie werden auch nicht vor Selbstvertrauen strotzen. Wir müssen dagegenhalten und in den Zweikämpfen von der ersten Minute an da sein."
Beim DFB-Pokal-Aus in Stuttgart hatte Union-Trainer Urs Fischer erstmals von Beginn an in dieser Saison mit einer defensiven Viererkette agieren lassen, "um mehr Zugriff auf den Gegner zu bekommen", wie der Coach auf der Spieltags-Pressekonferenz am Freitag hervorhob.
Gegen Frankfurt spricht vieles dafür, dass Fischer zum alten 3-5-2-System zurückkehrt. Danilo Doekhi fällt in der Abwehr weiterhin aus, weshalb Bonucci, Knoche und Diogo Leite die Dreierkette bilden werden. Davor wird Alex Kral den gesperrten Rani Khedira auf der Sechserposition ersetzen. Kapitän Trimmel (für den verletzten Juranovic) und Robin Gosens werden neben Aissa Laidouni und Janik Haberer wohl das Mittelfeld komplettieren.
Im Sturm wird neben dem gesetzten Sheraldo Becker erneut Kevin Behrens seine Chance bekommen, trotz anhaltender Ladehemmung und elf Spielen ohne eigenes Tor. "Er versucht zu arbeiten, zu provozieren. Das ist der richtige Weg", sagte Urs Fischer über Behrens, mit dem er in den letzten Tagen nach eigener Aussage, intensive Gespräche geführt hatte. "Als Stürmer gehören solche Phasen dazu, aber da musst du cool bleiben."
Unions mögliche Startelf: Rönnow – Bonucci, Knoche, Diogo Leite – Trimmel, Kral, Gosens – Laidouni, Haberer – Becker, Behrens
"Die Eintracht hat ein Talent, Aufbaugegner zu sein", gibt sich Eintracht-Podcaster Basti pessimistisch. "Und die Wahrscheinlichkeit wird nicht kleiner, dass diese "kranke Serie' von Union bald endet." In der Tat fragen sich viele Union-Fans, ob nicht langsam der Zeitpunkt gekommen wäre, diese schwarze Serie von elf Niederlagen in Folge zu durchbrechen. Zumal sich Union-Präsident Dirk Zingler im Spieltagsheft für die anstehende Begegnung mit deutlichen Worten hinter Trainer Urs Fischer gestellt hat.
Urs Fischer hat das vernommen und betonte, wie wichtig es für ihn sei, das Vertrauen von Vereineinsseite zu spüren: "Ich bin mir aber auch bewusst, dass das nicht eine Job-Garantie ist." Dennoch weiß die Mannschaft mehr denn je, woran sie ist. Union wird mit Fischer vorerst weitermachen. Damit es für die Eisernen nach zwei Monaten wieder zu einem Erfolgserlebnis in der Bundesliga reicht, muss das Team aber seine Fehler in der Defensive auf ein Minimum beschränken. Die wendigen und quirligen Frankfurter Offensivspieler werden auf genau jene lauern.
Das Publikum im Stadion An der Alten Försterei wird trotz des erlebten Misserfolgs ihre Mannschaft wieder bedingungslos nach vorne peitschen. Diesen Durck von den Rängen sollte Union von Beginn an ausnutzen, um Offensivaktionen und Fehler des Gegners zu erzwingen. Vielleicht kommt dann auch das Matchglück zurück, dass die Köpenicker zuletzt mit Ignoranz gestraft hatte.
Der Redaktionstipp: Union beendet die Negativserie mit einem 2:2.
Sendung: rbb24, 03.11.2023, 21:45 Uhr
Beitrag von Fabian Friedmann
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